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Comin 2 get u

Comin 2 get u

Titel: Comin 2 get u
Autoren: Simon Packham
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hatte), doch verglichen mit vier Stunden vorher war ich voller überschwänglicher Freude.
    Paula machte einen wirklich besorgten Eindruck, als sie mich sah. Sie kam in Höchstgeschwindigkeit angewatschelt und begann etwas zu sagen, das ich nicht hören konnte. »Alles okay, Paula«, rief ich. »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht; kein Grund zur Sorge!«
    Ich drehte mich um, nahm immer vier Stufen auf einmal und stürmte den Flur hinunter, so erpicht darauf, Großvater zu sehen, dass ich kaum die schnaufende, über ihren Rollator gebeugte Oma bemerkte oder den schrecklichen Kohlgeruch.
    »Großvater, Großvater, ich bin’s«, sagte ich aufgeregt, nahm meine Kopfhörer raus und stürzte ohne zu klopfen in sein Zimmer. »Ich weiß, was passiert ist, und ich denke nicht, dass du ein   …«
    Ich hatte heimlich gehofft, dass es ihm besser gehen würde, doch mit einer solchen Verwandlung hatte ich nicht gerechnet. Die Sonne strahlte durch die geöffneten Fenster hinein und Großvater blickte nach draußenauf eine Horde Grundschulkinder, die sich mit Wasserbomben bewarfen. Und als er sich zu mir umdrehte, wirkte er 30   Jahre jünger   – das war verblüffend.
    Aber wieso trug er einen Trainingsanzug? Und warum hatte er keine Haare? Und warum rannen Tränen über seine Wangen?
    Und dann wurde mir klar, wer das war. »Dad, was machst
du
denn hier?«
    So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er wischte sich mit dem Ärmel über sein Gesicht und stolperte auf mich zu wie ein kleiner Junge, der verloren gegangen war. »Ich habe deine Nachrichten bekommen. Danke, Sam.«
    »Was ist mit dem Rennen?«
    Dad schüttelte den Kopf. »Ich wusste nicht, wie schlecht es ihm ging. Sonst wäre ich schon eher zurückgeflogen.«
    »Wo ist Großvater?«
    Aus dem Aufenthaltsraum erklang die Titelmelodie einer Quizshow. Dad legte seine Hand auf meine Schulter. »Es tut mir leid, mein Sohn.«
    »Was meinst du   …?« Und dann bemerkte ich, dass sie sein Bettzeug abgezogen hatten. »Nein   … ist er   …?«
    Dad schaffte es, mir zu erzählen, dass er bei Großvater gewesen war, als er starb, bevor wir beide in Tränen ausbrachen und ich mich dafür verfluchte, zu spät gekommen zu sein.
     
    Als wir aufgehört hatten zu weinen, brachte Paula Dad eine Tasse Tee, ich beförderte Großvaters geheimen Ananasvorrat zutage und wir begannen, den Rest seiner Sachen in schwarze Müllsäcke zu stopfen, die wir rausins Auto brachten: Großmutters Patchworkdecke, die afrikanischen Figuren, die er vom Ju-Ju-Mann bekommen hatte, ein paar muffige Taschenbücher und eine ganze Ladung Klamotten.
    »Sam, was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«
    »Nichts, nur ein kleiner Unfall. Ich habe ein Attest.«
    Dad spähte auf die runzligen Gesichter, die vor dem Fernseher dösten. »Ich fand es schlimm, ihn hierherzuschicken, weißt du, aber allein wäre er niemals zurechtgekommen. Ich glaube, letzten Endes hat er es verstanden. Er ist ihm nicht leichtgefallen, damit zu beginnen, aber ob du es glaubst oder nicht, dann haben wir es geschafft, ein wirklich gutes Gespräch zu führen.
    »Worüber?«
    »Er hat gesagt, dass er stolz auf mich ist«, antwortete Dad und wühlte in seiner Tasche nach dem Autoschlüssel. »Ich frage mich, warum.«
    »Was meinst du?«
    »Er war ein echter Mann, oder?«, sagte er und öffnete den Wagen. »Hat im Weltkrieg gekämpft und all so was. Wie kann ich da mithalten?«
    Ich stopfte den letzten Müllsack auf den Rücksitz. »Ich meine, wir sollten uns glücklich schätzen, dass es keine weiteren Weltkriege gab.«
    »Ja, ja, du hast recht«, entgegnete Dad. »Na los, wir gehen besser noch mal nachsehen, ob wir nichts vergessen haben.«
    »Dad«, sagte ich, während ich unter das Bett langte und versuchte, nicht zu niesen. »Habt ihr noch über etwas anderes gesprochen?«
    Dad balancierte auf einem Fußhocker und tasteteoben auf dem Kleiderschrank herum. »Na ja, wir haben über deine Großmutter gesprochen, wie sehr er sie vermisst, und   … über andere   … persönliche Dinge.«
    »Was für Dinge?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Dad und zog eine alte Socke hervor, »dies und das eben.«
    Ich wusste nicht, ob ich fragen sollte, aber ich musste es wissen. »Hat er dir von Tommy Riley erzählt?«
    Dad stieg von dem Fußhocker und ließ sich in Großvaters ramponierten Sessel fallen. Es war erstaunlich, wie ähnlich die zwei sich sahen. »Ich denke, dass er es schon vorher mal versucht hat, doch es war   … schwierig für ihn.
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