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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack
Autoren: Mario Giordano
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sackten seine Beine unter ihm zusammen, als gehörten sie ihm nicht mehr. Wieder schlug er hart auf den Boden auf und verstauchte sich dabei den Knöchel. Er griff mit der linken Hand nach seinem Fuß.
    Deine Hand!
    Ein Anblick, so grauenhaft, dass er den Kokon, die milchige Flüssigkeit und selbst die Tentakel in den Schatten stellte. Diese Hand …
    Peter erinnerte sich nicht, wie man ihn und wer ihn hierhergebracht hatte. Er erinnerte sich auch nur bruchstückhaft an das, was davor mit ihm passiert war. Das Letzte aber, an das er sich deutlich erinnerte, war der Schmerz und der blutige Stumpf an seinem Arm, nachdem ihm die linke Hand mit einem alten arabischen Säbel abgehackt worden war. Er erinnerte sich ganz deutlich daran, wie seine Hand in einem einzigen Augenblick nicht mehr Teil seines Körpers gewesen war und plötzlich fremd und unendlich fern auf dem Boden eines Kellergewölbes unter dem Vatikan gelegen hatte. Er erinnerte sich, wie man ihn hastig fortgeschleppt, über glitschige Treppen hinauf ans Licht gezerrt hatte.
    Aber genau dort, an der Stelle des blutigen Stumpfes, starrte Peter nun auf eine neue Hand. Keine menschliche Hand, das war klar. Weißlich und blass hob sie sich von seiner übrigen Haut ab. Er konnte die Narbenwulst sehen, wo sie mit seinem Unterarm verbunden war. Er konnte sie bewegen, konnte greifen und tasten, aber wenn er die Finger bewegte, überkam ihn Ekel, als ob er einen Parasiten betrachtete, der gerade dabei war, von seinem Körper Besitz zu ergreifen.
    Peter verglich die beiden Hände. Sie waren in Größe und Form identisch. Die gleichen Finger, der gleiche kleine Knick im Ringfinger, der gleiche Handballen. Die linke Hand jedoch wirkte fast durchscheinend. Dunkle Strukturen zeichneten sich unter der Haut ab, wo Knochen sein müssten. Adern waren auch nicht zu sehen, dafür aber kleine, rosige Flecken, die sich unter der fremden Haut abzeichneten.
    Wach auf! Wach endlich auf. Das ist nicht real!
    Peter kontrollierte seinen Atem und berührte die fremdartige linke Hand vorsichtig mit seiner rechten. Zunächst spürte er nichts. Erst als er den Druck etwas verstärkte, nahm er die Berührung wahr, und die Fingerspitzen seiner rechten Hand signalisierten ihm deutlich, dass die neue Hand warm war ! Sie lebte!
    Was auch immer es ist – werd es los. Sofort!
    Peter packte das Ding an seinem Arm, presste die Zähne aufeinander, um auf den Schmerz gefasst zu sein, und versuchte mit aller Kraft, sich den Fremdkörper vom Arm zu reißen.
    »Lassen Sie das! Sie ist noch nicht ganz angewachsen. Geben Sie ihr noch etwas Zeit!«
    Peter fuhr herum. Unbemerkt und lautlos hatte sich in dem gleichförmigen weißen Oval hinter ihm eine Tür geöffnet. Ein älterer Japaner von kleiner Statur in einem korrekten schwarzen Anzug mit Weste und Krawatte stand im Raum. Steife Haltung, kalte Augen, die ihn wie ein Objekt musterten. Hinter ihm drei Männer in weißen Schutzanzügen, OP-Hauben und Mundschutz. Instinktiv wich Peter zurück.
    »Sie sind zu früh erwacht«, sagte der Japaner sachlich auf Englisch und trat etwas näher. »Eigentlich wollten wir Sie erst in einer Woche zurückholen.« Er drehte sich kurz um und warf den drei Männern einen strengen Blick zu. »Aber nun sind Sie eben wach. Wie geht es Ihnen, Mr. Adam?«
    Misstrauisch, den Mann im Anzug und die drei anderen immer im Blick, schob er sich noch etwas weiter zurück, bis er an die Wand stieß.
    »Wer sind Sie?«
    Der Japaner verneigte sich steif. »Mein Name ist Satoshi Nakashima. Es besteht kein Grund, sich zu fürchten, Mr. Adam. Sie sind hier in Sicherheit.«
    » Sie sind Nakashima?«
    »Es tut mir leid, falls ich Sie enttäuscht habe.«
    Kein Anflug eines Lächelns in seinem Gesicht. Härte beherrschte unverändert seinen ganzen Ausdruck.
    »Wo bin ich?«
    »Nun, sagen wir … auf einer Art Krankenstation. Sie waren in keiner guten Verfassung, als man Sie hierherbrachte.« Nakashima trat um das Metallpodest herum, sorgfältig darauf bedacht, nicht in die glitschige Lache am Boden zu treten. Dabei sah er Peter weiter unverwandt an.
    »Ich weiß, was für ein Schock das Erwachen für Sie gewesen sein muss, aber seien Sie versichert, dass alles ganz optimal verlaufen ist. Sie werden sich an Ihre neue Hand gewöhnen. Sie ist ein Wunderwerk. Und dabei ganz und gar Ihre Hand. Es sind keinerlei Abstoßungsreaktionen zu erwarten. Es ist Ihre neue Hand. Geben Sie sich und ihr einfach etwas Zeit. Und vertrauen Sie mir.«
    Peter
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