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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack
Autoren: Mario Giordano
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schwieg. Der Japaner war einen guten Kopf kleiner als er und wirkte nicht sonderlich trainiert. Peter schätzte, dass er ihn trotz seines Zustandes leicht überwältigen konnte.
    Aber schaffst du auch die anderen drei?
    Nakashima schien seine Gedanken zu erraten. »Es ist verständlich, aber ebenso töricht, an Flucht zu denken. Wenn ich Sie hätte töten wollen, dann würden Sie jetzt nicht vor mir liegen wie ein frischgeborenes Baby. Denn das sind Sie nun, Mr. Adam. Sie sind gerade neu geboren worden. Und das verdanken Sie mir.«
    »Was wollen Sie von mir?«, sagte Peter leise.
    »Alles zu seiner Zeit. Man wird Ihnen nachher etwas zum Anziehen bringen, Mr. Adam. Zunächst sind noch einige Untersuchungen nötig.«
    Peter blickte auf seine linke Hand. Ein Gedanke kondensierte aus den Tiefen seiner Erinnerung in sein Bewusstsein. »Wo ist Maria?«
    »Ich erwarte Sie später«, sagte Nakashima statt einer Antwort, deutete eine leichte Verbeugung an und verließ den Raum. Die drei Männer in den Schutzanzügen halfen Peter vorsichtig auf die Beine. Sie führten ihn zu dem Metallpodest und baten ihn höflich, sich hinzulegen.
    »Haben Sie Durst?«
    Peter nickte. Sie reichten ihm eine Flasche Mineralwasser mit japanischem Aufdruck, die Peter in einem Zug austrank. Danach fühlte er sich etwas besser und viel weniger zittrig. Trotz seines unverminderten Misstrauens ließ Peter zu, dass sie mit sterilen Lappen die Reste der käsigen Schmiere von seinem Körper entfernten. Peter bemerkte erst jetzt, dass er keinerlei Haare am Körper hatte. Nirgendwo. Sein Schädel fühlte sich kahl und glatt an.
    »Die Haare werden bald wieder wachsen«, beruhigte ihn einer der Männer. Offenbar waren sie Ärzte. Sie untersuchten die roten Flecken, an denen die Tentakel gesessen hatten, und tupften sie mit einer leicht brennenden Flüssigkeit ab. Während einer der Ärzte ihm EKG-Elektroden auf die Brust pappte, wischte ein anderer die Lache und den Rest des ledrigen Kokons zusammen.
    »Was ist das für ein Material?«, fragte Peter.
    »Haut«, antwortete einer.
    Sein Kollege präzisierte: »Eine Art Haut.«
    »Das heißt, sie ist künstlich?«
    »Biologisch.«
    »Wie meine Hand?«
    Keine Antwort. Die Männer arbeiteten schweigend weiter, entfernten die Elektroden von seiner Brust, prüften seine Pupillenreflexe. Als einer ihm eine Spritze setzen wollte, packte Peter reflexartig seinen Arm mit der linken Hand und bog ihn zur Seite. Ein kurzer, schneller Griff nur, aber der Mann schrie vor Schmerz auf und ließ sofort die Spritze fallen. Peter ließ den Arm wieder los, aber der Mann krümmte sich immer noch vor Schmerzen und verließ keuchend den Raum. Die beiden anderen Ärzte sahen sich kurz an, unschlüssig, was sie nun tun sollten. Einer der beiden hob die Spritze vom Boden auf und warf sie weg.
    »Was ist passiert?«, fragte Peter irritiert. »Ich hab doch gar nicht fest zugepackt.«
    »Sie haben ihm den Arm gebrochen.«

II
    Äonen vor unserer Zeitrechnung
    A m Anfang war die Infektion. Die Saat des Untergangs, das schleichende Gift des Endes, die Sporen des Bösen, geboren vor vierzehn Milliarden Jahren aus Strahlung und roher Materie, als das Universum erwachte. Das Böse war bereits da, als das Universum aufplatzte wie eine überreife Frucht und sich weit in den neugeschaffenen Raum hineinblähte. Es war da, als Staub und Gas sich zu Galaxien verklumpten, als die galaktischen Nebel kollabierten, als sich die ersten Sonnen unter ihrer eigenen Schwerkraft entzündeten und erste Planeten aus dem Materiedunst um sie herum kondensierten. Das Böse war immer schon da, und es fand seinen Weg auf die Erde.
    Vier Milliarden Jahre bevor je ein irdisches Lebewesen zum ersten Mal so etwas wie Gnade empfinden konnte, wurde der junge Planet von der Verdammnis getroffen. Die Erde besaß zu jener Zeit noch keine feste Oberfläche. Einem infernalischen Bombardement von Kometen und Asteroiden ausgesetzt, die von den Gasriesen Jupiter und Saturn durch das Sonnensystem geschleudert wurden, wuchs der kleine Protoplanet stetig an, verleibte sich die kosmischen Brocken genauso in seinen aufgeschmolzenen Körper ein wie den Staub um ihn herum. Nahe der Sonne bestand dieser Staub fast nur aus Eisenoxiden, Silizium, Magnesium, Aluminium und anderen Metallen. Die leichteren Elemente und Verbindungen wie Stickstoff sammelten sich am äußeren Rand des Sonnensystems. Stickstoff, Kohlenstoffverbindungen, Wasser. Die Bausteine des Lebens, herangetragen von
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