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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack
Autoren: Mario Giordano
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was Peter wahrnahm, war der Schlauch tief in seinem Hals. Einem Reflex gehorchend, versuchte Peter zu atmen. Aber unmöglich. Der Schlauch blockierte seine Luftröhre. Gleichzeitig nahm Peter zwei Dinge wahr: erstens, dass er sich unter Wasser befand, eingehüllt in eine Art Kokon aus einem farblosen Material. Zweitens, dass dieser Kokon ganz mit milchig trübem Wasser gefüllt war, in dem sein Körper schwamm wie in einer Fruchtblase. Dann traf ihn der Schock. Er schlug und trat mit Händen und Füßen um sich. Vergeblich versuchte er, das Gewebe, das ihn umschloss, zu greifen, aber es besaß eine zähe, lederartige Konsistenz. Immer noch unter Wasser, versuchte Peter, aus Leibeskräften zu schreien, was mit dem Schlauch im Hals ebenfalls unmöglich war. Der Druck auf seine Lungen nahm zu. Außer sich vor Panik, zu ertrinken und zu ersticken, krallte er seine Hände nun fester in die farblose Hülle. Bis die Finger seiner linken Hand das lederne Gewebe endlich durchstießen und aufrissen.
    Grelles Licht blendete ihn, als sein Kopf aus dem Gewebe stieß. Peter spürte, wie der Druck auf die Lungen nachließ. Aber immer noch steckte der Schlauch in seinem Hals. Nackt und am ganzen Körper mit einer käsigen Schmiere bedeckt, klatschte Peter zu Boden. Der harte Aufprall, so sehr im Gegensatz zu der wohligen Schwerelosigkeit, holte ihn mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurück. Reflexartig griff Peter nach dem Schlauch und zog ihn würgend aus seiner Kehle. Sein Bewusstsein realisierte nur am Rande, dass es sich tatsächlich um zwei Schläuche handelte, die tief in seiner Luft- und in seiner Speiseröhre steckten. Verzweifelt zerrte Peter die schier unendlich langen Schläuche ganz aus seinem Hals und erbrach danach einen Schwall heller Flüssigkeit. Und endlich, stöhnend und unter Schmerzen, konnte er Luft holen.
    Das Atmen schmerzte, die Lungen brannten. Peter krümmte sich hustend am Boden in einer Lache milchiger Substanz und atmete keuchend. Zwischendurch erbrach er immer wieder weitere Flüssigkeit, verschluckte sich erneut, würgte, hustete und machte den nächsten Atemzug. Zu seiner Verwunderung bemerkte er, dass er eine Erektion hatte, die nur langsam abklang.
    Als er keine Flüssigkeit mehr erbrach und sich sein Atem etwas beruhigt hatte, sah er sich hastig um. Das grelle Licht kam von einer starken Lampe über ihm an der Decke, offenbar die einzige Lichtquelle. Peter erkannte, dass er sich in einem ovalen Raum mit vollkommen weißen Wänden befand. Er lag neben einer Art metallischem Podest, von dem er offenbar heruntergefallen war. Der Raum war nicht größer als das Wohnzimmer seiner Eltern, an drei Stellen standen niedrige Apparate mit Leuchtdioden und Anzeigen, die leise summten und aus denen Schläuche und Kabel zu dem Metallpodest führten. Die flüssige Substanz und der zerrissene Kokon bedeckten den Boden und verbreiteten einen säuerlichen Geruch. Entsetzt erkannte Peter nun, dass sein Körper an verschiedenen Stellen durch knotige, blasse hautartige Tentakel mit diesem Material verbunden war wie mit einer Art zweiter Haut. Wie Nabelschnüre.
    Was ist das für ein Albtraum? Wach auf! Wach doch auf!
    Vielleicht erlebte er gerade einen paranoiden Schub. Er hoffte es irgendwie. Doch Albtraum oder Paranoia – es wirkte schrecklich real.
    Tu endlich was! Irgendwas!
    Die knotigen Tentakel, die aus seiner Haut wucherten, wirkten organisch, schienen aber nicht durch Blutgefäße oder Nerven versorgt zu werden. Peter zupfte vorsichtig an einem der Tentakel. Kein Schmerz, aber die Verbindung mit der Kokonhaut wirkte fest und stabil.
    Ruhig! Ganz ruhig. Beruhig dich. Atme. Und jetzt …
    Trotz des überwältigenden Ekels vor den seltsamen, tentakelartigen Auswüchsen seines Körpers packte Peter einen der Tentakel fest mit der Hand und zerrte ruckartig daran. Ein kurzer, scharfer Schmerz, dann löste sich das knotige Gebilde mit einem schmatzenden Geräusch von seiner Haut und hinterließ nur einen Fleck zarter rosa Haut wie eine frische Schürfwunde. Entschlossen befreite sich Peter auch von den restlichen Tentakeln und sah zu, wie sie sich augenblicklich zusammenrollten und dann schlaff auf den Kokon klatschten.
    Peter würgte heftig, erbrach aber kaum noch Flüssigkeit.
    Steh auf. Du musst aufstehen!
    Leichter gesagt als getan. Peter merkte, dass seine Beine ihm kaum gehorchten. Mit aller Kraft zog er sich an dem Metallpodest hoch und versuchte zu stehen. Aber sobald er die Hände von dem Podest nahm,
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