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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack
Autoren: Mario Giordano
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im Bruchteil einer Sekunde verschlungen.
    Dr. Peter Kasanov starb in dem Bewusstsein, dass er allem, was war, und allem, was jemals gewesen war, ein Ende bereitet hatte.
    Für den Neuanfang.

1
    Eine Insel vor der Küste Nordkoreas
    Sie hatten keinen einzigen Schuss abgeben müssen. Zwar hatte Cho nach einer altmodischen Makarow-Pistole gegriffen, als sie ins Gebäude gestürmt waren, doch Ryan Nash hatte ihm die Waffe aus der Hand getreten.
    Jetzt kauerte die Familie vor Nash und seinem fünfköpfigen Navy-SEALs-Kommando: Cho, seine Frau, die das Baby an sich drückte, und die zwei Söhne, acht und zehn Jahre alt. Sie wimmerten, und die Frau zitterte am ganzen Körper.
    Cho sagte etwas auf Koreanisch, sodass Nash ihn nicht verstehen konnte. Dabei sprach dieser Hurensohn passabel Englisch, wie Nash wusste, denn die Drogenfahndung hatte ihn gebrieft.
    » Wo ist General Yang?«, fragte Nash zum wiederholten Mal.
    Er drückte Cho die Mündung der Pistole an den Kopf, eine Sonderanfertigung der Schweizer Waffenschmiede SIG Sauer, die nur von amerikanischen Spezialkommandos benutzt wurde.
    » Wo ist Yang?«
    Cho sagte wieder etwas auf Koreanisch.
    Nash hatte genug. Er wollte Antworten. Er griff sich den älteren, achtjährigen Jungen und presste ihm die Pistolenmündung an den Kopf.
    » Yang? Wo ist Yang?«, rief er. »Mach den Mund auf, oder der Junge stirbt!«
    Cho blickte ihn mit undurchdringlicher Miene an.
    » Commander«, sagte einer von Nashs Männern verstört. »Sie können doch nicht …«
    » WO IST YANG?«
    Cho schwieg.
    Nash drückte ab …
    … und erwachte mit einem Schrei. Er schoss erschrocken in die Höhe, doch der straffe Sicherheitsgurt der Kryo-Kapsel hielt ihn zurück.
    Was für ein verdammter Albtraum! Nie wäre es ihm jemals in den Sinn gekommen, auf ein unschuldiges Kind zu schießen!
    Die Forscher im CERN hatten ihnen gesagt, dass die Träume während des Kälteschlafs intensiv und sehr real sein könnten – aber dieser Traum war für Ryans Geschmack eindeutig zu real gewesen.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seltsam. Eigentlich sollte ihm nach dem Tiefschlaf kalt sein. Doch der Stoff seines schwarzen Nylonanzugs war beinahe vollständig mit Tropfen seiner Körperfeuchtigkeit bedeckt, die nach außen gedrungen war. Die Luft war stickig und klamm, ganz anders, als die Wissenschaftler erwartet hatten. Sie waren davon ausgegangen, dass das Schiff nach dem Sprung einer Tiefkühlkammer glich.
    Das ist bestimmt nicht die einzige Überraschung bei einem Himmelfahrtskommando wie diesem, dachte Ryan. Wenigstens sind wir heil angekommen.
    Mit einer geübten Bewegung löste er den Gurt, erhob sich aus dem Schalensitz, stieß sich den Kopf an der niedrigen Decke und fluchte lautlos. Das Schiff war von außen so groß wie ein Haus, doch unter dem Metallpanzer steckte vor allem hypermoderne Technik, sodass für die fünf Astronauten – oder wie immer man sie bezeichnen wollte – nur wenig Platz geblieben war.
    Ryan Nashs Augen gewöhnten sich allmählich an das dämmrige Licht. Die Notbeleuchtung tauchte die Kommandoeinheit und die Messgeräte in einen rötlichen Schein.
    Ryan blickte zu den anderen vier Kryo-Kapseln hinüber, die sich ebenfalls geöffnet hatten – ein wenig zu früh, wie er bemerkte. Eigentlich hätte das Schiff einen automatischen Routinecheck sämtlicher Systeme und der Atmosphäre des Planeten durchführen und die Besatzung erst dann aus dem Kälteschlaf wecken sollen. Aber das war nicht geschehen, wie Ryan mit einem Blick auf den Schirm der zentralen Steuereinheit feststellte.
    Die anderen vier Crewmitglieder – Jabo, Maria, Ai und Proctor – erwachten allmählich. Sie waren das vielleicht beste Team, mit dem Ryan Nash jemals zusammengearbeitet hatte. Selbst in seiner Zeit bei den Navy SEALs hatte er selten eine Gruppe an seiner Seite gehabt, der er so blind vertrauen konnte. Die Fähigkeiten dieses Teams waren einzigartig.
    Genau wie unsere Freundschaft, dachte Ryan. Vor allem die Freundschaft mit Jabo. Er war gut zehn Jahre älter als Nash, Mitte vierzig, hatte pechschwarze Haut und war in den Banlieus von Paris aufgewachsen, dem tristen Gürtel aus Plattenbauten, der die Millionenstadt umschloss. Seine Eltern, gläubige Moslems, stammten ursprünglich von der Elfenbeinküste. Jabo war ein kraftstrotzender Hüne mit der Figur eines Bodybuilders, denn er stemmte in jeder freien Minute Eisen und stählte seinen Körper. Seine Oberarme waren so dick wie Nashs
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