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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack
Autoren: Mario Giordano
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Schiffes schien ihre Kontur zu verlieren, waberte, knisterte und blitzte, bis das ganze Gebilde in ein bläuliches Leuchten gehüllt war.
    »… drei – zwei – eins …«
    Was nun folgte, glich einer surrealen Traumszene: Das Schiff verflüssigte sich, die Formen verschoben sich, und dann – der Countdown erreichte die Null – implodierte es und schien sich selbst zu verschlucken, als würde seine gesamte Materie nach innen gesogen, zu einem einzigen, unvorstellbar kleinen Punkt.
    Die SURVIVOR war verschwunden, und mit ihr Ryan Nash und sein Team. Sie hatten sich buchstäblich aufgelöst, um an einem anderen Ende des Universums neu erschaffen zu werden.
    Eva Kessler stieß den Atem aus, den sie unwillkürlich angehalten hatte. Zehn Jahre hatte sie mit der Entwicklung dieses Projekts verbracht, und nach den vielen Rückschlägen hatte sie ernsthaft daran gezweifelt, diesen Augenblick noch zu erleben.
    Neben ihr beobachtete Dr. Peter Kasanov die Daten auf dem Bildschirm. Kasanov war der Leiter des Experiments. Im Grunde war es allein seiner Genialität zu verdanken, dass sie nun kurz davor standen, den größten Traum der Menschheit zu erfüllen. Dennoch schien die Anspannung niemals von ihm abzufallen, nicht einmal in diesem Augenblick. In der langen Zeit, die sie nun schon zusammenarbeiteten, hatte er nur selten seine erste Miene abgelegt. Dieses Projekt war sein Lebenswerk.
    »Gratuliere!«, sagte Eva Kessler begeistert. »Es hat funktioniert! Sie sind unterwegs!«
    »Ja«, sagte Kasanov einsilbig, ohne den Blick vom Monitor zu nehmen. »Der Schlüssel ist auf dem Weg.«
    »Schlüssel?«, fragte Kessler verwirrt. »Was für ein Schlüssel, Dr. Kasanov?«
    Er antwortete nicht. Stattdessen zeigte er ein Lächeln, wie Kessler es nie zuvor bei ihm gesehen hatte.
    Bevor sie ihre Frage wiederholen konnte, heulte der Alarm. Eva Kessler blickte auf den Bildschirm und erstarrte. Ihr Hochgefühl verflog.
    Was sie sah, konnte nicht sein. Es durfte nicht sein.
    Die Energie, die das Schiff ins Nichts gesogen hatte, ballte sich in dem Saal hinter der Scheibe. Und diese Energie wurde nun stärker, vervielfachte sich mit rasender Geschwindigkeit.
    Kessler spürte, wie sich ihr die Härchen auf den Unterarmen aufstellen, spürte die elektrische Ladung, die in der Luft knisterte. Es roch nach Ozon.
    Ein greller Blitz zuckte durch die Halle hinter der Panzerglasscheibe, wand sich in tausend Verästelungen. Irrlichter waberten über die Geräte und Messinstrumente. Mit lautem Knallen entlud sich Energie. Funken sprühten. Die Bildschirme flackerten. Einige erloschen, andere zeigten völlig absurde Daten und Messergebnisse.
    Dort, wo das Schiff verschwunden war, riss die Schwärze auf. Eine Energieblase wölbte sich nach außen und strahlte ein schwarzes Licht aus, das die Netzhaut versengte. Schwarze Funken peitschten wie winzige Geschosse durch den Raum.
    »Antimaterie-Alarm!«, rief Kessler. »Das Wurmloch ist aufgerissen und außer Kontrolle! O Gott, wir haben ein Schwarzes Loch erschaffen!«
    Das Licht in der Halle und im Kontrollraum erlosch, und nur noch das unstete Leuchten der Monitore spendete Helligkeit, in der die Gesichter der Umstehenden noch blasser wirkten. Ein dröhnender Knall war zu vernehmen, dann ein Grollen wie von fernem Donner. Zwei weitere Bildschirme erloschen. Funken sprühten aus elektronischem Equipment, Blitze huschten über die Geräte.
    Alles in der großen Halle, was nicht irgendwo befestigt war, wurde von der schwarzen Blase angezogen und verschwand darin. Kessler tippte fieberhaft auf der Tastatur und versuchte, das Unvermeidliche abzuwenden.
    »Unternehmen Sie etwas, Kasanov! Um Himmels willen, Sie müssen es verhindern!«
    »Der Schlüssel ist versendet«, wiederholte Kasanov mit dumpfer Stimme. »Nur das zählt.«
    Kessler wollte diesen offenbar Geisteskranken anschreien, wollte ihm klarmachen, was geschah, wenn hinter der Panzerglasscheibe tatsächlich ein Schwarzes Loch entstand. Es konnte den ganzen Kontinent verschlingen, die ganze Erde vernichten …
    Doch auf seltsame Weise wirkte Peter Kasanov wie ein Mann, der überaus zufrieden war mit dem, was er erreicht hatte.
    Kessler kam nicht mehr dazu, einen weiteren Gedanken zu fassen, denn im nächsten Moment schien die schwarze Energieblase zu explodieren. Sie dehnte sich schlagartig aus und riss alles in sich hinein – die Halle, die Wissenschaftler, die Geräte hinter der Panzerglasscheibe, das gesamte Kernforschungslabor.
    Alles wurde
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