Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Harmonien, die den Hummer füllten, waren etwas völlig anderes als das Gezwitscher der Fische, nicht einmal zu vergleichen mit dem traurigen Stöhnen und Pfeifen der großen Wale …
    Schnell wurde klar, daß die feinen, peitschenartigen Fangarme das Gitter unmöglich hatten zerstören können – daran bestand kein Zweifel. Das Auftreten dieser Geschöpfe hier war jedoch, um es vorsichtig zu formulieren, sehr eigenartig. Karpukhin hätte es höchst zuzpizhus genannt, oder wie immer das Wort auf russisch lauten mag.
    Ich wollte mich gerade oben melden, als ich etwas vollkommen Unglaubliches sah. Ich hatte es die ganze Zeit vor Augen gehabt, aber erst jetzt merkte ich, was es war … die Tintenfische sprachen miteinander.
    Diese gleißenden flüchtigen Muster erschienen und verschwanden nicht in zufälliger Folge. Sie waren ebenso beredsam wie die Leuchtschriften auf dem New Broadway oder Old Piccadilly. Alle paar Sekunden tauchte ein Bild auf, das fast einen Sinn zu geben schien, doch es war wieder verschwunden, bevor ich eine Erklärung finden konnte.
    Ich wußte natürlich, daß der gemeine Tintenfisch Gefühlswandlungen durch lichtschnelle Farbwechsel zu erkennen gibt. Aber das hier war wesentlich intelligenter – richtige Kommunikation. Hier tauschten zwei lebende Leuchtreklamen blinkend Botschaften aus.
    Meine Zweifel verflogen. Ich bin kein Wissenschaftler, doch in diesem Augenblick teilte ich jene Gefühle, die vielleicht Leibniz, Einstein oder Agassiz angesichts einer tiefgreifenden Erkenntnis gefühlt haben mochten. Denn in diesem Augenblick sah ich ein Bild des Hummers, flüchtig, aber nicht zu verwechseln. Jetzt wurde ich berühmt …
    Die Bilder, die ich mir einbildete zu sehen (nein, die ich ganz bestimmt sah), und die sich über das wallende Fleisch der Tintenfische bewegten, veränderten sich auf merkwürdigste Weise. Der Hummer tauchte erneut auf, ein gutes Stück kleiner, wie ich meinte. Daneben befanden sich – noch kleiner – zwei seltsame Gegenstände. Jeder bestand aus einem Paar heller Flecken, die von zehn strahlenförmigen Linien umgeben waren.
    Wie ich zuvor schon erwähnt habe, sind wir Schweizer recht sprachbegabt. Trotzdem muß ich mich selber loben. Zu erkennen, daß es sich hierbei um eine abstrakte Selbstansicht eines Tintenfisches handelte, erforderte ein gewisses zusätzliches Quentchen Intelligenz … und was ich zuvor gesehen hatte, bevor es für immer verschwand, war eine grobe Skizze jener Situation, in der wir uns alle befanden.
    Ein bohrender Gedanke: Wieso bildeten sich die Tintenfische selber so absurd klein ab? Waren es überhaupt Tintenfische? Ihre Lichtershow hatte mich von gewissen anderen anatomischen Unterschieden abgelenkt, aufgrund derer sie nicht zu den vertrauten Exemplaren dieser biologischen Familie zu gehören schienen …
    Ich hatte keine Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Auf den lebendigen Leinwänden war ein dritter Tintenfisch erschienen, und dieser war so riesig, daß die anderen neben ihm wie Zwerge wirkten. Die Botschaft leuchtete in der ewigen Nacht ein paar Sekunden auf, bevor eines der beiden Geschöpfe sie sich gemerkt hatte und mit unglaublicher Geschwindigkeit davonschoß, so daß mein Sonar die wellenförmigen Strömungen seiner Wasserdüsen reflektierte. Ich war allein mit seinem Begleiter.
    Die Bedeutung dieser Handlungsweise war nur zu offensichtlich. »Mein Gott«, murmelte ich vor mich hin, »sie glauben, sie werden nicht mit mir fertig! Der wurde losgeschickt, seinen großen Bruder zu holen.« Und zu was der imstande war, dafür hatte ich bereits bessere Beweise als Joe Watkins’ Anekdoten, trotz all seiner Nachforschungen und den Zeitungsausschnitten. Es wird also nicht überraschen zu hören, daß ich in diesem Augenblick beschloß, nicht länger in der Nähe zu bleiben.
    Vorher wollte ich jedoch selbst noch versuchen, zu sprechen.
    Nachdem ich so lange dort im Dunkeln gehangen hatte, hatte ich die Leuchtkraft meiner Scheinwerfer völlig vergessen. Sie taten meinen Augen weh – für den unglückseligen Tintenfisch vor mir müssen sie quälend gewesen sein. Wie gebannt von diesem unerträglichen Gleißen, das seine Eigenbeleuchtung völlig überdeckte, ging seine ganze Schönheit verloren, und er verwandelte sich in einen bleichen, grauen Gallertbeutel mit zwei großen schwarzen Knöpfen als Augen. Für einen Augenblick schien er vor Schreck wie gelähmt zu sein. Dann schoß er seinem Begleiter hinterher.
    Ich schwebte durch das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher