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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff
Autoren: Paul Preuss
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PROLOG
    Klaus Müller stapfte in seinen weichen Stiefeln auf die Terrasse des gemieteten Chalets und versuchte, seine klammen Zehen zu wärmen. Der Schnee auf der Jungfrau schmolz nie, und obwohl es ein Frühsommerabend war, hatte nach Sonnenuntergang ein kalter Wind vom Paß heruntergeweht. Klaus störte das kein bißchen; er fühlte sich anderthalb Jahrhunderte zurückversetzt in eine Zeit, als solche Nächte normal waren – genauso wunderschön, aber nicht so selten.
    Weiter unten im Tal, das vom schwarzen Band des Bergbaches geteilt wurde, glühten zwischen den dunklen, üppigen Wiesen warm die Lichter. Der noch in der Luft hängende Duft des frischen Sommergrases mischte sich mit dem strengen Geruch der Pinien und dem feineren, mineralischen Aroma des über Granit fließenden Eiswassers. Der Nachthimmel war kristallklar, eine blaue Halbkugel, an der die Sterne silbrig flimmerten wie auf einer alten Christbaumkugel aus Glas, die man aus der Nähe betrachtet.
    Die spöttische Stimme eines Jungen unterbrach seine Träumerei. »Das dauert ja ewig. Laß mich mal.«
    »Nein!« kam prompt die Antwort seines kleineren Bruders. »Du bist schuld, daß ich daneben gezielt habe.«
    In der einen Ecke der Terrasse rangelten die beiden rotznäsigen, rotwangigen Söhne von Klaus miteinander. Sie stritten sich um die Fernbedienung eines tragbaren Teleskops. Als Hans, der jüngere der beiden, gegen das Gerät stieß, rutschte es auf seinem spitzen Dreifuß zur Seite.
    Klaus hoffte, nicht eingreifen zu müssen; dann aber lachten Hans und Richard, sie hatten sich nur zum Spaß gerangelt. Sie balgten sich um die Steuerung des Teleskops. Beide wollten unbedingt jenes Objekt entdecken, das nun schon seit drei Tagen sämtliche Radio- und Videonachrichten beherrscht hatte.
    Das Objekt war ein gewaltiges Raumschiff, das im Augenblick die Umlaufbahn des Jupiter auf einer strahlend hellen Feuersäule verließ und Richtung Erde fiel. Das Schiff war dreißig Kilometer lang. Es war die größte Konstruktion, die je ein Mensch gesehen hatte, viel größer als die Raumstationen in den Orbits um Erde, Venus und Mars, größer als die meisten Asteroiden oder die Marsmonde. Dennoch war es für das unbewaffnete Auge selbst in einer solchen Nacht mit selten klarer Sicht nicht zu erkennen. Aber man hatte seine Flugbahn genau berechnet und überall verbreitet, und mit einem so guten Amateurteleskop wie dem der Müllers konnte man es leicht ausmachen, wenn man ein wenig suchte.
    »Da! Da ist es!« rief der jüngere der beiden, der es schließlich doch – trotz seines Bruders, der ungeduldig dazwischenging – geschafft hatte, die einfachen Bedienungsschritte zu programmieren. Unter dem Surren seiner winzigen Motoren hatte sich das Teleskop auf seinen dürren Beinen ausgerichtet und sein Objektiv auf das gewünschte Ziel gelenkt. Es begann, die Flugbahn zu verfolgen. Und auf dem Monitor …
    »Oh, oh, oh!« riefen die beiden Jungs gleichzeitig voller Erstaunen. Dann wurden sie still.
    Klaus trat herbei; das scharfe Bild auf dem Monitor hatte ihn angelockt. Er sog den Atem ein, dann stieß er ihn als kleines Nebelwölkchen wieder aus. Am Abend, in den Videonachrichten, hatte er bereits klarere Bilder von diesem Ding gesehen, aber es mit eigenen Augen, mit Hilfe eines solchen Hilfsmittels direkt zu sehen, hatte etwas Faszinierendes. Es machte das Phantastische zur Wirklichkeit.
    »Vorhin haben sie gesagt, überall gucken solche Dinger raus«, sagte Hans.
    »Sie haben sie eingezogen«, klärte Richard ihn auf.
    »Warum?«
    Der kleine Richard brauchte nur einen Augenblick zum Nachdenken; dann sagte er: »Es sind Außerirdische.« Das erklärte alles – und es unterschied sich nicht von den Erklärungen, die die meisten selbsternannten Experten auf diesem Gebiet abgegeben hatten, nur war es wesentlich knapper formuliert.
    Bestimmt sah das Schiff nicht aus, als wäre es von Menschen erbaut. Es gab keine dickbauchigen Treibstofftanks oder trichterförmige Antriebsdüsen, keine ohrförmigen Satellitenantennen oder stachelige Kommunikationsantennen, keine Frachtgutmodule oder die unterschiedlichsten Ausbeulungen für Maschinenteile. Es besaß keine aufgemalten Flaggen, Symbole oder Nummern. Das Objekt auf dem Bildschirm war ein perfektes, silbernes Ei, glatt wie ein fallender Regentropfen. Nur seine täuschend langsame Bewegung vor dem Hintergrund der Fixsterne verriet seine furchteinflößende Geschwindigkeit.
    Knapp einen Tag zuvor hätte man das Schiff
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