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Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"

Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"

Titel: Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ausrüstungsgegenständen und wühlte darin herum. Spitzhacke, Schaufel, Goldwanne, Sieb, sein Revolver – wo war nur dieses vermaledeite Fernrohr.
    Endlich fand er es. Ganz unten und ziemlich ramponiert. Aber er benötigte es auch sehr selten. Meist war sein Blick zu Boden gerichtet und nicht in den Himmel.
    Er befreite es von Sand und Staub, reinigte Okular und Linse und zog es auseinander. Nach einigem Herumjustieren hatte er das Objekt endlich im Fokus. Der Anblick verschlug ihm die Sprache. Also ein Ballon war das nicht. Eher ein – tja, was eigentlich? Die Auftriebshülle war ballonähnlich, aber viel zu lang. Sie sah aus wie eine dicke, aufgeblasene Zigarre. Die Gondel darunter hatte die Form eines Bootes mit zwei Auslegern, an denen sich tropfenförmige Verdickungen befanden. Motoren? Dann waren da noch Leitwerke und Steuerruder, ganz zu schweigen von den wilden Markierungen und Verzierungen, die sowohl die Ballonhülle als auch den Rumpf überzogen. Indianische Symbole, so viel war klar, aber von einer Art, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    Das wurde ja immer merkwürdiger.
    Das Ding schien tatsächlich das Werk Eingeborener zu sein, aber seit wann waren diese Leute in der Lage, so etwas zu bauen? Nicht mal in Nordamerika oder Europa gab es derartige Luftfahrzeuge.
    Das Schiff war offensichtlich führerlos, was auch sein wildes Taumeln erklären würde. Eine herrenlose Luftmaschine? Das wäre natürlich ein Fang. Hier draußen galten ähnliche Regeln wie auf dem Meer. Herrenloses Treibgut gehörte demjenigen, der es fand. Gustafsson schob seinen Priem in die andere Backe und kaute weiter. Wenn es ihm gelänge, das Luftschiff zu Boden zu ziehen und auszuschlachten, könnte er auf dem Markt in Aleppo ein hübsches Sümmchen damit erlösen.
    Das Ding sackte immer tiefer. Es trieb auf eine Stelle im Tal zu, an der zwei senkrecht aufragende Felsen einen schmalen Durchgang bildeten. Der Durchstich war etwa einen Kilometer entfernt und trennte den flachen Unterlauf von Gustafssons Bach von dem steil ansteigenden und wild zerklüfteten Oberlauf, der hinauf in die Berge führte. Im Frühjahr, nach der Schneeschmelze, schoss das Wasser hier nur so hindurch, doch im Moment lagen die großen Felsbrocken trocken und bildeten ein undurchdringliches Labyrinth.
    Es sah tatsächlich so aus, als würde das Fahrzeug mitten zwischen den zwei Zinnen hindurchwollen. Ausgeschlossen, dass es das schaffte. Der Abstand von der einen Seite zur anderen betrug vielleicht vier Meter. Unzählige Ranken und Klettergewächse überwucherten die Felsen, sodass sie aussahen wie die Mauern einer verwunschenen Burg.
    Gustafsson hielt den Atem an, während er durch sein Fernrohr blickte. Der Flugapparat war jetzt unmittelbar davor. Schaffte er es oder würde er hängen bleiben?
    Jetzt … jeden Moment …
    Das Knirschen war selbst über die Entfernung deutlich zu hören. Steine lösten sich aus den Wänden und fielen polternd auf die Hülle. Vögel stoben auf und flohen mit lautem Gezeter in die umliegenden Bäume. Die Gondel schaukelte ein paarmal hin und her, dann beruhigte sie sich. Wie ein gestrandeter Wal hing das Schiff eingeklemmt zwischen den Felsen.
    Gustafsson starrte noch einen Moment durch sein Fernrohr, dann schob er es zusammen, griff nach seinem Revolvergurt und machte sich auf den Weg.
    Die Mittagssonne hatte den Zenit bereits überquert, als er die Stelle erreichte. Jappo begleitete ihn. Misstrauisch blickte der Hund zu dem Ding hinauf, das da, einer Gewitterwolke gleich, über ihren Köpfen hing. Sein gesträubtes Fell und der eingeklemmte Schwanz ließen erkennen, dass ihm unwohl war. Trotzdem ließ er sein Herrchen in dieser Situation nicht allein. Gustafsson beschirmte die Augen und blickte hinauf. Das Fahrzeug bestand hauptsächlich aus Holz und Leder und gab bei jedem Windstoß knarrende Laute von sich. Ein Fallreep hatte sich gelöst und schaukelte einige Meter über seinem Kopf durch die Luft.
    »Na, alter Freund, was glaubst du, was ist das? Wenn du meinst, dass es indianisch aussieht, gebe ich dir recht. Allerdings kein Stamm aus der Gegend. Eher wie … na ja, wie eigentlich?« Er ärgerte sich, dass er mit den indianischen Kulturen nicht besser vertraut war. Für ihn waren es einfach nur primitive Wilde. Dass sie in der Lage sein sollten, so ein Schiff zu bauen, wollte ihm nicht in den Schädel.
    Er faltete die Hände zu einem Trichter und rief: »Hallo? Ist jemand an Bord? Können Sie mich hören?«
    Der
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