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Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"

Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"

Titel: Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Schiff überlassen? Und wenn nein, wie sollte er sich dann ihr gegenüber verhalten?
    Schwierig, schwierig.
    Er beschloss, den Gedanken nach hinten zu schieben und erst mal all seine Energie daranzusetzen, das Schiff wieder flottzumachen. Er konnte das, das wusste er. Er war lange genug zur See gefahren, hatte lange genug auf allen möglichen Werften der Welt gearbeitet. Die Seitenruder reparieren, den Rahmen flicken, wo es etwas zu flicken gab, dann das Gas ablassen und das Schiff aus seiner steinernen Umklammerung befreien. Anschließend musste er nur noch die Ballonhaut flicken, Gas nachfüllen und fertig. Wie es schien, verfügte dieses großartige Luftfahrzeug über einen Mechanismus, mit dem sich Wasserstoff künstlich herstellen ließ. Wie das genau vor sich ging, konnte er nicht sagen, er war kein Chemiker, aber irgendwie spielte Elektrizität dabei eine Rolle. Nun, das würde er schon noch herausbekommen.
    Gustafsson blieb stehen. Der mächtige Ballonkörper warf seinen Schatten auf den Boden. Irgendwie bedrohlich, dass so etwas Großes einfach in der Luft schweben konnte. Was mochten das für Ureinwohner sein, die in der Lage waren, eine solche Maschine zu bauen? Waren sie gefährlich oder würden sie ihn mit offenen Armen willkommen heißen? Nun, er würde es noch früh genug in Erfahrung bringen.
    Mit energischem Griff packte er das Fallreep, verabschiedete sich von Jappo und kletterte nach oben.
    * * *
    Valkrys atmete langsam und gleichmäßig. Das mächtige Wesen war geschwächt. Tot war es noch nicht. Es bedurfte noch eines letzten, entscheidenden Streichs, um es endgültig zu Fall zu bringen.
    »Valkrys, nein!« Humboldts Stimme erklang wie aus weiter Ferne. Sie tauchte unter den mächtigen Klauen hindurch, rollte vornüber und sprang wieder auf die Beine. Gerade rechtzeitig, um dem heransausenden Kampfstachel auszuweichen, der gefährlichsten Waffe, über die die Königin der Ukhu Pacha verfügte. Sie konnte die Angst der riesenhaften Kreatur förmlich riechen, ihren Zorn. Doch der würde ihr nichts nutzen. Sie hatte es mit einer Gegnerin zu tun, wie sie noch keiner begegnet war. Schließlich war es Valkrys Stone, gegen die sie da kämpfte. Eine Kriegerin, die nicht eher ruhen würde, ehe diese Monstrosität tot zu ihren Füßen lag.
    In diesem Moment erklang von irgendwoher das Klicken scharfkantiger Füße. Die Insekten! Die Königin erhob den Kopf, sie wollte ihren Soldaten etwas zurufen. Für einen Moment war die Halspartie ungeschützt. Jetzt oder nie.
    Mit erhobener Waffe rannte Valkrys auf sie zu. Ihr Daitō zuckte auf wie ein stählerner Blitz. Mit einem entsetzlichen Knirschen bohrte sich die Klinge in die Kehle des Königsinsekts. Der riesige Leib bäumte sich auf, die bootslangen Beine schlugen durch die Luft, während die Zangen und Scheren ins Leere schnappten. Ein ohrenbetäubender Schrei ertönte. Valkrys zog ihr Schwert aus dem mächtigen Leib und stieß erneut zu. Dann war es zu Ende. Die Königin war tot.
    Valkrys stützte sich schwer atmend auf ihr Schwert. Humboldt lächelte ihr zu. »Gut gemacht«, sagte er. Dann verbeugte er sich. Vor ihr.
    In diesem Moment spürte sie, wie etwas sie von hinten umklammerte. Die Scheren der Königin! Sie war also immer noch am Leben? Nein, nur ein Reflex in den Nervenzellen. Aber das Gift … das Gift.
    »Nein!« In Humboldts Augen stand blankes Entsetzen.
    Valkrys spürte, wie das Leben aus ihrem Körper wich, wie es im Sand unter ihren Füßen verrann. Sie sank auf die Knie, fiel nach vorne – und wurde dort von starken Armen aufgefangen. Humboldt war bei ihr. Über sie gebeugt, schützte er sie wie eine Mutter ihr Kind. Er würde sie nicht sterben lassen. Nicht er. Nicht nach all dem, was zwischen ihnen gewesen war.
    So lange hatte sie nach ihm gesucht, die halbe Welt hatte sie bereist und jetzt, da sie ihm endlich nah sein durfte, wollte das Schicksal sie wieder trennen?
    Das durfte nicht sein.
    Sie fühlte, wie er sie vom Boden hochhob und sie davontrug. Sie konnte seine Stimme hören, seine Verzweiflung, seine Trauer. Weine nicht, Geliebter, es wird alles wieder gut.
    Was dann geschah, verlor sich im Nebel des Vergessens. Alles, woran sie sich noch erinnern konnte, waren Fetzen. Einzelne Bilder, bestimmte Geräusche, losgelöst aus dem Zusammenhang. Sie sah, wie sich die Bewohner der Stadt versammelten, um ihr das letzte Geleit zu geben. Sie sah Yupans kleine, dennoch Ehrfurcht gebietende Erscheinung, das Schiff, auf das man sie legte,
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