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Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"

Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"

Titel: Chroniken der Weltensucher - Die Frau aus den Wolken: eShort zur Reihe "Chroniken der Weltensucher"
Autoren: Thomas Thiemeyer
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kleines Stoffsäckchen füllte. Er wollte gerade ein Feuer anfachen und einen Topf mit Wasser aufsetzen, als Jappo anfing zu bellen.
    Gustafssons begriff augenblicklich, was er meinte. Die Frau erwachte aus ihrer Ohnmacht. Ihr Kopf bewegte sich und aus ihrem Mund drang leises Stöhnen. Sofort war er bei ihr.
    Er stützte ihren Kopf und führte einen Becher mit Wasser an ihre Lippen. Ihre Stirn glühte. Rasch zog er die Decke weg, holte einen Lappen, tränkte ihn mit kühlem Wasser und legte ihn ihr auf die Stirn.
    Das schien sie zu beruhigen.
    Den ersten Schluck spuckte sie gleich wieder aus, aber beim zweiten ging es besser. Sie hatte den halben Becher leer getrunken, als sie nach hinten sackte und laut hörbar nach Luft schnappte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Dann öffnete sie die Augen.
    Gustafsson hatte noch nie solche Augen gesehen. Durch und durch grün und von einer Tiefe, dass man darin versinken konnte. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Sie verkrampfte die Hände an der Bahre und zuckte, als hätte sie einen Anfall.
    Gustafsson hatte nicht viel Erfahrungen mit Frauen, schon gar nicht mit solch mysteriösen, grünäugigen Geschöpfen wie diesem. Er hatte sich gelegentlich in den Häfen dieser Welt mit leichten Mädchen amüsiert, gute Umgangsformen waren da nicht nötig gewesen.
    »Was ist mit Ihnen, Miss?«, fragte er unsicher. »Sind Sie jetzt wach??«
    Ihre Lippen öffneten sich und sie murmelte etwas. Es war so leise, dass Gustafsson mit dem Ohr herangehen musste, um es zu verstehen.
    » Inti k’anchay, Inti k’anchay .«
    Er runzelte die Stirn. Die Frau sah nicht indianisch aus, die Worte aber waren es gewiss. Irgendetwas mit Sonne .
    »Ich habe Sie auf einem Schiff gefunden, dort drüben«, sagte er, bemüht, die Unterhaltung nicht gleich wieder versiegen zu lassen. »Zuerst dachte ich, Sie wären tot, doch dann habe ich festgestellt, dass das ein Irrtum war und habe Sie hierher gebracht. Wie mir scheint, sind Sie verletzt. Haben Sie Schmerzen?«
    Die Frau sah ihn einen Moment lang durchdringend an, dann schüttelte sie den Kopf. Immerhin, sie schien ihn zu verstehen, das war ein Riesenfortschritt.
    »Mein Name ist Gustafsson«, sagte er von neuer Hoffnung beflügelt. »Sven Gustafsson. Ich schürfe hier nach Gold. Wie ist Ihr Name?«
    Keine Antwort. Nun, vielleicht war sein Optimismus doch etwas verfrüht gewesen. »Ich sollte mir vielleicht mal Ihre Verletzung ansehen.« Er streckte seine Hand in Richtung ihrer Brust aus, doch sie zuckte zurück.
    Noch einmal versuchte er, sich ihr zu nähern, doch die Reaktion war die gleiche. Außerdem schüttelte sie energisch den Kopf.
    »Jetzt haben Sie sich doch nicht so. Die Flecken auf ihrem Verband sehen nicht gut aus. Anscheinend haben Sie eine Menge Blut verloren. Sind Sie sicher, dass ich nicht …«
    Ihre Hand schoss vor und packte ihn am Kragen. Gustafsson keuchte. Es war, als befände er sich in einem Schraubstock. Er versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, doch es ging nicht. Sein Eindruck hatte ihn nicht getrogen, die Frau hatte Muskeln wie aus Stahl.
    »Ist … ist ja schon gut«, keuchte er und hob beide Hände. »Ich werde Sie nicht anrühren, versprochen.«
    Die Frau senkte ihre Hand und rang nach Luft. Die Bewegung schien sie angestrengt zu haben.
    Gustafsson schüttelte den Kopf. »Mann, Mann, Sie müssen ja nicht gleich so gereizt reagieren. Ich wollte nur helfen. Möchten Sie noch einen Schluck trinken?« Er hielt den Becher hoch.
    Sie nickte, wobei sie wieder ein bisschen freundlicher aussah. Gierig trank sie noch ein paar Schlucke, dann ließ sie sich zurückfallen.
    »Inti k’anchay«, flüsterte sie. »Inti …«
    Mit diesen Worten wurde sie erneut ohnmächtig.
    Gustafsson betrachtete sie eine Weile, dann packte er seine Werkzeugtasche und ging zum Schiff zurück. Sein Kopf war voller Gedanken. Dass die Frau am Leben war, machte die Situation nicht eben einfacher. Genau genommen gehörte das Schiff ihr. Es war jetzt kein herrenloses Gut mehr, das er einfach an sich nehmen konnte, es war ihr Eigentum. Andererseits, was wäre mit ihr geschehen, wenn er sie nicht gefunden hätte? Vermutlich wäre sie nicht aus ihrer Ohnmacht aufgewacht und verdurstet. Im Zweifelsfall hätten wilde Tiere sie gefunden und getötet. Er hatte ihr also das Leben gerettet und er würde es auch weiterhin tun, schließlich war er ja kein Unmensch. Aber durch seine Tat hatte er sich doch auch einen Anteil der Beute verdient, oder? Würde sie ihm das
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