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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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der es zu Kleinholz zertrümmern sollte. Ich werde nicht weinen, ermahnte sie sich mit zusammengebissenen Zähnen. Wenn er ertrunken ist – er hätte sich keinen anderen Tod gewünscht. Aber er ist nicht tot. Er kann besser schwimmen als ich. Ich glaube einfach nicht, dass er tot ist.
    Sie konnte nicht länger still sitzen. Steifbeinig stand sie auf, wanderte durch die Höhle und strich mit der Hand über die rauen Wände aus Stein. Sie kam zu der Kiste, die ihnen beiden das Leben gerettet hatte, ein salzgetränktes Stück Treibgut, das sie hierhergebracht hatte. Die Kiste sah älter aus als alles, was Elsa bis dahin gesehen hatte, sogar noch älter als die Heiligenreliquien in dem großen Gotteshaus von Durovernum. Außergewöhnlich war das Schloss. Wie sollte man es ohne Schlüsselloch öffnen? Elsa kniete sich hin und strich mit der Hand über die glatte, schwarz angelaufene Oberfläche.
    Ein Schleifen wie von Metall auf Metall ertönte und der Bügel des Schlosses sprang auf.
    Elsa hob überrascht den Kopf und wollte Aagard rufen, doch er hatte sich zu dem Jungen vorgebeugt und sprach so eindringlich auf ihn ein, dass sie ihn nicht stören wollte. Sie wandte sich wieder der Kiste zu. Langsam zog sie den Bügel aus den Ringen und klappte die Verschlüsse hoch. Der Deckel öffnete sich lautlos, als seien die Scharniere eben erst geölt worden und nicht mit Salzwasser getränkt. Ein säuerlich-muffiger Geruch entströmte der Kiste. Offenbar war sie eine Ewigkeit nicht geöffnet worden.
    Drinnen sah Elsa dunkles, unlackiertes Holz, welches das Kerzenlicht schluckte. Zuerst hielt sie die Kiste für leer, doch am Boden schimmerte etwas. Neugierig beugte sie sich darüber. Der Gegenstand schimmerte stärker, wie von einem inneren Feuer erleuchtet.
    Es handelte sich um einen aus silbernen Schuppen gefertigten Panzerhandschuh. Die Schuppen überlappten einander wie die Schuppen eines magischen Fisches. Elsa starrte ihn mit großen Augen an. Bestimmt konnte kein aus der Erde gewonnenes Silber so lebendig schimmern? Vielleicht hatten sich während des Sturmes winzige leuchtende Organismen aus der Tiefsee an der Oberfläche des Handschuhs festgesetzt. Doch sie verwarf den Gedanken wieder, denn das Innere der Kiste war knochentrocken.
     
    Ein gellender Schrei ertönte. Adrian gefror das Blut in den Adern. Grellweißes Licht blendete ihn und er hob abwehrend die Arme.
    Im nächsten Augenblick war das Licht wieder erloschen. Adrian sah Aagard mit offenem Mund durch die Höhle starren.
    Dort stand Elsa. Den rechten Arm hatte sie kerzengerade ausgestreckt, als sei er versteinert. An ihrer Hand schimmerte ein silberner Panzerhandschuh – und aus dem Handschuh wuchs ein aus durchscheinendem Kristall gefertigtes Schwert.

4. KAPITEL
    Elsa war wie gelähmt vor Schreck. Gebannt starrte sie das Schwert an, das leuchtete und länger war als ihr Arm. Sie wollte die Hand öffnen und es fallen lassen, aber die Finger in dem Handschuh gingen nicht auf. Sie hatte in einem kalten Winter einmal einen Eiszapfen in der Hand gehalten. Der silberne Handschuh klebte genauso an ihrer Haut.
    Sie wollte das Schwert mit einem Ruck wegwerfen, doch fuhren ihr so stechende Schmerzen in die Finger, dass sie aufschrie.
    »Helft mir! Nehmt es weg!«
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Adrian aufsprang und dabei seinen Hocker umwarf. Aagard stand bereits. Er trat zu ihr, berührte sie aber nicht, und als Adrian herbeieilte, hielt er ihn zurück.
    »Die Schmerzen vergehen bald«, sagte er. Elsa bemerkte trotz ihrer Panik und der Nadeln, die durch ihren Körper stachen, dass sein Gesicht weiß war. Sie unterdrückte einen zweiten Schrei, sog keuchend Luft in sich hinein und bewegte sich nicht, aus Angst, die kleinste Bewegung oder Berührung könnte die Schmerzen noch verschlimmern.
    Sie fürchtete schon, die Knie würden vor Erschöpfung unter ihr nachgeben, da ließen die Schmerzen nach. Aus dem Brennen wurde ein dumpfes Pochen. Sie ließ den Arm sinken. Das Schwert hing an ihrer Seite und leuchtete mit einem kalten Feuer. Was ist das?, dachte sie aufgeregt.
    Aagard fasste sie an den Schultern und führte sie zu ihrem Platz am Kamin zurück. Elsa spürte die Wärme des Feuers nicht. Sie hörte nicht auf zu zittern. Aagard nahm den roten Mantel vom Haken an der Wand und legte ihn ihr um die Schultern. Das Schwert schien durch den dicken Stoff und pulsierte in einem unhörbaren Rhythmus.
    »Das Schloss ging von selbst auf«, flüsterte Elsa mit klappernden
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