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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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Seinetwegen bist du hier ein Ehrengast, Elsa.«
    Elsa sah aus, als sei es ihr überhaupt nicht recht, Ehrengast eines Königs zu sein. Adrian wechselte deshalb das Thema.
    »Habt Ihr eigentlich gefunden, wonach Ihr in Venta gesucht habt?«, fragte er Cluaran.
    Cluaran nickte ernst. »Ja, doch ich kam fast zu spät. Was ich suchte, wurde meinem Volk vor einiger Zeit gestohlen. Wenn Orgrim dazu auch noch das Schwert gehabt hätte, hätte ihn keine Macht der Welt mehr bezwingen können.«
    »Was war es denn?«, fragte Adrian neugierig. Vielleicht handelte es sich um den Gegenstand, den Cluaran in seinem Ranzen verstaut hatte, bevor er ihnen die Zauberbücher gezeigt hatte.
    Cluaran schüttelte den Kopf. »Es ist noch nicht an der Zeit für euch, das zu wissen. Vielleicht später, vielleicht auch nie.« Er lächelte. »Es wird euch freuen, zu hören, dass bereits ein Reiter nach Dunmonia entsandt wurde, um Aagard an den Hof zurückzuholen.«
    Elsas Miene hellte sich auf. »Wir sehen ihn also wieder!« Sie sah Adrian an. »Zumindest dann, wenn du noch einige Tage hier warten kannst. Hast du schon eine Nachricht nach Hause geschickt?«
    Ihre Fürsorge rührte Adrian. »Ich werde meine Mutter morgen benachrichtigen«, sagte er. »Ich werde ihr ausrichten lassen, sie soll uns in einer Woche erwarten. Du bleibst doch eine Weile bei uns, bevor du nach Dubris zurückkehrst?«
    Bei diesen Worten fiel ihm ein, was Cluaran gesagt hatte: Das Schwert würde Elsa auf eine Mission führen, ob sie wollte oder nicht. Nur er selbst konnte wählen, ob er sie begleiten oder bei seiner Mutter bleiben wollte. Es schien eine unmögliche Wahl und er senkte den Kopf.
    »Sehr gern, Adrian, danke«, hörte er Elsa sagen.
     
    Beotrich war ein großzügiger Gastgeber. An jenem Abend aßen sie mit dem Hofstaat des Königs gebratenes Fleisch. Elsa glaubte schon, das Mahl würde nie enden. Danach ließ Cluaran sich überreden zu spielen. Der König lauschte der melodiösen Musik und sein Gesicht wurde weich. Elsas Arm pochte zwar noch unter dem Verband und der ganze Körper tat ihr weh, doch sie spürte, wie ihre Anspannung nachließ. Adrian hatte sein Angebot ernst gemeint. Sie würde vor ihrer Rückkehr nach Dubris also einige Tage bei ihm wohnen und dann wieder zur See fahren. Warum auch nicht? Was Cluaran von bösen Göttern erzählt hatte, von Loki und dem Schwert, kam ihr auf einmal ganz unwahrscheinlich vor, wie ein Märchen. Sie hatten Orgrim besiegt und würden jetzt bestimmt wieder in Ruhe und Frieden leben können.
    Elsa unterdrückte ein Gähnen. Sie sehnte sich nach ihrem Bett und war deshalb froh, als die Sklaven kamen und abräumten. Sie stützte die Ellbogen auf den großen Eichentisch und den Kopf in die Hände. Doch dann hörte sie neben dem geschäftigen Hin und Her der Sklaven und dem Stimmenlärm plötzlich ein Geräusch, das sie bis dahin nicht gehört hatte. Es kam von draußen – ein leises und sehr tiefes Schwirren.
    Neugierig hob sie den Kopf und sah Adrians Gesicht. Es war starr vor Schreck. »Was ist los?«, fragte sie. Doch bevor er antworten konnte, ertönte ohrenbetäubendes Krachen und das Dach über ihnen wurde abgezogen wie die Haut eines Kaninchens.
    Eisiger Wind fuhr durch die Halle und löschte alle Fackeln aus. Ein mächtiger Dachbalken brach splitternd auseinander und stürzte krachend auf den Boden. Adlige wie Sklaven krochen unter die Tische oder rannten zu den Türen. Nur Adrian blieb mit weit aufgerissenen Augen wie versteinert stehen. Elsa stürzte auf ihn zu, packte ihn an der Hand und zog ihn hinter sich her.
    »Das ist er wieder!«, flüsterte er.
    Elsa zerrte ihn aus der Halle. Vor ihnen ging Cathbar. Draußen auf dem nächtlichen Platz war es kalt. Trotzdem standen der Himmel über ihnen und die Straßen in Flammen. Auf der anderen Seite des Platzes brannte das Strohdach eines großen Hauses lichterloh. Mit offenem Mund verfolgte Elsa, wie die Flammen auf das Nachbarhaus übergriffen. Die Nacht hatte sich in einen Albtraum verwandelt.
    Dann hob Elsa den Kopf.
    Hoch über ihnen, wo eigentlich Mond und Sterne hätten sein sollen, versperrte ihr etwas die Sicht – ein gewaltiger, Furcht einflößender Schatten. Wieder explodierte ein Flammenstoß am Himmel, und Elsa sah ein klaffendes Grinsen, Fangzähne, die größer waren als ein ausgewachsener Mann, und das perlmuttfarbene Schimmern riesiger Reptilienaugen.
    Cathbar sah dasselbe und ließ rasch Seile, Fackeln und Bogenschützen holen.
    »Taragor«,
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