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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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murmelte Adrian. »Ich wusste es.«
    »Aber Orgrim hat doch keine Macht mehr!«, rief Elsa. »Wer kann den Drachen jetzt noch rufen?«
    Adrian schwieg.
    Man konnte das Auge des Drachen jetzt deutlicher erkennen. Es näherte sich unaufhaltsam und Cathbars Männer warfen Seile in die Luft, um das Ungeheuer vom Himmel herunterzuziehen. Elsa bildete sich ein, irgendwo in der Ferne Cluaran rufen zu hören, doch sie drehte sich nicht nach ihm um. Adrian neben ihr starrte unverwandt zum Himmel hinauf, als könnte er in den brodelnden Wolken seine Zukunft lesen.
    Mit ohrenbetäubendem Fauchen stürzte der Drache sich auf sie. Zwei mit mächtigen Krallen bewehrte Füße näherten sich ihren Köpfen. Elsa schlang die Arme um Adrian und drückte ihn nach unten. Eine Kralle streifte sie am Rücken und schnitt durch ihren wollenen Kittel, eine andere verfing sich in Adrians Mantel und Hemd. Der Drache stieg wieder auf. Seine mächtigen Schwingen schrammten an den Dächern entlang und Elsa und Adrian baumelten wie kleine Kätzchen an seinen Krallen.
    Cluaran kam auf den Platz geeilt, doch zu spät. »Ich hätte es euch sagen müssen!«, schrie er. »Ihr habt ein Recht darauf, es zu wissen! Schwertträgerin und Dunkelauge – zu was habe ich euch verdammt?«
    Verzweifelt sah der Sänger zu, wie der Drache, ein bläulicher Schatten vor dem schwarzen Nachthimmel, sich Richtung Osten entfernte. Einen kurzen Moment lang leuchtete sein Leib in einem grellen Lichtblitz auf, dann wurde es wieder dunkel und er war verschwunden.
     
    Ein berittener Bote überbrachte Aagard die Nachricht von Orgrims Fall, und der Alte brach unverzüglich auf einem Maultier nach Venta auf. Er ritt den ganzen Tag und kam gut voran. Bei Einbruch der Nacht war allerdings weit und breit kein Haus zu sehen, in dem er ein Nachtlager und etwas zu essen hätte finden können. Also legte er sich in einem windgeschützten Eschenwäldchen an der Straße zur Ruhe. Die Nacht war mild und trocken. Er hatte seinen Hunger mit Haferkuchen und gedörrtem Hering gestillt und sich in seinen warmen Mantel eingewickelt, doch er konnte noch nicht schlafen.
    »Sie haben also Orgrim niedergezwungen«, murmelte er. Bei den Sternen! Er sollte dankbar dafür sein. Das Schwert hatte seine Aufgabe erfüllt. Es hatte die Kinder trotz seiner Ängste und Warnungen nach Venta geführt und dort zusammen mit ihnen den Zauberer besiegt.
    Es ist vorbei.
    Aagard drehte sich auf die Seite, schloss die Augen und versuchte zu schlafen.
    Kalte Finger fuhren über seine Wangen. Ein Windstoß, der nach Schnee roch, riss ihm den Mantel weg und wirbelte ihn wie ein Blatt durch die Luft.
    Er sprang auf und rannte dem Mantel nach. Lähmende Angst erfüllte ihn. Schnee im Mai? Er ließ den Blick suchend über den Himmel wandern. Und tatsächlich, in der Ferne im Osten leckten Flammen am Horizont und verfärbten die blauen Wolken scharlachrot und orange.
    Der Eisdrache Taragor ging wieder um.
    Aagard bekam seinen Mantel zu fassen und wickelte sich fest darin ein.
    »Nein«, flüsterte er. »Es ist nicht vorbei. Es hat gerade erst angefangen.«
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