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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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Messerstiche. Aber wie konnte ein Schwert auftauchen und wieder verschwinden? Und wenn Aagard Recht hatte, warum sollte das sagenhafte Schwert sich ein unbedarftes Mädchen aussuchen?
    Plötzlich überwältigte ihn wieder sein eigenes Elend. Warum sorgte er sich um dieses Mädchen, das er kaum kannte, wenn es ihm selbst doch um kein Haar besser ging?
    Er war auf keinen Fall ein Dunkelauge, völlig undenkbar. Aagards Geschichte von Orgrim hatte deutlich gemacht, was die Dunkelaugen waren: Vipern und Verräter. Ein Dunkelauge kannte keine Treue. Adrian überlegte, woher er das wusste. Bestimmt nicht von seinem Vater. Seine Eltern hatten seines Wissens noch nie mit ihm darüber gesprochen. Treue und Pflichterfüllung waren die höchsten Tugenden ihres Lebens. Wie hätte ihr Kind zu den Treulosen gehören sollen?
    Adrian machte die Augen fest zu und sehnte einen traumlosen Schlummer herbei.
    Er döste unruhig ein und fand sich an einem seltsamen Ort wieder. Es war ein Traum und doch kein Traum.
    Er stand auf einer kiesigen Böschung unter einem weiten, wolkenbedeckten Himmel. Zwischen den Steinen wuchsen Büschel dürrer Stranddisteln. Hinter sich hörte er das Rauschen der Brandung. Sie glitt gleichmäßig über den Kies, auf den man kleine Boote gezogen hatte. Über ihm kreischte eine Möwe, vor ihm, weiter oben, hackte jemand Holz.
    Adrian folgte dem Geräusch. Hinter der Hügelkuppe sah er die Mauern einer kleinen Siedlung, ein Dutzend strohgedeckte Häuser um einen grünen Platz mit Werkstätten und Hütten zum Trocknen der Fische. Ein Hund bellte und durch Löcher in den Dächern stieg der Rauch der Feuerstellen auf. Jemand mahlte Getreide, dem Geräusch nach zu schließen. Es hätte ein Fischerdorf in Adrians Heimat sein können.
    Beim Näherkommen überfiel ihn plötzlich eine unerklärliche Angst. In Panik rannte er auf das erste Haus zu. Er wusste, gleich würde etwas Schreckliches passieren. Er hatte das Haus noch nicht erreicht, da schlug ein Feuersegel aus dem Strohdach. Dicke, schwarze Rauchwolken hüllten Adrian ein und das Stroh knisterte und knackte und ein Funkenregen ging auf ihn nieder.
    Auf einmal waren überall Menschen. Sie flohen in besinnungsloser Panik mit ihren Tieren – Adrian sah ein Schwein, einige angesengte Hennen, schreiende Frauen, weinende Säuglinge, wütend rufende Männer. Er stolperte über ein blutendes Kind und stieß mit einem kreischenden Mann zusammen, dessen Haare lichterloh brannten. Er sah, wie die Flammen ein zum Trocknen aufgehängtes Fischernetz durch die Luft wirbelten. Dann verschwand alles hinter Rauch. Adrian fiel zwischen den Trockenhütten auf die Knie.
    Er konnte diesen Menschen nicht helfen. Schon waren drei weitere Häuser in Flammen aufgegangen wie Scheiterhaufen.
    Wikinger! ,dachte Adrian. Unmenschen! Er sah sich nach einer Waffe um, erstaunt, dass die strohblonden Horden so weit nach Westen vorgedrungen waren. In dem Königreich, aus dem er stammte, hatte es in diesem Winter weniger Überfälle gegeben. Er und seine Mutter hatten angenommen, die Angreifer seien mit Überfällen droben im Nordosten beschäftigt.
    Dann sah Adrian sie kommen.
    Doch was da kam, waren keine blonden Dänen, sondern Reiter, zwei Dutzend Reiter, bekleidet nicht mit Kettenhemd, sondern mit Wams und Hose aus feinem schwarzen Tuch. Auf dem Kopf trugen sie runde Helme, die in der Sonne leuchteten. Jeder Reiter hielt einen Schild mit einem silbernen Buckel – einem silbernen Kreis auf schwarzem Grund. Die vier vorderen Reiter schwangen Langschwerter, die anderen trugen Fackeln. Zielstrebig ritten sie durch die Siedlung und schlugen alles nieder, was ihnen in die Quere kam – Männer, Frauen, Kinder und Hunde. Die Männer mit den Fackeln setzten die Strohdächer der Häuser, an denen sie vorbeikamen, in Brand. Ein Mann rannte aus dem brennenden Dorf. Sofort brüllte der Soldat an der Spitze der Truppe einen Befehl und ein Reiter wendete und nahm die Verfolgung auf.
    Adrian schrie, um den Mann zu warnen, doch im nächsten Augenblick verfolgte er ihn selber. Er spürte die vertrauten Bewegungen eines galoppierenden Pferdes unter sich. Er ritt. Aus den Augenwinkeln sah er etwas metallisch schimmern – ein gezücktes Schwert. In sein Entsetzen mischte sich ein ganz anderes Gefühl – eine unbarmherzige, grausame Lust.
    Der fliehende Mann war über einen Stein gestolpert und hingefallen. Adrian näherte sich der gestürzten Gestalt mit erhobenem Schwertarm. Er konnte nicht anhalten. Er war
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