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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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hinter den Augen des Mörders gefangen, der sich seinem Opfer näherte.
    Er versuchte sich loszureißen, als das Schwert zum Schlag ausholte, doch vergeblich. Nicht einmal die Augen konnte er schließen, als die Klinge niederfuhr.

5. KAPITEL
    »Adrian, wach auf!«
    Der Junge schlug im Schlaf um sich und stöhnte. Er sieht so hilflos aus, dachte Elsa, und sein Arm unter ihrer sonnengebräunten Hand so bleich! Und er war nicht besonders groß, obwohl ihr Vater gesagt hatte, ihr scheuer Passagier sei etwa gleich alt wie sie. Sie spürte einen Stich im Herzen. Gedanken an ihren Vater hatten sie den größten Teil der Nacht wach gehalten. Ihre Augen fühlten sich ganz wund und entzündet an. Dasselbe galt für ihre rechte Hand, in der es immer noch pochte. Sie war schließlich eingedöst, aber sofort wieder aufgewacht. Sie hatte die Hand um einen unsichtbaren Griff geklammert, doch als sie die Handfläche berührt hatte, war da nichts gewesen außer einem Kribbeln, als läge unter der Haut etwas auf der Lauer.
    Am Höhleneingang zeichnete sich der heller werdende Himmel als Oval ab. Elsa wurde von einem einzigen Gedanken beherrscht. Laut Aagard hieß das nächste Dorf Medwel. Vielleicht hatten die Dorfbewohner den Untergang des Schiffes beobachtet, vielleicht auch schon das Ufer nach Strandgut abgesucht. Überlebende nahmen sie bei sich auf, hatte Aagard gesagt.
    Ich brauche den Alten nicht zu wecken, hatte sie beschlossen. Wenn ich jetzt aufbreche, bin ich bei Sonnenaufgang dort und kann nach der Spearwa fragen. Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin.
    Doch ein merkwürdiges Gefühl der Verantwortung dem Jungen gegenüber ließ sie nicht los. Ihr Vater hatte versprochen, ihn wohlbehalten nach Gallien zu bringen. Wenn sie in Medwel nichts erfuhr – sie wollte gar nicht daran denken –, musste sie den Jungen zum nächsten Hafen bringen und in ein Schiff nach Gallien setzen. Das war sie ihm schuldig. Anschließend würde sie einen der vielen Kapitäne aufsuchen, die sie kannte, und ihre Rückfahrt nach Dubris arrangieren.
    Sie schüttelte den Jungen wieder.
    »Es ist gleich Morgen«, flüsterte sie und blickte verstohlen zu Aagards Lager hinüber. »Komm – wir müssen einen Hafen finden.«
    Adrian erschauerte, fuhr hoch und sah sich mit aufgerissenen Augen um. »Mörder! Haltet ihn auf … haltet …«, krächzte er erstickt.
    »Pst!«, zischte Elsa. »Beruhige dich. Du hast geträumt.«
    Adrian sah sie an und sein Atem beruhigte sich. »Habe ich geschrien?«, flüsterte er. »Tut mir leid, ich hatte einen Albtraum.«
    »Vom Sturm?«, fragte sie leise.
    »Nein … ich … ich kann mich nicht mehr erinnern.«
    Doch Elsa sah an seinem angespannten Gesicht, dass der Traum hinter seinen Augen immer noch weiterging. Sie stand auf.
    »Ich gehe nach Medwel, um etwas über meinen Vater zu erfahren. Wenn man dort nichts weiß, kehre ich nach Osten zurück. Vielleicht willst du mitkommen. Ich kann dir ein Schiff nach Gallien suchen.«
    »Nein«, sagte Adrian. Es klang so entschieden, dass Elsa unwillkürlich die Stirn runzelte. Traute er ihr nicht zu, den Auftrag ihres Vaters auszuführen? Sie wollte schon etwas einwenden, da sagte er freundlicher: »Wir können doch nicht gehen, ohne uns von Aagard zu verabschieden. Wenigstens bedanken müssen wir uns bei ihm.«
    Elsa wurde rot. Vor lauter Eile hatte sie ihre guten Manieren vergessen. »Ich lasse ihm mein Fischermesser da«, sagte sie. »Als Dank für die Unterkunft. Er weiß, dass ich unbedingt wissen muss, was mit der Spearwa passiert ist!«
    »Aber du musst hierher zurückkommen!«, drängte Adrian. »Wie willst du sonst herausfinden, was es mit dem Schwert auf sich hat?«
    »Ich habe es doch gar nicht mehr!«, erwiderte sie unwirsch. »Es ist weg und ich will nichts mehr davon hören! Aagard kann es für jemand anders herzaubern.«
    »Das geht leider nicht«, sagte eine Stimme. Aagard stand hinter ihnen. Im fahlen Morgenlicht sah er seltsam unwirklich aus. Er schüttelte den Kopf und sagte mit bekümmert gerunzelter Stirn: »Adrian hat Recht, mein Kind. Das Schwert hat dich erwählt und wird seine Entscheidung nicht ändern. Ich habe auch gar nicht die Macht, es dir wegzunehmen. Aber wenn du eine Weile hierbleibst, können wir vielleicht gemeinsam herausfinden, warum es zurückgekehrt ist – und warum es dich als seine Trägerin ausgewählt hat.«
    Aagard hatte kaum zu Ende gesprochen, da spürte Elsa wieder das Kribbeln in ihrer rechten Hand und den Druck des
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