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Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 01 - Eisdrache
Autoren: A. J. Lake
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Kopf übertönt.
    Genau dieses Dorf hatte er in seinem Traum gesehen! Strohgedeckte Häuser umgaben einen grünen Platz mit Trockenhütten und dichten Büschen. Unterhalb des Dorfes senkte sich ein Kiesstrand zum Meer hinab und auf dem Strand lagen hoch über dem Flutsaum einige Boote. Kaum vorstellbar, dass Feuer und Tod auf eisenbeschlagenen Pferden zu diesem abgelegenen, schönen Ort vordringen könnten. Doch Adrian hatte es gesehen!
    Der Weg verbreiterte sich und Elsa rannte an Aagard vorbei auf das Dorf zu. Der Alte folgte ihr, so schnell er konnte, als fürchte er schlechte Nachrichten für sie. Adrian stolperte hinter den beiden her. Er musste ständig an die Reiter mit den Fackeln und an die Soldaten denken, die mit ihren Schwertern auf wehrlose Menschen einhieben.
    Doch im Dorf herrschte Frieden. Von den Trockenhütten wehte der Geruch nach Fisch herüber. Frauen saßen vor den Haustüren, schnitten Heringe auf und nahmen sie aus. Auf einer gemeinschaftlichen Feuerstelle blubberte ein Topf mit Haferschleim. Einige barfüßige Kinder tollten johlend mit zwei mageren Hunden über ein vertrocknetes Stück Rasen zwischen den Häusern.
    Adrian holte die anderen ein. Aagard sprach mit einer Frau mit gerötetem Gesicht. Die Frau sagte gerade: »Gesund und munter wie früher, und das nur dank Eurer Heilkunst, Meister Aagard. Wir hatten unser Kind schon verloren gegeben.«
    Adrian hörte ihr nicht zu.
    Unmöglich, dass er dieses Dorf gesehen hatte. Hier drohte kein Überfall. Die Dorfbewohner halten mich für verrückt, wenn ich ihnen von den Reitern erzähle.
    Ein erstaunter Ausruf der Frau riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Gestern Nacht! Ihr beide habt den Sturm unversehrt überstanden? Das habe ich noch nie …«
    »Wurde noch jemand gefunden?«, fiel Elsa ihr ungeduldig ins Wort. »Hat noch jemand den Schiffbruch überlebt?«
    Die Frau sah sie erstaunt an. »Überlebt? Wir haben nicht einmal so viel Holz gefunden, dass man Feuer davon machen könnte! Von Ertrunkenen ganz zu schweigen.« Auf Elsas kummervollen Blick hin fügte sie hastig hinzu: »Aber frag die Männer, die haben heute Vormittag noch am Strand gesucht …« Sie verstummte, doch Elsa rannte bereits zum Strand hinunter.
    Aagard sah ihr nach, als wollte er sie aufhalten, als wüsste er, dass ihre Suche vergeblich war, dass nur die beiden Kinder den Sturm und den Untergang der Spearwa überlebt hatten. Stattdessen sagte er zu Adrian: »Wir sollten sobald wie möglich wieder aufbrechen. Wenn das Schwert sich zeigt, seid ihr beide in Gefahr.«
    Adrian starrte ihn an. Aagard hatte ihm nicht zu befehlen, wann er aufbrechen sollte, und er wollte von ihm auch nicht hören, dass er in Gefahr war, weil ein verzaubertes Schwert sich irgendwie mit der Hand des Mädchens vom Schiff verbunden hatte. Wenn die Gefahr so groß war, reiste er sowieso besser allein. Auf ihn wartete ein verwaister Königshof.
    Er öffnete den Mund und wollte etwas erwidern, doch dann schloss er ihn wieder. Allein war er so hilflos wie ein nasser Seesack. Er träumte wirres Zeug, wusste nicht, in welche Richtung er gehen sollte, und hatte Angst – Angst vor dem Sturm, vor den Reitern mit ihren Schwertern, die ihm im Traum erschienen waren, und vor dem Drachen, den er am Himmel gesehen hatte.
     
    Elsa kehrte mit gesenktem Kopf vom Strand zurück. Bei jedem Schritt sanken ihre Füße in den Kies ein. Die Fischer, mit denen sie gesprochen hatte, hatten keinen Überlebenden der Spearwa gefunden. Ein alter Mann hatte berichtet, das sinkende Schiff habe gebrannt, und die wenigen Trümmer, die an Land gespült wurden, waren auch tatsächlich schwarz und verkohlt.
    »Es ist rätselhaft, wie bei diesem Seegang ein Feuer ausbrechen konnte«, hatte der Alte gesagt. »Aber ein Feuer brannte, und es war heißer als ein Schmiedefeuer, so wie das Holz aussah.« Ihm war unbegreiflich, wie Elsa den Schiffbruch hatte überleben können. Die Fischer betrachteten sie mit einiger Scheu, ja sogar Furcht, wie eine Seejungfrau oder einen Wassergeist. Dass es weitere Überlebende geben könnte, hielten sie für ausgeschlossen.
    Elsa bedankte sich wortkarg und kehrte tränenblind zum Dorf zurück. Doch als sie bei den Häusern ankam, hatte der Wind die Tränen weggeblasen. Was nützte es zu weinen? Ihr blieb nur noch die Hafenstadt, die sie ihr Zuhause nannte, und für die lange Reise nach Osten würde sie ihre ganze Kraft brauchen.
    Aagard begrüßte sie mit einem leichten Nicken. Er sagte nichts, obwohl sie
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