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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)
Autoren: H. P. Lovecraft
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gerettet und Äonen darauf von den ersten menschlichen Wesen in Lemurien betrachtet. Es durchquerte sonderbare Lande und sonderbarere Meere und versank mit Atlantis, ehe ein minoischer Fischer es in seinen Netzen fing und es dunkelhäutigen Kaufleuten aus dem finsteren Khêm verkaufte. Der Pharao Nephren-Ka erbaute einen Tempel mit einer fensterlosen Gruft um es herum und tat etwas, wofür sein Name von allen Denkmälern entfernt und aus allen Chroniken gestrichen wurde. Dann schlief es in den Ruinen jenes üblen Tempels, den die Priester und der neue Pharao zerstört hatten, bis der Spaten des Forschers es erneut zutage förderte, um den Fluch noch einmal über die Menschheit zu bringen.
    Anfang Juli ergänzten Zeitungsberichte auf eigenartige Weise Blakes Einträge, wenngleich auf so kurze und beiläufige Art, dass erst das Tagebuch die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Zusammenhang gelenkt hat. Es scheint, dass eine neue Welle der Angst auf dem Federal Hill umging, seitdem ein Fremder in die gefürchtete Kirche eingedrungen war. Die Italiener tuschelten von ungewöhnlichen Bewegungen und heftigen Stößen und Kratzgeräuschen in der dunklen fensterlosen Kirchturmspitze und baten ihre Priester, ein Wesen zu bannen, das sie in den Träumen heimsuchte. Etwas, so sagten sie, hielte beständig Wacht an der Tür, um zu sehen, ob es draußen finster genug sei, um sich hervorzuwagen. Presseberichte erwähnten die Langlebigkeit des örtlichen Aberglaubens, konnten indes kein Licht auf die früheren Hintergründe des Grauens werfen. Es war offensichtlich, dass die jungen Reporter von heute keine Altertumsforscher sind. Als er von diesen Dingen in seinem Tagebuch schreibt, bringt Blake eine sonderbare Art von Reue zum Ausdruck und redet von der Pflicht, das Leuchtende Trapezoeder zu begraben und das zu bannen, was er heraufbeschworen hatte, indem er Tageslicht in die grässliche aufragende Turmspitze dringen ließ. Zur gleichen Zeit offenbart er jedoch das gefährliche Ausmaß seiner Faszination und bekennt ein morbides Verlangen – das sogar in seine Träume sickert –, den verfluchten Turm aufzusuchen und erneut in die kosmischen Geheimnisse des glühenden Steines zu spähen.
    Dann versetzte etwas in der Morgenausgabe des Journal vom 17. Juli den Tagebuchschreiber in ein wahrhaftiges Schreckensfieber. Es war dies nur eine Variante der üblichen halb humoristischen Berichte über die Unruhe auf dem Federal Hill, doch für Blake war es auf irgendeine Weise überaus furchtbar. In der Nacht hatte ein Gewitter das Beleuchtungssystem der Stadt für eine ganze Stunde außer Betrieb gesetzt, und in dieser Phase der Dunkelheit waren die Italiener fast wahnsinnig vor Angst geworden. Jene, die nahe der gefürchteten Kirche wohnten, hatten geschworen, dass das Wesen im Turm das Verlöschen der Straßenlaternen zu seinen Gunsten genutzt hätte und hinab in das Kirchenschiff gestiegen sei, wo es in einer bösartigen, gänzlich furchtbaren Art und Weise Krach schlug. Schließlich sei es mit viel Gelärme den Turm wieder hinaufgestiegen, wo man das Bersten von Glas gehört habe. Es konnte überallhin, soweit die Dunkelheit reichte, doch das Licht schlug es stets in die Flucht.
    Als der Strom wieder eingeschaltet wurde, hatte es einen erschütternden Aufruhr im Turm gegeben, denn selbst das schwächste Licht, das durch die rußigen überdachten Fenster drang, war dem Wesen bereits zu viel. Es war gerade noch rechtzeitig mit Lärm und Getöse in die nachtschwarze Turmspitze geglitten – denn eine zu lange Einwirkung von Licht hätte es zurück in den Abgrund gesandt, aus dem der verrückte Fremde es heraufbeschworen hatte. Während der dunklen Stunde hatten sich um die Kirche Scharen betender Menschen mit Kerzen und Laternen versammelt, die sie mit gefaltetem Zeitungen und Schirmen irgendwie vor dem Regen zu schützen versuchten – eine Lichterwacht, um die Stadt vor dem Nachtmahr zu erretten, der im Finstern umgeht. Einmal habe, so erklärten diejenigen, die der Kirche am nächsten gestanden hatten, das Tor auf grässliche Weise gerasselt.
    Doch dies war nicht einmal das Schlimmste. An jenem Abend las Blake im Bulletin darüber, was die Reporter entdeckt hatten. Endlich auf den absonderlichen Nachrichtenwert der Panikwelle aufmerksam geworden, hatten zwei von ihnen den hysterischen Massen von Italienern getrotzt und waren durch das Kellerfenster in die Kirche geklettert, nachdem sie es umsonst an der Tür versucht hatten. Sie fanden
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