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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)
Autoren: H. P. Lovecraft
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ein von dem verrücktwinkligen Stein ausgehendes schwaches Leuchten auszumachen. Er hatte seinen Blick davon abzuwenden versucht, doch ein dunkler Zwang zog ihn wieder an. Ging eine schwache radioaktive Strahlung von dem Ding aus? Was hatten die Notizen des Toten über ein Leuchtendes Trapezoeder besagt? Was war überhaupt die verlassene Brutstätte des kosmischen Bösen? Was war hier getan worden und was mochte in den Schatten, die selbst die Vögel mieden, noch lauern? Es schien nun, als sei ein trügerischer Hauch von Fäulnis irgendwo in der Nähe aufgekommen, obwohl sein Ursprung nicht sichtbar war. Blake ergriff den Deckel der seit Langem geöffneten Kiste und schlug ihn zu. Dieser bewegte sich ohne Weiteres in den fremdartigen Angeln und verdeckte den zweifellos glühenden Stein völlig.
    Beim scharfen Klicken des Verschlusses schien ein schwaches Geräusch sich in der ewigen Schwärze der Turmspitze jenseits der Falltür über ihm zu regen. Ratten, ohne Zweifel – die einzigen Lebewesen, die in diesem verfluchten Bauwerk ihre Gegenwart verraten hatten, seit er es betreten hatte. Und doch jagte diese Regung in der Turmspitze ihm eine schreckliche Angst ein, sodass er fast panisch die Wendeltreppe hinabstürzte, durch das gespenstische Mittelschiff, in den Gewölbekeller, hinaus in die anbrechende Abenddämmerung auf den verlassenen Platz und durch die wimmelnden, von Furcht erfüllten Gassen und Wege von Federal Hill hin zu den normalen Straßen der Stadtmitte und den heimatlichen gepflasterten Gehsteigen im Universitätsviertel.
    In den darauffolgenden Tagen erzählte Blake niemandem von seinem Erkundungsausflug. Stattdessen las er viel in gewissen Büchern, untersuchte viele Zeitungsjahrgänge im Archiv in der Innenstadt und arbeitete fieberhaft an dem Kryptogramm in jenem Lederband aus der spinnwebverhangenen Sakristei. Bei der Geheimschrift handelte es sich, wie er bald erkannte, um keine einfache Verschlüsselung; und nachdem er sich lange daran versucht hatte, war er sicher, dass es sich bei der Sprache weder um Englisch, Latein, Griechisch, Französisch, Spanisch, Italienisch noch um Deutsch handelte. Offenkundig würde er aus den tiefsten Quellen seiner sonderbaren Gelehrsamkeit schöpfen müssen.
    Jeden Abend kehrte der alte Drang wieder, nach Westen zu blicken, und er sah den schwarzen Kirchturm wie einst inmitten der unzähligen Dächer einer entlegenen und halb sagenhaften Welt. Doch enthielt dieser Anblick nun einen neuen Beiklang von Grauen für ihn. Er wusste um das Erbe unheilvollen Wissens, das der Turm barg, und mit diesem Wissen ging die Fantasie auf merkwürdigen neuen Wegen mit ihm durch. Im Frühling kehrten die Zugvögel zurück, und als er ihren Flug im Licht der untergehenden Sonne beobachtete, glaubte er zu sehen, wie sie den schlanken einsamen Kirchturm so stark wie nie zuvor mieden. Näherte sich ein Schwarm dem Turm, so glaubte er, ihn in panischer Verwirrung auseinanderstieben und sich zerstreuen zu sehen – und er konnte das wilde Gezwitscher erahnen, das ihn über die dazwischen liegenden Kilometer nicht zu erreichen vermochte.
    Im Juni berichtete Blakes Tagebuch von seinem Sieg über die Geheimschrift. Der Text war, wie er entdeckte, in der geheimnisvollen Aklo-Sprache abgefasst, die gewisse Kulte aus böser Vorzeit benutzt hatten und die ihm von früheren Nachforschungen her einigermaßen bekannt war. Das Tagebuch ist merkwürdig zurückhaltend hinsichtlich dessen, was Blake entzifferte, doch offenkundig erstaunten und beunruhigten seine Ergebnisse ihn. Es gibt Anspielungen auf einen Jäger in der Finsternis, der durch einen Blick in das Leuchtende Trapezoeder erweckt wird, und irrsinnige Mutmaßungen über die schwarzen Abgründe des Chaos, aus denen er gerufen wurde. Das Wesen wird als Bewahrer allen Wissens bezeichnet, das ungeheuerliche Opfer fordert. Manche von Blakes Einträgen zeugen von seiner Angst, das Wesen, das er heraufbeschworen glaubte, möge losziehen, wenngleich er hinzufügt, dass die Straßenlaternen ein Bollwerk bildeten, das nicht überschritten werden könne.
    Vom Leuchtenden Trapezoeder spricht er häufig, bezeichnet es als Fenster der Gesamtheit von Zeit und Raum und verfolgt seine Geschichte zurück bis zu den Tagen seiner Anfertigung auf dem finstren Yuggoth, lange bevor die Alten es zur Erde brachten. Es wurde von den Krinoiden der Antarktis als Schatz betrachtet und in die sonderbare Kiste gelegt, von den Schlangenmenschen Valusiens aus den Ruinen
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