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Gefaehrlich schoener Fremder

Gefaehrlich schoener Fremder

Titel: Gefaehrlich schoener Fremder
Autoren: Kate Carlton
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PROLOG
    „Logan ist entkommen. Er ist verschwunden." Die langen, sorgfältig manikürten Finger des dünnen Mannes schlugen nervös gegen den schwarzen Lederkasten des abhörsicheren Telefons, während er auf den unvermeidlichen Wutausbruch wartete, der auf seine knappe Meldung folgen musste.
    „So, so." Die Stimme vom anderen Ende der Leitung triefte vor Sarkasmus. „Ich habe Ihnen ja gleich gesagt, dass Ihr idiotischer Plan niemals funktionieren wird."
    Der Dünne unterdrückte den Impuls, den Apparat an die Wand zu schleudern.
    Krampfhaft ballte er die Hand in der Jackettasche. Er war sich seiner Sache so sicher gewesen, und nun musste er sich sein Scheitern eingestehen. Wieder einmal. Dabei hätte Logan nach menschlichem Ermessen überhaupt keinen Verdacht schöpfen können, dass eine Falle für ihn vorbereitet war. „Es hätte klappen müssen", knurrte der Dünne. „Und es hätte auch geklappt, wenn Logan sich an seine Anweisungen gehalten hätte." Das kalte Lachen vom anderen Ende der Leitung tat seinem Ohr weh.
    „Logan hält sich nur an Anweisungen, wenn es ihm passt. Er hat das abgekartete Spiel wahrscheinlich aus meilenweiter Entfernung gerochen. Was glauben Sie denn, warum er Ghostrider genannt wird? Der Mann ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Geisterfahrer."
    Der Dünne versuchte, das unbehagliche Gefühl, das ihn beschlich, abzuschütteln.
    „Logan ist kein Geist, er ist nur ein Mensch", schnappte er zurück.
    „So, so?" höhnte es wieder durch die Leitung. „Wer, außer einem Geist, kann sich in Luft auflösen oder an zwei Orten gleichzeitig sein? Ihr Plan war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Und wissen Sie auch, warum?''
    Ein Muskel arbeitete in dem Kinn des dünnen Mannes, der, blind für das behagliche, mit Büchern angefüllte Arbeitszimmer, nach vorn starrte und sich nicht um die Menschen im Nebenraum kümmerte, die gespannt auf seine nächsten Befehle warteten. „Nein", erwiderte er endlich. Wieder hörte er das kalte Auflachen, das ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
    „Weil Sie Logan immer unterschätzen."
    Der grausame Pfeil traf ins Schwarze. Die Finger des Dünnen verkrampften sich um den Hörer. „Was sollen wir nun tun?" fragte er gepresst.
    „Finden Sie ihn", kam es im harten Befehlston zurück. „Womöglich hält er sich noch in der Gegend auf."
    „Niemals", widersprach der Dünne. „Er wird sich schon längst aus dem Staub gemacht haben."
    „Da haben wir's wieder: Sie unterschätzen ihn." Der fast nachsichtig verweisende Ton stachelte die Wut des dünnen Mannes an. „Er steckt irgendwo da draußen. Beobachtet. Weil er weiß, dass Sie glauben, er sei schon längst woanders."
    Zerreißende Spannung und kaum gebändigte Wut knisterten in der Leitung. Und noch etwas, das spürte der dünne Mann. Etwas, was er noch nie in Verbindung mit dem Mann gebracht hatte, den er unter dem Codenamen Zeus kannte, dem Mann, mit dem er konspirativ zusammenarbeitete und den er seit drei Jahren hasste. Angst.
    „Wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, dann finden Sie ihn. Und zwar schnell", warnte Zeus. „Vergessen Sie nicht, Sie stecken mittlerweile bis zum Hals mit drin."
    Ja, er war tief in diese Sache verstrickt. Viel zu tief. Wenn er Logan nicht aufspüren konnte und...
    „Ich werde Ghostrider finden."
    „Geben Sie sich alle Mühe. Er muss gefunden werden, ebenso O'Connel. Erst dann ist die Gefahr für uns ausgeschaltet. Sonst werden Köpfe rollen. Unsere."
    Der dünne Mann warf den Apparat in den Lederkasten zurück, knallte den Deckel zu und ließ die Schlösser zuschnappen. O ja, ich werde beide Männer aufspüren, schwor er sich grimmig. Purer Hass raste durch seine Adern bei dem Gedanken an den Mann, der ihm nur als Logan bekannt war, der berühmt berüchtigte Ghostrider. Von wegen ein Geist! Aber der Kerl sollte es noch bedauern, dass er aus dem Grab auferstanden war!

1.KAPITEL
    Was für ein grässlicher Tag, dachte Emily Osborn, während sie angestrengt durch die mit Insektenleichen übersäte Windschutzscheibe ihres verlässlichen alten Autos auf die Straße blickte. Die ruhige Wohngegend am Rande von Phoenix wirkte düster. Die späte Stunde machte Emily nervös, schien ihre gewohnte Umgebung in Schatten einzuhüllen, in Gefahr einzutauchen.
    Ich bin wohl einfach müde, beruhigte sich Emily, während sie den Strom kühler Luft vom Armaturenbrett her regulierte. So spät war sie selten noch draußen selbst samstagabends. Ihr blondes Haar, heute morgen erst
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