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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)
Autoren: H. P. Lovecraft
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in diesem Sinn sind narzisstische Kränkungen: Glück und Erfolg der Menschen haben im Kosmos keine Bedeutung. Es ist immer ein wenig »Wind aus den Weiten des Alls« in Lovecrafts Erzählungen. Cthulhu und Yog-Sothoth spiegeln hierin Lovecrafts eigene Philosophie.
    Dies ist jedoch nur eine Seite der Sache. Wie es in ›The Shadow Over Innsmouth‹ wohl am deutlichsten wird, geht es auch um den veränderten Blick, den Leserinnen und Leser auf sich selbst gewinnen. Die verstörende Frage »Wer bin ich?«, wie sie der namenlose Ich-Erzähler in ›The Shadow Over Innsmouth‹ zu spüren bekommt, überträgt sich auf die Lesenden. In anderen Erzählungen liegt dieses Thema nicht so deutlich zutage, aber es ist immer vorhanden. Lovecrafts Protagonisten sind oft, aber nicht immer, vereinzelte, einsame Menschen, weniger durch ihr Naturell, sondern eher durch das Wissen, das ihnen oft zufällig zuteil geworden ist. Ihr Wissen um die dunkle Seite des Universums trennt sie von ihren Mitmenschen. Es gelingt Lovecraft mit erheblichem erzählerischem Raffinement, diesen Blickwinkel einzufangen und literarisch zu gestalten.
    Es sollte dennoch deutlich gesagt werden, dass die folgenden Erzählungen mit ihrem mythischen Szenario nur einen Teil von Lovecrafts Erzählwerk ausmachen. Zusammen mit Band I liegen die Mythosgeschichten Lovecrafts im eigentlichen Sinn hier nun gesammelt und mit kommentierenden Einführungen versehen in zwei Bänden vor. Sie sind zwar wie gesagt nur ein Teil des Prosawerkes Lovecrafts (um von seinen Gedichten, Theaterstücken und Essays zu schweigen), aber ohne Frage der Teil, der bis heute am meisten fasziniert. Die einführenden Essays sind überarbeitete und verbesserte Fassungen des Kommentarteils der Gesammelten Werke Lovecrafts, die seit 1999 im Verlag Edition Phantasia erscheinen (bisher 13 Bände; vollständige kommentierte Ausgabe aller Schriften Lovecrafts).
    Das Unheimliche bei Lovecraft ist ein intelligentes Vergnügen, es sucht Leser und Leserinnen, die den vielfachen Vernetzungen der Erzählungen, den zahllosen Insider-Jokes, den Anspielungen auf klassische und literarische Mythen nachspüren. Das Spiel der fantastischen Entgrenzung der Wirklichkeit wird bei Lovecraft zu einer Evokation des Fremden im Kosmos und in uns selbst. Das ist keine kleine Sache, und trotz des augenzwinkernden Humors in den vielen Anspielungen Lovecrafts (den Lesende oft erst nach mehrmaliger Lektüre des Gesamtwerkes wahrnehmen) bringt er etwas zur Sprache, was tiefere Töne anspricht. Lovecrafts leidenschaftliche Neugier (sichtbar etwa in der obsessiven Suche von Robert Blake in ›The Haunter of the Dark‹), sein Interesse an den Wissenschaften, an der Geschichte (vor allem der britischen und antiken), an Mythologien und Folklore, an Kulten und Religionen, am Kosmos als Ganzen, lebt eben auch in seinen Geschichten, so fantastisch sie sein mögen. Und gar nicht so selten springt dieser Funke auf Leserinnen und Leser über.
    Marco Frenschkowski
    Leipzig, den 20. Mai 2011

Vorwort zu »Berge des Wahnsinns« (At the Mountains of Madness)
    ›At the Mountains of Madness‹ (geschrieben Februar/März 1931) war Lovecrafts dritter und letzter Roman, nach dem Fantasy-Roman ›The Dream-Quest of Unknown Kadath‹ (1927) und dem großen historischen Horrorroman ›The Case of Charles Dexter Ward‹ (geschrieben ebenfalls 1927). In gewisser Hinsicht ist ›At the Mountains of Madness‹ Lovecrafts einziger wirklich zum Zweck der Publikation verfasster und geplanter Roman, da sowohl die idiosynkratische und mäandrierende Fantasyerzählung ›Dream-Quest of Unknown Kadath‹ wie auch ›The Case of Charles Dexter Ward‹ zu Lebzeiten Lovecrafts nicht publiziert wurden, und Lovecraft dazu auch keine besonderen Anstrengungen übernahm. Am Erscheinen von ›At the Mountains of Madness‹ lag ihm dagegen viel. Der Titel entstammt offenbar einer Passagen aus der Erzählung ›The Hashish Man‹ (in ›A Dreamer’s Tales‹, London 1910) von Lord Dunsany (»And we came at last to those ivory hills that are named the Mountains of Madness ...«), obwohl Lovecraft das meines Wissens nicht explizit sagt.
    Die gewaltige Evokation der antarktischen Eiswüste als eines Ortes von vorzeitlichem Grauen verfehlt auch heute ihre Wirkung nicht. Manche Liebhaber des Genres halten ›At the Mountains of Madness‹ für Lovecrafts besten Text, dessen schiere visionäre Intensität ein Panorama der Erdgeschichte zeichnet, vor dem die
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