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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)
Autoren: H. P. Lovecraft
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den Staub im Vestibül und im gespenstischen Mittelschiff in eigenartiger Weise aufgerührt, und Haufen vermoderter Kissen und das Satinfutter der Kirchenbänke waren ringsumher merkwürdig verstreut. Überall hing ein übler Geruch, und hie und da waren gelbe Flecken und wie verkohlt wirkende Spuren zu sehen. Als sie die Tür zum Turm öffneten und einen Moment lang innehielten, da sie oben ein schabendes Geräusch zu hören glaubten, fanden sie die enge Wendeltreppe grob sauber gefegt vor.
    Der Turm selbst präsentierte sich in einem ähnlichen halb gefegten Zustand. Die Reporter berichteten von dem siebeneckigen Steinpfeiler, den umgeworfenen gotischen Stühlen und den bizarren Gipsbildern, wenngleich sie sonderbarerweise die Metallkiste und das alte verstümmelte Gerippe nicht erwähnten. Was Blake mit Ausnahme der Hinweise auf Flecken und Verkohlungen und üble Gerüche am meisten verstörte, war das letzte Detail, das das berstende Glas erklärte. Jedes einzelne der Spitzbogenfenster im Turm war zerschmettert worden, und zwei davon waren auf grobe und überstürzte Weise mit der Füllung des Kirchenbankfutters und der Kissen verdunkelt worden, indem das Material zwischen die Lamellen der Fensterläden gestopft wurde. Weitere Satinfetzen und Knäuel von Pferdehaaren lagen über den frisch gefegten Boden verstreut, als sei jemand bei dem Versuch unterbrochen worden, im Turm wieder vollkommene Finsternis herzustellen.
    Gelbliche Flecken und verkohlte Stellen fanden sich auf der Leiter zur fensterlosen Turmspitze, doch als einer der Reporter hinaufstieg, die Falltür öffnete und seine schwache Taschenlampe in den pechschwarzen und sonderbar übel riechenden Raum richtete, sah er nichts als Dunkelheit und formlose Trümmer nahe der Öffnung. Sie hielten das Ganze natürlich für Scharlatanerie. Jemand habe den abergläubischen Bewohnern des Hügels einen Streich gespielt, oder aber ein Fanatiker habe versucht, zu ihrem vermeintlichen Besten ihre Ängste künstlich aufrechtzuerhalten. Vielleicht aber hatte auch einer der jüngeren und weltgewandteren Anwohner der Außenwelt einen kunstvollen Schabernack gespielt. Es gab noch ein amüsantes Nachspiel, als die Polizei einen Beamten schickte, um den Bericht zu überprüfen. Drei Männer hintereinander fanden Ausflüchte, um den Auftrag zu umgehen, und der vierte ging nur sehr widerstrebend hin und kehrte schon bald zurück, ohne der Darstellung der Reporter etwas hinzuzufügen.
    Von diesem Zeitpunkt an zeigt Blakes Tagebuch eine wachsende Welle heimtückischen Grauens und nervlicher Anspannung. Er rügt sich selbst, nichts zu tun, und stellt wilde Spekulationen über die möglichen Folgen eines weiteren Stromausfalls an. Es wurde bestätigt, dass er zu drei Gelegenheiten – immer während eines Gewitters – bei den Elektrizitätswerken anrief und hysterisch flehte, man möge unbedingt Vorsichtsmaßnahmen gegen einen Stromausfall treffen. Dann und wann drücken seine Einträge Sorge darüber aus, dass die Reporter bei ihrer Untersuchung des dunklen Turmzimmers weder die Metallkiste und den Stein noch das merkwürdig beschädigte Gerippe gefunden hatten. Er nahm an, dass diese Dinge entfernt worden waren – wohin und von wem oder was, das konnte er nur vermuten. Doch seine schlimmsten Ängste betrafen ihn selbst und die Art von unheiliger Beziehung, die er zwischen seinem Geist und jenem lauernden Grauen in der fernen Kirchturmspitze verspürte – jenem ungeheuerlichen Wesen der Nacht, das seine Unbesonnenheit aus tiefsten schwarzen Räumen herbeigerufen hatte. Er schien ein beständiges Zerren an seiner Willenskraft zu spüren, und die Besucher, die er zu jener Zeit empfing, erinnern sich, wie er geistesabwesend an seinem Schreibtisch saß und aus dem westlichen Fenster auf den entlegenen, von Türmen wimmelnden Hügel jenseits der Rauchwirbel der Stadt starrte. Seine Einträge verweilen eintönig bei gewissen schrecklichen Träumen und einer Verstärkung der unheiligen Beziehung, die im Schlaf erfolge. Er erwähnt eine Nacht, in der er erwachte und entdeckte, dass er sich völlig angekleidet auf der Straße befand, wie mechanisch den College Hill hinab in westlicher Richtung gehend. Wieder und wieder grübelt er über der Tatsache, dass das Wesen in der Kirchturmspitze weiß, wo es ihn finden kann.
    Der auf den 30. Juli folgenden Woche erinnert man sich als den Zeitpunkt von Blakes teilweisem Zusammenbruch. Er kleidete sich nicht an und bestellte alle Mahlzeiten
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