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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen
Autoren: Gillian Philip
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durchaus gelegen kam. Dadurch waren auch die Kopfschmerzen verschwunden. Um mich herum kreisten allerlei Gedankenfetzen, ein Durcheinander von Gewalt und Raserei. Nur Conal konnte ich nicht aufspüren. Ich rieb mir heftig die Augen. Ein Vorhang aus Blut hatte sich über sie gelegt, als die Wunde an meiner Stirn wieder aufgeplatzt war.
    Da! Ich konnte einen kurzen Blick auf ihn erhaschen, als er gerade hochsprang und in der Luft herumwirbelte, dann war er auch schon wieder verschwunden. Ich musste mich zu ihm durchkämpfen. Und da war noch jemand, der dasselbe tat: Jemand schlug gerade auf Ranald ein, um zu Conal zu gelangen. Ranald taumelte rückwärts, Calman Ruadhs Schwert hatte ihn tödlich getroffen. Er stieß einen Fluch in Richtung seines Mörders aus und sank zu Boden. Dann war er tot.
    Luthais schrie. Ich hatte noch nie so einen Schrei gehört. Der Mann preschte durch die Reihen, sprang über Köpfe und Schultern hinweg zu Calman Ruadh, der eilig sein Schwert aus Ranalds Leichnam zog. Der weite Streich, in dem er es führte, verfehlte Luthais’ Knöchel nur um Haaresbreite. Luthais jedoch fand schnell sein Gleichgewicht wieder und wurde vor Gram zum Berserker. Blind schlug er um sich. Sein Schwert pfiff knapp an Calman Ruadh vorbei, der holte sofort zum Gegenschlag au s – und tötete auch Luthais.
    Das Scharmützel hatte Calman Ruadh näher an mich als an Conal herangeführt.
    „Er gehört mir!“, schrie ich.
    „Nein!“, brüllte Conal zurück.
    „Doch! Ich erhebe Anspruch auf ihn! “
    Gut, das mochte unüberlegt gewesen sein. Conal starrte mich an, nicht nur verärgert, sondern geradezu entsetzt, aber ich hatte keine Zeit, mich seiner Strafpredigt auszusetzen, und er hatte keine Zeit, mir eine zu erteilen. Ich drehte mich um und hob mein Schwert, als Calman Ruadh mit gebleckten Zähnen auf mich zustürmte.
    Um uns herum war plötzlich sehr viel Platz, denn die Schlacht näherte sich ihrem Ende und nur noch wenige Zweikämpfe wurden ausgetragen. Außerdem hatten die wenigen Überlebenden neugierig innegehalten und waren fasziniert von der Tatsache, dass ich dumm genug war, mir Calman Ruadh vorknöpfen zu wollen. Er und ich mussten kämpfen, bis einer von uns tot war. Niemand hatte nunmehr das Recht, in den Kampf einzugreifen oder gar an meiner Stelle zu kämpfen. Es gab für mich keinen anderen Ausweg, als ihn zu töten. Sofern ihm nicht plötzlich das Herz stehen blieb oder er von einem Meteor erschlagen wurde. Unfälle mochten ja vorkommen, aber ich hielt es in diesem Fall für unwahrscheinlich. Nei n – ich hatte meinen Anspruch auf ihn öffentlich kundgetan und musste nun mit den Konsequenzen leben. Oder sterben.
    Diese seltsamen Traditionen hatten mir noch nie geschmeckt.
    Ich rieb mir mit dem Arm über die Augen, ohne die Hände vom Knauf meines erbeuteten Schwertes zu lösen. Erbeute t – verdammt, ich hatte nicht einmal meine eigene Waffe zur Hand! Langsam und aufmerksam umkreisten Calman Ruadh und ich einander.
    Ich musste an Kenna denken und mein Herz gefror zu Eis, als mir bewusst wurde, dass ich gerade ihrem Mörder gegenüberstand.
    Ein Kind kauerte bei den Stufen und starrte mich an. Als hätte ich es geahnt! Das Mädchen hatte sich natürlich nicht in Sicherheit gebracht, so wie ich es ihm befohlen hatt e – meine kleine Komplizin, deren Leben fast am Strick geendet hätte.
    „Die hängt noch früh genug.“ Calman Ruadh lächelte. Er hatte meine Gedanken gelesen. „Gleich nachdem ich mit dir fertig bin.“
    „Damit meine ganze Mühe umsonst war?“, gab ich zurück. „Wohl kaum.“
    „Wenn du mein Schwert küsst“, sagte er, „verspreche ich dir, deinem Leben ein schnelles Ende zu setzen.“
    „Und wenn du mir den Hintern küsst“, entgegnete ich, „dann lass ich dich nicht leiden.“
    Er machte einen flinken Satz auf mich zu. Ich warf mich zu Boden, rollte mich ab und war im Nu wieder auf den Beinen. Mit einem blinden Hieb in seine Richtung sprang ich zurück. Ich hörte die Schneide seines Schwertes durch die Luft sausen und musste mich verbiegen, um ihr nur knapp zu entgehen. Dann zielte er auf meine Oberschenkel, doch ich konnte mich mit einem beherzten Sprung retten. Wäre ich schnell genug gewesen, hätte es ihn in diesem Moment schon den Kopf gekostet, aber ich brauchte zu lang. Das Schwert in meiner Hand wog schwerer als das meine und war darüber hinaus nicht leicht zu führen. Ich schlug nach meinem Gegner, er wich mit einem beeindruckenden Salto rückwärts aus
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