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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren
Autoren: Celeste Bradley
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1. Kapitel
    S tanton Horne, der elfte Marquis von Wyndham, Mitglied der Royal Four - einem Geheimbund der mächtigsten Männer Englands -, angesehener Experte für historische Dokumente und darüber hinaus noch ein äußerst attraktiver Mann, besah sich die Bescherung auf dem Boden seiner Eingangshalle und verkniff sich ein ratloses Seufzen.
    »Es tut mir leid, Mylord«, sagte der Diener rasch. »Ich mache das sofort sauber, Mylord. Es tut mir so leid, Mylord.« Stantons stammelnder Bursche wich vor ihm zurück, wie man vor einer gefährlichen, menschenfressenden Bestie zurückweichen würde. Vorsichtig hob Stanton die Hand, um eine beschwichtigende Geste zu machen, aber der Mann jammerte und wurde leichenblass. »Es t…tut m…mir l… leid, M…m…mylord.«
    Stanton gab auf. Bei manchen Leuten war eben Hopfen und Malz verloren. Er hatte sich bei dem Burschen nur dafür entschuldigen wollen, dass er so plötzlich um die Ecke der Halle gebogen war und seinen eigenen Tee zu Boden gestoßen hatte. Jetzt würde der Diener zweifellos Geschichten darüber erzählen, wie er der Wut seines Dienstherren nur knapp entgangen war.
    Die Tatsache, dass er seiner außergewöhnlich genauen Erinnerung nach in seinem Haus noch nie die Stimme erhoben hatte, schien keinen Einfluss auf die Ehrfurcht zu haben, die sein Personal ihm gegenüber empfand.

    Ja, er konnte ein schwieriger Dienstherr sein. Es stimmte auch, dass er nicht besonders gesellig war. Und doch hielt er sich für einen gerechten und ausgeglichenen Menschen und nicht für ein großes, behaartes Ungeheuer, das junge bartlose Burschen so sehr erschreckte, dass sie den Verstand verloren und – offensichtlich – auch die Fähigkeit, ein Teetablett zu tragen.
    »Junger Mann -«
    »Dobbins, Mylord!«
    »Ja, Dobbins, natürlich.« Stanton atmete noch einmal beschwichtigend ein. »Wenn Ihr hier fertig seid, dann würde ich es begrüßen, möglichst bald ein neues Teetablett zu bekommen.«
    Der Mann fiel auf die Knie, als duckte er sich vor einem Schuss und fing an, fieberhaft das zerbrochene Geschirr aufzusammeln. Seine Hände zitterten so sehr, dass Tee von den Scherben auf Stantons Stiefel tropfte.
    Der Bursche fiel angesichts dieser Tatsache fast in Ohnmacht. »Mylord! Oh, Mylord, ich -«
    Stanton konnte es sich nicht länger anhören. Er machte auf dem Absatz kehrt und schlenderte davon. Solange er zugegen war, würde ohnehin nichts Sinnvolles geschehen. Es schien, als brauche es nicht mehr, seinen gesamten Haushalt in Angst und Schrecken zu versetzen, als dass er ein Zimmer seines eigenen Hauses betrat.
    Es war immer so. Wo auch immer er hinging, drängten Mütter ihre Kinder aus seinem Weg und selbst die kampfeslustigsten Männer wandten den Blick ab. Kein noch so sorgfältig gepflegtes Äußeres vermochte den Eindruck zu tilgen, dass er in Wirklichkeit ein fieses, furchteinflößendes Monster war.

    Es reichte aus, einen Mann an sich zweifeln zu lassen.
    Vielleicht war er in letzter Zeit tatsächlich ein bisschen angespannt. Warum sollte er es auch nicht sein, wenn der schlimmste Spion, mit dem England es je zu tun gehabt hatte, ihm und seinen Kameraden von den Royal Four schon wieder entwischt war? Es stimmte zwar, dass die Schimäre dieses Mal ein wenig angeschlagen aus der Sache herausgekommen war und sich vor ihren Suchtrupps versteckte, ihren besten Männern nur einen Schritt voraus.
    Der Gedanke daran, dass der außerordentlich gefährliche französische Adlige, der sich ihnen gegenüber mit solcher Leichtigkeit als junger englischer Kammerdiener ausgegeben hatte, nun Schmerzen erdulden musste und dem Abgrund nahe stand, war recht befriedigend. Aber Stantons sehnlichster Wunsch war es, den kalten Leichnam des Mannes vor sich ausgestreckt auf dem Boden liegen zu sehen.
    Doch dieser Wunsch erwies sich, als nicht so einfach zu erfüllen.
    Obschon das besondere Talent der Schimäre, in immer neue Rollen zu schlüpfen, mit den Schnittwunden in ihrem Gesicht nicht mehr zum Tragen kommen konnte, so war der brillante Verstand des Mannes doch unbeeinträchtigt.
    Der Krieg gegen Napoleon war zum Stillstand gekommen – beide Seiten verzeichneten derzeit schwere Verluste. England und Frankreich standen sich mit den Schwertern an der Kehle ebenbürtig gegenüber und warteten nur darauf, dass irgendetwas die Balance zu ihren Gunsten entschied.
    So weit die Entschuldigung für Stantons etwas angespannte Nerven in letzter Zeit. Er war einfach nur ein bisschen … nervös.
    Als
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