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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren
Autoren: Celeste Bradley
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Wirbelsturm ihm nichts anhaben.
    Er begrüßte sie mit einem korrekten, angedeuteten Diener. Sie machte sich nicht die Mühe, seine Gefälligkeit zu erwidern. Er würde mit diesem Unsinn auch aufhören, wenn er sich ihres Rufs bewusst wurde. »Ich bin Lady Alicia Lawrence, Tochter des Earl von Sutherland. Ich verfüge über Informationen über einen Plan, Seine Königliche Hoheit, den Prinzregenten, zu entführen. Seid Ihr daran interessiert, mir zuzuhören, oder soll ich mir einen anderen suchen, der der Sache größere Bedeutung beimisst?«
    Stanton spürte, wie seine Neugier nachließ. Oh, verdammt!
Sie war eine von denen, die an jeder Ecke eine Verschwörung vermuteten. Er hatte schon mit einigen dieser irrationalen Menschen in seinen Jahren als Falke zu tun gehabt, aber das hier war das erste Mal, dass einer von ihnen sich direkt an ihn wandte.
    Was eine andere Frage aufwarf: Was hatte sie zu der Annahme verleitet, der zurückgezogen lebende Marquis von Wyndham könnte an ihrer Geschichte interessiert sein? Die Antwort darauf wollte Stanton sehr gerne erfahren. Schließlich vermied er es, in der Öffentlichkeit als auch nur ansatzweise an Politik interessiert zu erscheinen.
    Vielleicht sollte er Lady Alicia doch ernst nehmen. »Darf ich meinen Butler kommen lassen, um Euch den Hut abzunehmen?«
    Sie berührte mit ihren behandschuhten Fingerspitzen ihren moderigen Schleier. »Es wäre mir lieber, ihn anzubehalten.«
    Er sollte darauf bestehen, aber sie könnte die eine Frage stellen, die er nicht beantworten wollte.
    Warum?
    Er hatte nicht vor, sich zu erklären, denn wenn er es täte, würde ihn das nur auf direktem Weg ins Irrenhaus bringen. Wie konnte er dieser Frau erklären, dass er ihr Gesicht sehen musste, um zu wissen, ob sie log? Sie würde ihn fragen, wie um alles in der Welt er das wissen wollte, und er würde ihr nicht die Wahrheit sagen können, denn er wusste selbst nicht, wie dieses erstaunliche Talent, über das er verfügte, funktionierte.
    Er mochte noch nicht einmal darüber nachdenken, denn er war stolz darauf, ein rationaler Mann zu sein, und das war er auch … bis auf diese eine Sache eben, diese Fähigkeit, an
die er mit ganzem Herzen glaubte, denn sie hatte ihn noch nie im Stich gelassen.
    Sein ganzes Leben lang hatte Stanton es gewusst, wenn man ihn anlog. Als Junge hatte er ohne Probleme die kleinen Unwahrheiten, die Erwachsene den Kindern erzählen, aufgedeckt. Er hatte gewusst, dass er auch dann wachsen würde, wenn er seine Milch nicht trank, dass er nicht sterben würde, wenn er mit einer Schere in der Hand rannte, und dass er, egal wie oft er sich als Knabe selbst befriedigte, doch niemals daran erblinden würde.
    Als er älter wurde, stellte er fest, dass er selbst verheimlichte Tatsachen erspürte, oder zumindest doch den Akt des Verheimlichens. Er lernte die Lügen kennen, die die Leute erzählten, um sich Schande oder Mühen zu ersparen. Er gewöhnte sich an die Lügen, die sie bei ihrem Streben nach Geld oder Liebe erzählten.
    Schleier oder auch nicht, selbst er konnte erkennen, dass die Person vor ihm angesichts seiner Unaufmerksamkeit langsam die Geduld verlor. Sie wedelte mit einem gefalteten Blatt Papier in der Luft herum und legte den Kopf schief. »Wenn Ihr meinen Brief gelesen hättet – für den ein Mitglied Eures Haushaltes sich weigerte, das Porto zu bezahlen -, dann hättet Ihr bereits einen genauen Überblick darüber, was ich gehört habe«, erklärte sie schnippisch.
    Sie war verärgert. Stanton konnte kaum sagen, wie wenig ihn das beeindruckte. »Lady Alicia, vielleicht möchtet Ihr es mir jetzt erzählen?«
    Bald würde er sich daran erinnern, in welchem Zusammenhang er bereits von Lady Alicia Lawrence gehört hatte. Er selbst hatte ihren Brief nicht abgewiesen, aber er war sich sicher, dass Grimm es getan hatte – auf seinen Befehl
hin. Jeder, der eine wichtige Nachricht zu übermitteln hatte, wusste, dass man so etwas nicht der Post anvertrauen durfte. Daraus folgte, dass es keinen Grund für ihn gab, sein Leben mit Briefen und Einladungen zu beschweren, die er sowieso niemals beantworten würde.
    Endlich setzte sich Lady Alicia. »Vor vier Nächten habe ich zufällig eine Unterhaltung mitbekommen. Drei Männer diskutierten die ›Umsiedlung‹ des Prinzregenten. Sie haben vor, ihn während einer Hausparty zu entführen, die auf dem Anwesen von Lord Cross stattfindet.« Sie zögerte. »Haltet Ihr es für möglich, dass der Prinzregent tatsächlich eine
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