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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren
Autoren: Celeste Bradley
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bizarren Erscheinung.
    Grimm warf ihm einen gequälten Blick zu. »Sie weigert sich, ihren Namen zu nennen, Mylord.« Grimm sah aus, als würde ihn ein weiterer Moment in der Anwesenheit dieser Kreatur seine geistige Gesundheit kosten.

    Stanton sah keinen Grund, seinen Butler in einen epileptischen Anfall zu treiben. Es war so schon schwer genug für ihn, gutes Personal zu halten. Die Tatsache, dass seine wachsende Neugier den eben durchlebten Anfall ruheloser Unzufriedenheit linderte, hatte mit seiner Entscheidung nichts zu tun.
    Er verbeugte sich vor der Frau und wies mit der Hand auf eine andere Tür. »Wenn Ihr die Güte hättet, mir den großen Gefallen zu tun, im grünen Salon auf mich zu warten, werde ich mich Eurer in wenigen Augenblicken mit Freuden annehmen.«
    Sie knickste nicht zur Erwiderung, noch machte sie irgendeins der üblichen sozialen Geräusche. Stattdessen blieb ihr Schleier unverwandt auf ihn gerichtet.
    »Wenn Ihr glaubt, dass ich einfach irgendwann gehe, dann täuscht Ihr Euch gewaltig«, sagte sie rundheraus. »Ich habe keine besonderen Pläne für den Rest des Tages. Genau genommen habe ich keine besonderen Pläne für den Rest meines Lebens, also rate ich Euch, zu Eurem Wort zu stehen und tatsächlich nicht länger als wenige Augenblicke zu brauchen.«
    Mit diesen Worten wandte sie sich abrupt ab und ging in den grünen Salon, ohne sich von Grimm helfen zu lassen, der erstaunlich langsam reagierte.
    »Hm.« Die Frau mochte zwar wie ein Flüchtling aus der Irrenanstalt aussehen, aber sie klang eher wie ein ungeduldiger Rittmeister. Stanton warf Grimm einen Blick zu, der der Frau offen hinterherstarrte. Seine Miene zeigte dabei eine Mischung aus glühendem Hass und einem Funken Respekt, was einfach unmöglich war, denn Grimm beugte sich keinem außer seinem Herrn.

    »Grimm, Tee und Gebäck bitte in den grünen Salon. Damen mögen Tee und Gebäck.«
    Grimm erwiderte nichts, als er sich abwandte. Doch als Stanton den Gang hinunterschritt, meinte er, seinen unerschütterlichen Butler etwas von »Gifttee und Drachengebäck« murmeln zu hören.
    Stanton ging nur lange genug in sein Studierzimmer zurück, um sich einen Gehrock überzuziehen und die Dokumente, die er nicht gelesen hatte, in eine abschließbare Schublade zu legen. Dann steckte er den Schlüssel in dessen übliches Heim in seiner Westentasche, schlenderte zum grünen Salon und öffnete die Tür.
    Lady Alicia Lawrence stand am Fenster. Sie drehte sich um, um den Mann zu begrüßen, für den sie so weit durch den Regen gelaufen war. Stanton Horne, Marquis von Wyndham – der einzige Mann in ganz London, der sich vielleicht anhören würde, was sie zu erzählen hatte, bevor er sie wieder in die Gosse jagte.
    Er sah gut aus, das stand schon mal fest. Sie konnte die Symmetrie seiner eher scharf modellierten Gesichtszüge bewundern, ohne sich Sorgen darüber machen zu müssen, ob er sie vielleicht ebenso attraktiv finden würde.
    Es war schon unheimlich, wie viel mehr Zeit sie zur Verfügung hatte, seit sie aufgehört hatte, sich um solche Dinge zu kümmern. Natürlich konnte sie mit dieser Zeit nur sehr wenig anfangen … aber es hatte keinen Sinn, darüber zu lamentieren. Das Kind war bereits in den Brunnen gefallen.
    Sie ertappte sich dabei, wie ihr Blick auf dem recht sinnlichen Schwung seiner Unterlippe verweilte, und zwang sich dazu, ihn mehr im Ganzen zu mustern. Was war das für ein
Mann, dieser Lord Wyndham, der jedem ein Begriff war, den jedoch keiner wirklich gut kannte?
    Selbst sie, eine von der Gesellschaft Ausgestoßene, wusste, dass er reich war wie ein König und geheimnisvoll wie ein schwarzer Magier in seinem Turm. Sie glaubte den Gerüchten über Jungfrauenopfer auf seinem Dachboden nicht, aber was wusste sie schon über Jungfrauen?
    Er sah eher normal aus, wenn verstörend dunkle Augen und ein eisernes Kinn als normal bezeichnet werden konnten. Sein dichtes, nahezu rabenschwarzes Haar war zu einem perfekten Zopf gebunden und verlieh seinem Gesicht, das ansonsten als schön bezeichnet werden konnte, eine gewisse Strenge.
    Sie bewunderte seine Treue zum klassischen Stil anstelle des zerzausten Byronstils, den die meisten Herren heutzutage bevorzugten. Wer sich sofort einer neuen Mode unterwarf, tendierte dazu, sich auch in anderen Dingen leicht beeinflussen zu lassen. Sie musste es ja wissen, da sie selbst vor gefühlten hundert Jahren eine solche Person gewesen war. Lord Wyndham sah so aus, als könnte selbst ein
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