Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
Autoren: Ellen Berg
Vom Netzwerk:
Kapitel eins
    »Schatz, hast du meine Anti-Cellulite-Creme gesehen?«
    Anne hatte die Frage kaum gestellt, als sie auch schon wusste: Das war ein Fehler gewesen. Ein schwerer Fehler.
    Gerade noch hatte Joachim ihren Arm gestreichelt, jetzt ließ er ruckartig von ihr ab. Sein Blick wanderte zu Annes Schenkeln, die nur notdürftig von einem verwaschenen, ausgeleierten XXL-T -Shirt verdeckt wurden.
    »Äh, wie wär’s mal mit ein bisschen Sport?« Er zog eine Grimasse. »Wäre jedenfalls besser, als dieses sauteure Zeugs zu kaufen. Oder glaubst du im Ernst, dass ein bisschen Creme irgendwelche Dellen ausbügelt?«
    Anne war am Boden zerstört. Das hatte sie nun davon. Seufzend sah sie in den Badezimmerspiegel.
    Eigentlich hatte sie sich den Auftakt zu dieser Nacht etwas anders vorgestellt. Nach langer, viel zu langer Zeit hatte sie auf ehelichen Sex gehofft. Die Ausgangsbedingungen waren nämlich gar nicht so übel gewesen. Gemessen an den üblichen Komplikationen sogar genial. Joachim hatte nicht vor, die halbe Nacht am Laptop zu verbringen. Im Fernsehen liefen weder Sport noch eine von seinen Lieblingskrimiserien. Lars, ihr fünfjähriger Sohn, schlief längst, und es sah nicht danach aus, dass er Annes geheime Sexpläne durch Brechdurchfall, Keuchhusten oder andere nächtliche Einlagen stören würde. Außerdem war ihr Mann heute auffallend entspannt gewesen.
    Doch nun hatte sie selbst die zärtliche Stimmung abgefackelt, die in der Luft gelegen hatte.
    »Also, ich hau mich dann schon mal hin«, gähnte Joachim.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt, dachte Anne. Heute ist die Nacht der Nächte, Cellulite hin oder her.
    »Nicht einschlafen, komme gleich nach!«, flötete sie.
    Joachim kratzte sich ausgiebig am Rücken, eine Angewohnheit, die Anne ausgesprochen abtörnend fand.
    »Das sagst du immer, und dann dauert es Stunden«, beschwerte er sich. »Was treibst du bloß vor dem Schlafengehen? Deine Dellen zuspachteln?«
    »Vielen Dank für die nochmalige Erinnerung, dass ich nicht mehr taufrisch bin«, fauchte Anne.
    Joachim grinste schief. »Immer wieder gern.«
    Er gab Anne einen Klaps auf den Po. Einen dieser kumpelhaften Klapse, die sie hasste, weil sie in etwa so erotisch waren wie die unförmigen Boxershorts mit Bart Simpson-Aufdruck, die Joachim neuerdings trug.
    »Hey, ich bin eine Frau, schon vergessen? Und eine Frau hat …«, sie räusperte sich, um dann todesmutig hervorzustoßen: »Gewisse Bedürfnisse!«
    »Ach ja?« Joachim ordnete gedankenverloren sein Gemächt in den unendlichen Weiten der Boxershorts. Auch so ein Abtörner. »Ich würde sagen, du hast ein Problem mit den zwei Chinesen.«
    »Wie jetzt?«
    Selbstverliebt betrachtete Annes Mann seinen Oberkörper im Spiegel, bevor er antwortete: »Stei-Ling und Tei-Ming.«
    Vollkommen verdattert stand Anne da. »Soll ich im Lexikon nachschlagen, oder kannst du etwas deutlicher werden?«
    »Na, dein Styling ist grenzwertig – oder findest du dieses T-Shirt etwa sexy? Und dein Ti-ming, na ja. Wenn du mit deinem Beautyprogramm fertig bist, befinde ich mich regelmäßig im Tiefschlaf. Was auch immer du heute noch mit mir vorhast – weck mich bitte nicht dabei auf.«
    Damit trollte er sich.
    Auf der Frustskala von eins bis zehn war Anne kurz vor hundert. Wütend musterte sie ihr Spiegelbild. Okay, das T-Shirt war nicht gerade ein Knaller, und mit ihren achtunddreißig war sie auch nicht mehr so knackig wie diese jungen Dinger, die hüftwackelnd durch die Gegend rannten und ihre straffe Haut vorführten. Aber sie war immer noch ziemlich ansehnlich. Langes, blondes Haar floss in sanften Wellen über ihre Schultern. Ihre rehbraunen Augen waren auch nach dem Abschminken ausdrucksvoll, ganz ohne Wimperntusche und Kajal. Und abgesehen von dem bisschen Cellulite hatte sie wirklich noch eine einigermaßen gute Figur.
    Nur das strahlende Lächeln, in das sich Joachim einst verliebt hatte, war verschwunden.
    Anne sah in das blasse, erschöpfte Gesicht einer Frau, die sich zwischen Job und Muttersein aufrieb, täglich ein vollwertiges Abendessen auf den Tisch des Hauses zauberte, die Wohnung in Schuss hielt, den gemeinsamen Sohn zum Kindergarten, zum Malkurs, zum Fußballtraining fuhr. Und wieder abholte, versteht sich.
    Zwischen diesen ganzen Aktivitäten war noch mehr verschwunden als nur ihr strahlendes Lächeln – das erregende Prickeln zwischen ihr und ihrem Mann. Wann hatten sie eigentlich das letzte Mal miteinander geschlafen? Anne erinnerte sich dunkel an ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher