Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Wie Feuer und Eis - On Thin Ice

Titel: Wie Feuer und Eis - On Thin Ice
Autoren: Cherry Adair
Vom Netzwerk:
1
    Das neugeborene Kälbchen lag zusammengerollt im Stroh, während die stolze Mama es sauber leckte. Die Nacht presste ihre eisigen schwarzen Finger gegen die Fenster des hell erleuchteten, warmen Stalls, wobei die Erde draußen dick mit Schnee bedeckt war.
    Erschöpft, aber glücklich versuchte Dr. Lily Munroe, das Jucken im Nacken zu ignorieren, dieses unheimliche Irgendwer-beobachtet-mich-Gefühl, das sie seit mehreren Stunden immer wieder befiel. Sie tätschelte die rostbraune Flanke der Kuh. »Du hast einen hübschen munteren Jungen. Gut gemacht, Peaches.«
    »Peaches?«, fragte hinter ihr eine vertraute heisere Stimme. »Sie ist doch kein Schoßtier, Doc.«
    Das Stroh raschelte unter ihren Füßen, als Lily herumwirbelte, die Hand an der Kehle. »Verdammt! Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    Groß, dunkel und lästig.
    Derek Wright.
    Eine Schulter an die Wandplanken gelehnt, sah er aus, als stünde er schon eine Weile da. Seine körperliche Präsenz traf Lily wie ein Schlag vor die Brust, und beim Anblick von ein Meter fünfundneunzig purem, kraftstrotzendem Mann flatterte ihr Magen wie üblich verräterisch. Sein schmales, schönes Gesicht war von der Kälte gerötet und das dunkle, glänzende Haar verführerisch vom Wind zerzaust, der draußen heulte.

    Sie spürte den harten Herzschlag unter ihren Fingerspitzen, und hoffte, dass Derek ihn weder hören noch sehen konnte. Oder ihn dem Schrecken zuschrieb, den er ihr eingejagt hatte. Der Adrenalinschub ließ sie schwindlig werden. Sie kämpfte die körperliche Reaktion mühsam nieder und fing an, ihre medizinischen Instrumente und diverse andere Utensilien, die im Stall herumlagen, zu reinigen.
    »Tut mir Leid«, sagte er mit seidiger Stimme. »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Er sah nicht im Mindesten betrübt aus, und sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Seine Lippen zuckten. »Du kannst dem Ego eines Mannes ganz schön zusetzen, Doc.«
    »Mit deinem Ego ist alles in Ordnung. Es ist gesund wie ein Pferd«, teilte Lily ihm mit. Dieses atemlose, herzbeklemmende Gefühl würde nachlassen, wenn sie tief atmete und sich zusammenriss. »Vielleicht solltest du dir eine Glocke umhängen, wenn du so herumschleichst. Oder pfeifen. Oder stampfen oder so was.« Sie bückte sich nach den Geburtshilfehaken und den Ketten, die sie zuvor benutzt hatte, und verpackte sie in eine Tüte, um sie später zu sterilisieren.
    »Ich bin nicht herumgeschlichen. Ich wollte dich nicht ablenken und habe gewartet, bis du mit allem fertig bist.«
    Oh, er lenkte sie ab, aber sie würde sich das nicht anmerken lassen. War es das unterbewusste Wissen gewesen, dass Derek sie beobachtete, das sie die letzten paar Stunden umgetrieben hatte? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich so lange ruhig gehalten haben sollte. Sie sah ihm in die Augen. Zing machte ihr Herz. Sie wünschte sich nur, ihr Herz und ihr Verstand hätten synchron funktioniert.
    »Du solltest wissen, dass ich im Ruf stehe, sehr leichtfüßig zu sein«, teilte er ihr, zuvorkommend wie gewohnt, mit. Seine dunkelblauen Augen blitzten unter schwarzen Brauen.

    »Musst du auch sein, um dich aus all den Schlafzimmern rauszuschleichen, hm?«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte. Ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte, wie Lily feststellte. »Kein Herumgeschleiche. Keine Schlafzimmer. Aber ich tanze wie Fred Astaire«, stellte er unbescheiden fest.
    Vermutlich tat er es. Für einen derart großen Mann bewegte er sich mit erstaunlicher Grazie. »Schön für dich. Könntest du ein Stück nach hinten tanzen? Du verschreckst Peaches und ihr Baby.«
    Sie sahen beide die Kuh und das Kälbchen an, die gar nicht zu bemerken schienen, dass zwei Menschen in der Nähe waren. Derek taxierte Lily mit trägem Blick. »Fühlst du dich beengt, Doc?« Er zog einen Mundwinkel hoch, und Lily befahl sich, seinen Sexappeal zu ignorieren.
    Derek ließ sie regelmäßig zappelig werden. Sie wollte an ihren Haaren zupfen, an ihren Kleiden, an ihrer Persönlichkeit. Alles an Derek war attraktiv. Aufregend. Überlebensgroß. In seiner Nähe fühlte sie sich wie ein kleines braunes Vögelchen. Er war Technicolor. Sie war Sepia.
    Nicht, dass Sepia verkehrt gewesen wäre, sagte sie sich mit Nachdruck und ärgerte sich darüber, wie ihr in seiner Nähe zumute war und dass sie nicht wusste, wie sie dem entgegensteuern sollte.
    »In deiner Nähe fühle ich mich immer beengt«, verriet sie ihm aufrichtig und warf ein unbenutztes Paar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher