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Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen

Titel: Chronik der Silberelfen Bd. 1 - Zeit der Rebellen
Autoren: Gillian Philip
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angesteckt und einige seien noch immer ansteckend. Es soll angeblich die Pest gewesen sein, aber das war natürlich gelogen. In Wahrheit haben sie nur nach einem Vorwand gesucht, die Kämpfer von den Nichtkämpfern zu trennen.“
    Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen. Ein Fluch lag mir auf den Lippen, aber ich schluckte ihn hinunter. „Sonia, ich brauche jemanden für ein Ablenkungsmanöve r …“
    „Murlainn, im Moment könntest du mich sogar bitten, dich zu küssen, und ich würde dir dafür kein Auge ausstechen. Das gilt übrigens morgen nicht mehr. Also“, sagte sie mit einem Augenzwinkern, „was soll ich tun?“

38. Kapitel

    D er Mond, die große silberne Laterne, schien unbarmherzig hell vom Himmel, aber niemand schenkte dem einsamen Krieger Beachtung, der an der Außenmauer entlangschlenderte und schließlich in eine kleine Seitengasse huschte. Hätte Sonia dabei noch vor sich hin gepfiffen, wäre das Bild perfekt gewesen. Im Schatten der Treppe beobachtete ich, wie sie zu den Lagerräumen ging, die zwei gestohlenen Schwerter auf den Rücken geschnallt. In Gedanken drückte ich ihr die Daumen. Das musste genügen. Zumindest würde es ihr eine diebische Freude bereiten, sich um die Wachen zu kümmern, die ihre Freunde wie Vieh zusammengepfercht hatten.
    Calman Ruadh rechnete nicht mit einer Revolte innerhalb der Mauern. Der junge Wachmann, der auf der Brüstung gestanden hatte, stellte schon eher ein Risiko dar. Ich konnte nur hoffen, dass ich seine Leiche gut genug versteckt hatte. Zumindest kannte ich die Winkel meiner Festung besser als die Eindringlinge.
    Von meinem Versteck aus konnte ich das Tor nicht sehen, also kroch ich wieder hinauf zu den Zinnen.
    Ich krallte mich mit den Fingerspitzen in den Stein, blieb reglos an der Mauer hängen und wartete, bis zwei weitere Wachen an mir vorbeigegangen waren. Dann zog ich mich wieder hinauf und eilte hinter einen Stützpfeiler. Die aufkeimende Wut vertrieb die Angst. Es konnte doch nicht angehen, dass ich wie ein Wurm durch die Festung meines Vaters kriechen musste! Calman Ruadh würde teuer dafür bezahlen. Mir wäre wohler gewesen, wenn ich den kalten Stahl eines Schwertes auf meinem Rücken gespürt hätte. Ich trug nur meinen getreuen Dolch bei mir, aber es war jetzt ohnehin am wichtigsten, schnell und wendig zu sein. Der Dolch musste also für den Moment ausreichen.
    Ich konnte jenen Teil der Brüstung überblicken, der sich bogenförmig über das Tor wölbte. Hier wimmelte es nur so von Wachposten, aber das störte mich nicht. Von Bedeutung war nur das große Rad, mit dem das Tor angehoben werden konnte. Der Flaschenzug, mit dem es verbunden war, war ebenfalls schwer bewacht, aber ich konnte zumindest den Weg dorthin ausmachen. Im Übrigen hoffte ich, eventuell auch ohne den Flaschenzug auszukommen. Dafür musste ich lediglich eine kurze Distanz überwinden, ein Seil durchtrennen und einen kühnen Sprung wage n – und hoffen, dass mein Gewicht ausreichen würde, um das große Rad in Bewegung zu setzen. Ein Kinderspiel.
    Götter. Ich schloss die Augen. Ich hatte offensichtlich den Verstand verloren.
    Langsam arbeitete ich mich zu meinem Ziel vor. Ich musste auf meiner Position sein, wenn Sonia zurückkehrte, sonst würde sie mir den Rest meines langen Lebens die Ohren volljammern. Als ich endlich nahe genug herangeschlichen wa r – so nah, dass ich einem der Wachposten hätte auf die Schulter klopfen und mich ihm vorstellen könne n –, verharrte ich in der Bewegung. Ich duckte mich wieder tief in den Schatten und versuchte mit der Mauer zu verschmelzen. Ein stechender Schmerz raste zwischen meinen Schläfen hin und her. Rionna spürte, dass ich kurz vor dem Ziel stand. Ihr Schutzwall war ganz sicher undurchdringlic h – aber so grausam wie eine Bestie, die ihre Reißzähne in mein Hirn bohrte.
    Meine Nackenhaare begannen zu kribbeln. Schutzwall hin oder he r – man hatte mich entdeckt. Ich kannte das Gefühl, angestarrt zu werden, und der Blick, der gerade auf mir ruhte, schien mich in zwei Hälften spalten zu wollen.
    Ich schaute nach link s – und da war sie. Sie saß gegen die Wand gelehnt und hatte die gefesselten Hände um ihre Knie geschlungen. Ihre Haare waren wild zerzaust und ihre Augen starrten mich groß und feindselig an.
    Und mein Geist war blockiert. Verdammt. Ich legte einen Finger an die Lippen.
    Sie musterte mich eindringlich. Kniff die Augen zusammen. Dann streckte sie mir die Zunge raus.
    Das Kind wurde bewacht, aber
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