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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
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und der Sicherheitsinstruktionskarte in der Hand, vor der Trennwand auf. Da ich am Gang sitze, kann ich alles gut sehen. Aufmerksam beobachte ich jede ihrer Bewegungen.
    „Dieses Flugzeug hat sechs Notausgänge, die mit dem Wort Exit gekennzeichnet sind.“ Die Flugbegleiterin deutet lächelnd nach vorne und hinten.
    Hä! Was soll denn das? Moment! Ich bin kurz davor, die Vorstellung zu unterbrechen. Ich meine, wie soll sich ein Mensch den ganzen Kram merken, wenn die alles so schnell zeigen.
    „... Ihre Schwimmweste befindet sich unter Ihrem Sitz ...“
    Ich lasse meinen Blick durch die Reihen gleiten. Keiner der Passagiere würdigt die junge Flugbegleiterin eines Blickes. Einige der Gäste lesen angestrengt Zeitung, andere schauen aus dem Fenster, und der Mann hinter mir bohrt in der Nase.
    Hallo! Wollen die denn nicht wissen, was im Notfall zu tun ist? Bin ich denn die Einzige?
    Die Flugbegleiterin ist fertig mit ihrer Vorführung. Sie geht noch mit Schwimmweste bekleidet durch die Reihen und kontrolliert die Anschnallgurte der Passagiere.
    „Würden Sie bitte Ihr Handy ausschalten“, fordert sie den Mann vor mir in der Sitzreihe freundlich auf. Der Mann guckt genervt und tippt einfach weiter mit seinen dicken Wurstfingern auf dem Display herum.
    „Jetzt, bitte!“, fordert die Flugbegleiterin erneut. Endlich drückt der Mann den Ausschaltknopf.
    Das Flugzeug rollt langsam zur Startbahn. Alles wackelt und vibriert. Über meinem Sitz quietscht die Ablage. Ich sinke mit jedem Meter, den wir uns der Startbahn nähern, tiefer in meinen Sitz. Mir ist immer noch schwindelig, und ich fühle mich ein kleines bisschen high. Vielleicht hätte ich die Tablette nicht mit Sekt kombinieren sollen? Mein Herz pocht in meinen Ohren.
    „Haben Sie auch Flugangst?“, frage ich meinen Sitznachbarn.
    Das Flugzeug bleibt mit einem Ruck auf der Startbahn stehen. Der Mann bewegt seine Zeitung keinen Millimeter.
    „Ich habe ganz schreckliche Flugangst, wissen Sie“, mache ich weiter. Reden hilft, mich abzulenken. „Ich wollte eigentlich gar nicht fliegen, aber meine Chefin hat mich förmlich gezwungen“, plappere ich weiter. „Na ja, vielleicht hätte ich in meiner Bewerbung nicht schreiben sollen, dass ich gerne reise.“
    Meine Güte, diese Tabletten sind das reinste Wunderzeug. Ich fühle mich plötzlich völlig leicht und unbeschwert. Fast beschwingt. Das letzte Mal habe ich mich so gefühlt, als ich zusammen mit Katja die Haschkekse von Chris probiert habe. Ein bis heute einmaliges Erlebnis.
    „Ich bin nämlich Reisejournalistin. Das ist mein zweiter Flug. Meinen ersten Flug habe ich mit meiner Freundin Katja nach Griechenland gemacht. Mann, hatte ich damals Schiss. Auf der Schiffsreise habe ich dann noch Magnus auf das T-Shirt gekotzt.“ Ich kichere hysterisch.
    Der Mann schweigt noch immer. Ich glaube zumindest, dass es ein Mann ist. Jedenfalls trägt er Jeans und schwarze Chucks.
    „Mein Freund hat mich verlassen und schläft jetzt mit Sylvie van der Vaart ... äh ... na ja, nicht wirklich. Aber diese Annika, mit der er jetzt zusammen ist, sieht genauso aus wie sie.“ Bilde ich es mir ein oder wackelt die Zeitung meines Sitznachbarn verdächtig?
    „Alles fing damit an, dass mir meine Freundin Katja erzählt hat, dass sie mein Bennilein beim Juwelier gesehen hat. Wissen Sie, ich habe einen Nachmittag lang geübt, wie ich Ja sage, wenn er mir einen Antrag macht.“
    Ich muss unbedingt mit Harald reden, das Zeug wirkt wie ein Wahrheitsserum bei mir. Ich kann einfach nicht aufhören zu reden.
    „Aber dann hat er mir Ohrringe geschenkt und alles kaputt gemacht“, mache ich weiter. „Und dann haben wir uns gestritten, und ich habe Andreas Neumann geküsst. Dabei liebe ich doch Benni!“
    „Wir starten gleich!“, ertönt es aus dem Lautsprecher über meinem Kopf.
    „Oh Gott, ich werde sterben, ohne dass ich Benni gesagt habe, dass er die Liebe meines Lebens ist“, kreische ich.
    Der Pilot gibt Vollgas. Ich werde in meinen Sitz gepresst.
    Der Mann neben mir lässt die Zeitung sinken.
    Ich schnappe laut nach Luft!
    „Du hast wirklich einen Hang zur Dramatik“, sagt Benni.
    Oh mein Gott! Benni ist hier! Benni saß die ganze Zeit neben mir, und ich habe es nicht gemerkt.
    „Aber wie ...? Warum bist du ...?“, stottere ich.
    „Pssst!“ Benni lächelt. Seine wunderschönen braunen Augen ruhen auf mir. Ich schlucke. In diesem Moment hebt das Flugzeug vom Boden ab. Im gleichen Augenblick sind Bennis Lippen auf meinem
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