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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
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genommen haben.
    „Da wollen wir doch gleich mal auf einen schönen Urlaub anstoßen“, grinst der Ulli-Mann neben mir vielsagend. Sein Freund pflichtet ihm laut lachend bei. Oh Gott! Auf was habe ich mich da nur eingelassen! Ich wende mich dem Fenster zu.
    Im gleichen Moment ertönt ein heulendes Geräusch. Ich zucke zusammen. Meine Hände krallen sich in den Sitz. Wieder heult es laut auf. Ich starre panisch auf die Tragfläche vor meinem Fenster. Etwas bewegt sich an den Seiten. Hoffentlich ist das normal! Nachher ist die Tragfläche kaputt ... Da läuft ein dunkler Streifen über die Tragfläche. Öl? Kerosin?
    Ohne zu zögern, drücke ich den gelben Rufknopf über meinem Kopf.
    Ping!, ertönt es.
    Hektisch schnappe ich mir bis zum Eintreffen der Flugbegleiterin die Sicherheitsinstruktionen aus der Sitztasche vor mir. Aufmerksam studiere ich die Zeichnungen darauf. Die müssen ja ziemlich sicher sein, dass etwas passieren kann, warum sonst würden sie die Anweisungen auslegen?! Ich meine, dass macht man doch nur, wenn man denkt, es könnte etwas passieren ... Mir wird heiß und kalt bei dem Gedanken.
    „Bitte?“
    Ich sehe hoch. Die Flugbegleiterin sieht aus wie der siamesische Zwilling der Kollegin von vorne. Gleiches Lächeln, gleiche Haarfarbe und dazu die Uniform.
    „Da ...“, ich zeige mit dem Finger aus dem Fenster, „... hat sich was an der Tragfläche bewegt, und gleichzeitig war so ein komisches Geräusch zu hören. Außerdem ... sehen Sie ...“, ich tippe hektisch gegen die Scheibe, „... da ist so ein schwarzer Strich.“
    Die Flugbegleiterin macht einen Schritt in unsere Sitzreihe und beugt sich zu mir herunter, was Ulli sichtlich freut, denn er starrt wie gebannt in den Ausschnitt der jungen Frau. Nach einem kurzen Blick auf die Tragfläche zieht die Flugbegleiterin ihren Kopf wieder zurück.
    „Alles in Ordnung. Das sind die sogenannten Flaps oder auch Auftriebshilfen, die der Pilot für den Start ausfährt. Und bei der schwarze Streifen handelt es sich um eine Markierung für die Technik.“ Sie lächelt mitleidig.
    „Ach so“, sage ich kleinlaut. Verstanden habe ich allerdings kein Wort. Auftriebshilfen? Ich dachte, diese Scheiß-Blechbüchsen fliegen mit Triebwerken?!
    „Sind Sie die Dame mit der Flugangst?“, fragt die Frau höflich nach.
    Ich könnte vor Scham im Boden versinken. Ullis Blick ruht zur Abwechslung mal auf mir und nicht auf dem Ausschnitt der Stewardess.
    „Tja, äh, ja ... das ist erst mein zweiter Flug“, gebe ich entschuldigend von mir.
    „Dann kann ich Sie gleich mal vorwarnen. Der Kapitän hat schon gesagt, dass wir einige Gewitterzonen auf dem Weg nach Agadir durchqueren werden. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, wenn es im Laufe des Fluges anfängt zu wackeln. Das ist völlig normal und für ein modernes Flugzeug wie dieses kein Problem. Möchten Sie vielleicht eine Kleinigkeit vor dem Start trinken?“ Die Flugbegleiterin ist die Liebenswürdigkeit in Person.
    Scheiße! Hat die eben gesagt, dass wir durch Gewitter fliegen werden? Sofort ploppen Bilder aus diversen Flugzeugkatastrophenfilmen in meinem Kopf auf. Die sind auch immer alle durch Gewitter geflogen und dann abgestürzt. Wenn ich bis eben nur Angst hatte, dann habe ich jetzt Panik.
    „Ein Piccolöchen vor dem Start wäre nett“, blubbert Ulli neben mir fröhlich. Sein Freund mit dem rotwangigen Gesicht nickt ebenfalls begeistert.
    „Ich meinte eigentlich die Dame“, entgegnet die Flugbegleiterin.
    „Ja, genau“, nickt Ulli. „Wir wollen auf unseren gemeinsamen Flug anstoßen.“
    „Ach, Sie reisen zusammen?“, fragt die Flugbegleiterin verwundert.
    Ich öffne meinen Mund, um etwas zu entgegnen, aber alles, was herauskommt, ist ein heiseres Krächzen.
    „Könnte man so sagen“, antwortet Ulli mit einem verwegenen Grinsen.
    Die Flugbegleiterin nickt und wirft mir einen Du-Arme-hoffentlich-hat-er-wenigstens-Geld-Blick zu und rauscht ab.
    Die letzten Passagiere trudeln ein und nehmen Platz. Ich hingegen überlege, ob ich nicht wieder aussteige. Ich bin zu jung zum Sterben! Ich habe mein Leben noch vor mir! Unwillkürlich muss ich an Benni denken. Was Benni wohl gerade macht? Ob er an mich denkt?
    Ich stelle mir vor, wie er abends, an Annika gekuschelt, den Fernseher anmacht, um die Nachrichten zu sehen. Auf dem Tisch stehen eine Schale mit Knabbereien und zwei Gläser mit dem superleckeren Rotwein, den Benni letztes Jahr kostengünstig bei einem Weinhändler erworben hat. Im
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