Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
Vom Netzwerk:
eher an einen Wecker erinnert.
    „Harald, gib mir sofort die Scheißegal-Pillen“, kommandiere ich mit piepsiger Stimme.
    „Wusste ich es doch“, grinst Harald und drückt mir die Packung mit dem rosa Wunder in die Hand. „So – und nun hopp, hopp!“ Er wedelt mit der Hand in der Luft.
    Ich blinzele hektisch.
    „Pumbi, nun mach nicht so ein Gesicht. Du bist nur zwei Wochen weg, und der Flieger wird schon nicht abstürzen.“ Katja gibt mir einen leichten Schubs.
    Unbeholfen stolpere ich nach vorne.
    „Ticket!“, raunzt mich die Securitydame an. Anscheinend ist Unfreundlichkeit eine Grundvoraussetzung für diesen Job. Wortlos nickt sie mich weiter.
    Ich reihe mich hinter einem Geschäftsmann ein, der bereits seinen Gürtel, seine Schuhe und seine Armbanduhr in der Hand hält. Wow! Ich drehe mich noch einmal zu meinen Freunden um. Haralds Hahnenkamm hüpft aufgeregt in der Menge auf und ab. Katja wirft mir ein Luftküsschen zu. Ich lächele schwach.
    Der Geschäftsmann ist bereits an der Reihe. Ich lege meine Handtasche auf das Band.
    „Irgendwelche elektronischen Geräte?“, blafft mich ein Bullterrier-Sicherheitsmann von der Seite an.
    „Nur meinen Laptop“, sage ich.
    „Auspacken!“, lautet die knappe Antwort.
    Völlig eingeschüchtert ziehe ich meinen Laptop aus der Tasche.
    „Parfum, Kosmetik?!“
    „Bitte?“, frage ich irritiert.
    „H-a-b-e-n  S-i-e  K-o-s-m-e-t-i-k  o-d-e-r  P-a-r-f-u-m  d-a-b-e-i?“, wiederholt der Bullterrier langsam, als sei ich schwer von Begriff.
    Missmutig lege ich meinen kleinen durchsichtigen Beutel auf das Band.
    Endlich ist der Mann zufrieden und entlässt mich mit einem Kopfnicken.
    Puh! Geschafft.
    Als ich endlich fertig bin, wird mein Flug bereits aufgerufen. Brav reihe ich mich in die Schlange der Wartenden vor dem Abflugs Gate ein. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich das Flugzeug durch das Fenster sehe. Mein Gott! In diese Blechbüchse soll ich steigen! Ein Schweißtropfen läuft mir kitzelnd den Nacken runter. Ich werde sterben! Ich weiß es!
    „Fliegen Sie auch nach Soma Bay, in den Klub?“
    Ich drehe mich überrascht um. Der Mann ist geschätzt Ende vierzig, hat Aknenarben im Gesicht und sieht auch sonst nicht sonderlich ansprechend aus.
    „Ja. Wieso? Welcher Klub?“, frage ich nervös.
    „Ich bin der Ulli.“ Der Mann reicht mir die Hand. „Und das sind meine Freunde Bernd und Felix. Sehr erfreut, deine Bekanntschaft zu machen.“ Ich wische hastig meine Hand an meiner Jeans ab, bevor ich sie ihm reiche.
    „Wohl Flugangst?“, stellt Ulli wissend fest.
    Ich nicke.
    „Keine Sorge, du hast doch uns Männer an deiner Seite. “
    Haha! Wenn das so weiter geht, möchte ich sofort auf der Stelle sterben. Ich will nicht die letzten Minuten meines Lebens mit diesen Idioten verbringen müssen.
    „Danke für das Angebot“, murmele ich und gehe einen Schritt weiter. Meine Beine fühlen sich an wie aus Wackelpeter.
    „Ihr Ticket, bitte!“, fordert mich die Dame am Gate freundlich auf.
    Ich reiche es ihr unsicher.
    „Einen schönen Flug!“, entlässt mich die Frau in Richtung Flugzeugfinger.
    Panisch betrachte ich das Flugzeug während ich mich durch den Finger schleppe. Im Cockpit sitzen bereits die Piloten. In den Fernsehfilmen sehen sie immer wahnsinnig gut aus. Groß, braun gebrannt und sexy. Diese zwei Exemplare vor mir sind weder das eine noch das andere. Der Kopilot sieht aus, als sei er gerade aus der Schule entlassen worden. Ein Kind sozusagen!
    Das muss ein Versehen sein. Ich meine, ist das überhaupt legal, so jungen Männern schon eine derartige Verantwortung zu übertragen?!
    Und der Kapitän ist ein alter Mann. Oh weia, gegen den sieht mein Vater geradezu jugendlich aus. Ich bin kurz davor, auf dem Absatz kehrtzumachen und wegzulaufen. Da kommt schon Ulli mit seinen Freunden die Gangway runtergelaufen. Also ergreife ich die Flucht nach vorne.
    Als ich das Flugzeug betrete, begrüßt mich die Flugbegleiterin freundlich. Okay, wenigstens dieses Klischee wird erfüllt. Die junge Frau ist groß, blond und strahlt wie ein Honigkuchenpferd.
    „Darf ich mal?“, fragt sie mich freundlich.
    Meine Hand zittert, als ich ihr artig die Bordkarte reiche.
    „Sie haben Sitzplatz 12 F. Das ist gleich hinter dem Notausgang.“
    „Das ist gut, oder?“, frage ich sie.
    Die Flugbegleiterin hebt fragend die Augenbraue. Das Lächeln im Gesicht bleibt. „Die meisten Gäste mögen die Sitze am Notausgang.“
    „Ach so“, antworte ich. Von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher