Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
Vom Netzwerk:
Fernseher laufen die Nachrichten:
    ... am heutigen Tag hat sich ein tragisches Flugzeugunglück ereignet. Die Maschine befand sich auf dem Weg von Hamburg nach Agadir, als das Unglück passierte. Der Pilot meldete zwei Stunden nach dem Start starke Gewitter. Kurz darauf brach der Funkkontakt ab. Ob es Überlebende unter den vorwiegend deutschen Urlaubern gibt, kann zu diesem Zeitpunkt nicht gesagt werden. Die örtlichen Behörden gehen jedoch davon aus, dass keiner der Passagiere das Unglück überlebt hat. An Bord befanden sich einhundertdreiundvierzig Passagiere und sechs Mann Besatzung ...
    Über die Mattscheibe flimmern Bilder eines Flugzeugwracks! Die Kamera zoomt auf eine pinke Tasche, die verloren auf dem verbrannten Boden liegt. Benni starrt wie gebannt auf den Bildschirm und wird blass. „Die Tasche sieht aus wie die, die ich Julia letztes Jahr geschenkt hatte ...“
    „Hier ist der Sekt“, reißt mich die Stimme der Flugbegleiterin aus meinen Gedanken.
    Ich zucke zusammen. Sie reicht mir und Ulli einen Plastikbecher, in dem der Sekt perlt. Ich kann den Becher fast nicht halten, so sehr zittert meine Hand. Plötzlich fallen mir Haralds Tabletten ein. Hastig greife ich in meine Tasche und ziehe das Päckchen heraus.
    „Auf eine schöne Zeit!“, prostet mir Ulli zu.
    Ohne zu überlegen, werfe ich mir Haralds Tablette ein und spüle sie mit einem kräftigen Schluck Sekt runter.
    „Wow! Du hast aber einen Zug“, sagt Ulli bewundernd.
    Ich nicke und nehme gleich noch einen Zug. Das macht die Situation zwar nicht besser, aber zumindest erträglicher.
    „Ich mag Frauen, die was vertragen“, verkündet mir Ulli.
    Ein Ruck geht durch das gesamte Flugzeug. Aus weiter Entfernung scheppert es dumpf. Ich krampfe. Die Flugbegleiterin von vorne kommt den Gang entlanggeeilt. Sie bleibt neben unserer Sitzreihe stehen und sieht mich an.
    „Frau Löhmer?“
    „Ja?“, antworte ich. Mir ist ein bisschen schwindelig.
    „Dürfte ich Sie nach vorne bitten?“ Sie lächelt. „Das Gate hat eben angerufen. Ihr Sitzplatz wurde kurzfristig noch einmal geändert.“
    Überrascht, aber auch ein klitzekleines bisschen erleichtert, der Ulli-Front zu entkommen, nehme ich meine Handtasche und drängele mich an ihm vorbei. Ulli macht einen Schmollmund.
    „Haben Sie sonst noch Gepäck?“, fragt mich die Flugbegleiterin.
    Ich schüttele den Kopf.
    „Dann folgen Sie mir, bitte. Ich bringe Sie zu Ihrem Platz.“
    „Viel Spaß noch“, rufe ich Ulli zu, bevor ich gehe. Uff! Wenn schon nicht meine Flugangst aber so bin ich wenigstens den Deppen los.
    Die Flugbegleiterin geht leichtfüßig voran, während ich ihr mit unsicheren Schritten folge. Ich habe auf einmal ein Gefühl, wie in Watte gepackt zu sein.
    Ein kleiner Junge sieht mich mit großen Augen an, als ich mich in die Sitzlehne vor mir kralle, um nicht umzufallen. „Du, Mama ...“, tippt er der Frau neben sich auf die Schulter, „... guck mal die Frau ...“ Er deutet mit seinem kleinen Zeigefinger auf mich. „Die sieht lustig aus – wie ein Gespenst.“
    Na toll! Hastig folge ich der Stewardess, die bereits hinter dem Trennvorhang zur Businessclass auf mich wartet.
    „Äh.“ Ich deute auf das Hinweisschild vor mir. „Ich habe ein Economy Ticket“, flüstere ich der Flugbegleiterin zu. „Das hier ist Businessclass.“
    „Vertrauen Sie mir“, antwortet sie mit verschwörerischer Miene. Sie deutet auf einen leeren Gangplatz. „Das ist Ihr neuer Sitz.“
    Wow! Das nenne ich mal einen Unterschied. Der Fensterplatz ist bereits besetzt. Der Typ hat die Zeitung so dicht vor der Nase, dass ich sein Gesicht nicht erkennen kann. Der Mittelplatz ist frei.
    „Danke!“, hauche ich.
    „Kein Problem! Einen schönen Flug, Frau Löhmer!“
    „Cabin attendants. All doors in flight“, ertönt es durch den Lautsprecher. Die Flugbegleiterin eilt nach vorne in die Bordküche. Ich lehne mich wortlos zurück und schließe die Augen.
    Sofort tanzt Bennis Gesicht hinter meinen geschlossenen Lidern. Das Flugzeug rollt. Alles vibriert! Ich reiße die Augen auf. Links die Frau am Gang liest entspannt in der Gala , als sei alles in bester Ordnung. Ich kralle mich instinktiv in meinem Sitz fest.
    Ich schnappe mir erneut die Sicherheitsinstruktionskarte. Lieber bin ich bereit, wenn es soweit ist. Die Buchstaben verschwimmen leicht vor meinen Augen. Ich blinzele. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Komisch?!
    Die Flugbegleiterin taucht, bewaffnet mit einer Schwimmweste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher