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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
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„Das ist die neuste Kreation des Meisters aus seiner Serie Luxeriöös . Ein besonders mildes Pflegeshampoo für strapaziertes Haar mit Essenzen von Kokosnussöl.“
    Eines muss man Harald lassen: Er hat seine Angestellten im Griff. Außerdem hat er einen ausgeprägten Sinn fürs Geschäft. Den zweifelhaften Ruhm, den ihm sein unfreiwilliger Auftritt bei der Preisverleihung letztes Jahr verschafft hat, hat Harald gewinnbringend genutzt und seine eigene Haarpflegeserie Luxeriöös auf den Markt gebracht. Natürlich mit seinem Gesicht als Werbeträger darauf.
    „Gefällt ihr der Duft?“ Haralds kleine Schweinsäuglein schweben dicht über meinem Gesicht. Ich nicke, so gut es eben geht, wenn man mit dem Kopf im Waschbecken liegt. „Ist der letzte Schrei bei meinen Kundinnen.“
    „Riechtwirrrklichsehrrleckerr“, gurgele ich, da mir etwas Wasser das Gesicht hinunter in den Mund läuft.
    „Hör auf mit deinem Gemecker?“ Harald zieht ein Katzenpopo-Mündchen und sieht mich etwas verwirrt an. Sein heißer Atem streift meine Wange.
    „Nein!“ Ich hebe meinen Kopf, soweit es möglich ist. „Ich habe gesagt, ich finde, es riecht sehr lecker.“
    „Ach so. Wirklich?“, frohlockt Harald.
    Ich nicke.
    „Unser Urlaubstraum- Shampoo wurde von mir extra für Frauen entwickelt, die ein klein wenig ... äh ...“ Täusche ich mich oder wird Harald ein wenig rot? „... zu viel wiegen.“
    „Na, vielen Dank auch“, murmele ich. Tatsächlich habe ich, seit ich mit Benni zusammen bin, das eine oder andere Kilo zugenommen. Das war schon mein Leben lang so. Wenn ich unglücklich bin, nehme ich ab und sehe besser aus denn je. Bin ich glücklich, entwickele ich einen gesunden Appetit und verwandele mich langsam in eine Tonne. Das ist wirklich ungerecht.
    „Liebelein, sie sieht einfach fantastisch aus“, sagt Harald. „Das eine Kilo mehr steht ihr wirklich ausgezeichnet. Aber, damit es nicht mehr wird, sollte sie unbedingt Urlaubstraum verwenden. Der Kokosduft verhindert auf natürliche Weise, dass sie ein Hungergefühl bekommt.“ Harald strahlt mich triumphierend an. „Das ist die neuste wissenschaftliche Erkenntnis, und ich bin der Erste, der damit auf den Markt geht.“
    „Tatsächlich?“, frage ich ungläubig.
    Harald nickt. „Liebelein, sie wird sehen, mit der Sache komme ich ganz groß raus. Luxeriöös wird der Renner werden. Ganz nach dem Motto: Jede Frau ist eine Prinzessin und soll sich auch so fühlen. Mein Luxeriöös wird das Selbstwertgefühl von Hunderten von Frauen verändern.“ Harald wirft einen prüfenden Blick auf meine nassen Haare.
    „Robiiin. Pflege.“ Sofort zuckt Robin, der in eine Art transzendente Starre verfallen ist, zusammen, greift nach einer weiteren Flasche und verteilt deren Inhalt auf meinen Haaren. Der Kokosduft wird noch intensiver.
    „Schön einatmen und entspannen, Liebelein. Dann klappt es mit ihrem Gewicht.“ Harald holt demonstrativ tief Luft. „Ich habe einen Freund, der arbeitet bei diesem Shoppingsender. Sobald ein Termin frei wird, trete ich dort auf.“ Er zwinkert mir zu.
    „Das ist ja der absolute Wahnsinn, Harald. Vielleicht wirst du ja noch berühmt.“
    „Und genau das ist der Plan, Schätzelein. Ich bin gleich wieder bei ihr.“ Harald tänzelt davon, bevor ich antworten kann. Oha! Harald als Fernsehstar. Ich atme tief ein und starre an die Decke, während Robin mit der Leidenschaft eines Klavierspielers meinen Kopf bearbeitet.
    So sehr ich mir auch Mühe gebe, ich schaffe es nicht, mich zu entspannen. Ständig muss ich an meinen Geburtstag denken oder – besser gesagt – an das damit verbundene Alter. Sogar Benni, der eigentlich immer Verständnis zeigt, wenn ich mich in einer Krise befinde, hat heute Morgen äußerst unsensibel reagiert, als ich ihm von meinem Problem mit der Zahl dreißig erzählt habe.
    „Jetzt mach nicht so ein Theater. Schließlich ist es doch nur ein Geburtstag, wie jeder andere auch“, hat mein Traummann geantwortet. Ich fand diese Antwort für ein derart schwieriges Thema nicht angemessen. Zumal ich mir gerade von meinem ansonsten verständnisvollen Freund mehr Unterstützung erwartet hätte. Also habe ich den einzigen sensiblen Mann in meinem Leben angerufen, meinen Friseur und Freund Dieter Manuel Vögler. Allerdings kennen ihn die meisten seiner Kunden nur unter seinem Künstlernamen Harald Vögler. Harald ist Besitzer von Box Haare, dem angesagtesten Friseursalon Hamburgs.
    Geht man davon aus, einen richtigen Mann an der
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