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Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs

Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs

Titel: Perry Rhodan - 2555 - Kante des Untergangs
Autoren: Leo Lukas
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Was ist Fortschritt,
    wenn nicht aus Verzweiflung gebor'ne,
    blindwütig panische Flucht nach vorne?
    Genistos Befurisfagis
     
    Prolog:
    Im Herzen der Klause
     
    Der Pontifex sah gut aus, fand die Generalvikarin; jedenfalls viel besser als

bei ihrer letzten Audienz.
    Stattlich thronte er auf der Heiligen Hocksäule. In majestätisch

phlegmatischem Rhythmus winkte er abwechselnd mit den drei Armen.
    Nachdem sie seinen Segen empfangen hatte, küsste die Generalvikarin

nacheinander alle drei Fußriste des Pontifex. Dann verließ sie, tief gebückt und rückwärts

gehend, die Basilika.
    Draußen im Vestibül lobte sie die Kardinalstrategen: »Ich bin beeindruckt.

Eure Spezialisten haben hervorragende Arbeit geleistet. Wann, glaubt ihr, könnte er frühestens

der Öffentlichkeit gegenübertreten?«
    Remaltu, das Sprachrohr der Medienkongregation, wich in eine Gegenfrage aus:

»Wie bald wird sein persönliches Erscheinen deiner Meinung nach vonnöten sein? Besteht ein

konkreter Anlass für eine derart außergewöhnliche Maßnahme?«
    »Nein. Meine Frage war rein theoretischer Natur. Primär liegt mir natürlich

das Wohlergehen unseres geliebten Pontifex an den Herzen.«
    »Natürlich. Hat es damit zu tun, dass man munkelt, randwärts braue sich

allerhand zusammen? Wir wüssten gern mehr darüber, aber deine Spezialistin ist mit ihren Berichten säumig.«
    »Ihre jüngste, am Morgen eingetroffene Depesche liegt bereits dechiffriert

auf meinem Schreibtisch. Ich werde demnächst eine Kopie davon an euch weiterleiten lassen.«
    »Sehr aufmerksam. Bitte halte deine Kopisten zu höchstmöglicher Originaltreue

an; du weißt ja, wie schlampig diese Leute manchmal arbeiten.«
    »Wir sind alle nur Frerin, gleichermaßen unvollkommen vor Anthun, dem

Allumfassenden.«
    »Ehre seinem Angedenken. Was schreibt deine Meisterspionin? Müssen wir uns

Sorgen um das Apostul machen?«
    »Nicht im Geringsten. Orcizu ist wohlauf, sein Charisma stärker ausgebildet

denn je.«
    »Wie erfreulich - da doch für heute die Auftaktveranstaltung unserer Kampagne

der Permanenten Remissionierung angesetzt wurde. Nicht auszudenken, wenn

das bei der Landbevölkerung so populäre Apostul verhindert wäre!«
    »Ein Luftschiff der Garde transportiert Orcizu in Kürze nach Gnaaz, wo es

sicherlich rechtzeitig eintreffen wird.«
    Remaltu neigte sein fahles Haupt zur Seite und lächelte süßlich.
    *
    Seine schleimige Art war typisch für Kardinalstrategen, ja für die ganze,

brodelnde Intrigenkuhle der Pontifikalklause.
    Anschuldigungen, Tadel und Drohungen wurden nie im Klartext ausgesprochen.

Man formulierte stets dreideutig und schmierte Bosheiten mit ausgesuchter, scheinheiliger

Höflichkeit um die Ohrmuscheln der anderen.
    Zahlreiche Fraktionen rangen um die Vormachstellung: Dogmatiker und Exegeten,

Katecheten und Mysteriologen ...
    Im Hintergrund indes zogen die Großmeister der Geheimen Triangel und

verschworenen Ritualzirkel ihre Fäden. Auch die Abgesandten der diversen semiautonomen Orden

mischten tüchtig mit.
    Für den Augenblick hatte das Generalvikariat die Riechstumpen ein wenig

vorne. Aber die Ränkeschmiede der Medienkongregation ruhten und rasteten nicht. Sie waren wild

entschlossen, im Rahmen der gerade anlaufenden Permanenten

Remissionierung Boden gutzumachen.
    Ihr Aushängeschild dabei stellte Orcizu dar - das aus der Unterschicht

stammende Neutrum, das zum Märtyrer stilisiert und zum Apostul gesalbt worden war.
    Was die Kardinalstrategen nicht wussten, worüber aber aller

Wahrscheinlichkeit nach bereits die verwegensten Gerüchte kursierten: Orcizu hatte sich

verändert, und zwar ebenso schlagartig wie signifikant.
    Aus dem nahezu willenlosen, scheinbar ebenso schwer geistig wie körperlich

behinderten, leicht zu manipulierenden Utensil war über Nacht ein aktives, eigensinniges,

durchaus zielstrebiges Individuum geworden. Sein psychisches Potenzial konnte gar nicht hoch

genug eingeschätzt werden.
    Der Sprössling einer Trifamilie von Müllbeseitigern hatte sich zu einem

erheblichen Faktor gemausert - ja, zu einer Schlüsselfigur ersten Ranges!
    Davon durfte die Medienkongregation auf keinen Fall mehr erfahren, als

ohnehin durchsickerte. Sonst würden
    Remaltu und Konsorten sofort alles unternehmen, um Orcizu auf ihre Seite zu

ziehen, koste es, was es wolle.
    Schon gar nicht durften diese und andere, ähnlich machtlüsterne

Karriere-Kleriker spitzkriegen, dass
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