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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
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mit dem neuen Lover aufzufrischen. Heutzutage bleibe ich liegen und warte, bis Benni mir den Kaffee ans Bett bringt.
    Neugierig laufe ich zum Spiegel. Wahnsinn! Ich traue meinen Augen kaum. Ich habe lange Beine, die in verruchten schwarzen Strapsen stecken, und meine Füße sehen wie Modelfüße aus.
    So, jetzt fehlt nur noch der Mantel! Schließlich kann ich ja schlecht, nur in Unterwäsche bekleidet, zu Benni fahren. Traurig betrachte ich meinen in die Jahre gekommenen Trenchcoat. Ich liebe diesen Mantel heiß und innig, aber heute Abend brauche ich etwas Eleganteres.
    Einer der positiven Aspekte meiner Wohngemeinschaft mit Katja ist ihr Kleiderschrank. Katja besitzt einen erlesenen Geschmack und den passenden Freund mit dem nötigen Kleingeld dazu. Sergej, der Russe, wie Katja und ich ihn nennen, wenn wir alleine sind, ist nicht nur ihr Freund, sondern auch Besitzer riesiger Ländereien und etlicher Firmen. Ich bin froh, dass Katja und Sergej zusammen sind. Erstens ist Sergej ein wirklich netter Kerl und zweitens kann ich mir so die schönsten Klamotten von Katja leihen.
    Ich schnappe mir die Rotweinflasche, das Glas lasse ich stehen. Brauche ich eh nicht! Kichernd öffne ich die Tür von Katjas Kleiderschrank, als mein Handy zu vibrieren anfängt.
    Queen Bee . Meine Mutter! Das hat mir gerade noch gefehlt. Sicherheitshalber nehme ich noch einen Schluck aus der Rotweinflasche, bevor ich das Gespräch beantworte.
    „Hallo Mama!“
    „Hallo meine Süße“, säuselt meine Mutter am anderen Ende der Leitung. Dann lautes Rascheln. „Kläuschen, jetzt komm doch. Die Julia ist am Telefon.“ Ihre Stimme klingt gedämpft.
    DIE Julia, wie ich diese Ausdrucksweise hasse! Da kommt man sich vor wie ein kleines zugelaufenes Hündchen, das es zu bewundern gilt. Wahrscheinlich hält sie die Hand vor den Hörer. Wieder lautes Rascheln.
    „Happy birthday to you ... happy birthday to you ... happy birthday, liebes Mäuschen ... happy birthday to you.“ Der zweistimmige Chor meiner Eltern scheppert durch das Telefon. Ich halte den Hörer weg vom Ohr, ansonsten laufe ich Gefahr, bei der Tonlage, die meine Mutter anschlägt, einen Tinnitus zu bekommen.
    „Alles Liebe zum Geburtstag, meine Große“, gratuliert mir mein Vater, nachdem der letzte Ton verklungen ist.
    „Danke, Papa“, sage ich brav.
    „Und bei mir bedankst du dich wohl nicht?“, nölt meine Mutter durch den Hörer.
    „Ach Mama, natürlich auch bei dir. Ist doch klar“, seufze ich. „Aber ich freue mich, wenn ich auch mal mit Papa sprechen kann.“
    „Wir stellen einfach auf Lautsprecher“, meldet sich mein Vater zu Wort, „dann kann ich auch mithören.“ Er reicht meiner Mutter den Hörer zurück.
    Es klickt.
    „Und feierst du schön?“, erkundigt sich meine Mutter mit einem Hall in der Stimme. Der Lautsprecher ist offensichtlich an.
    „Eigentlich schon“, flöte ich und nehme zur Bekräftigung einen Schluck aus der Rotweinflasche.
    „Aber ich höre gar nichts. Hast du keine Freunde, die mit dir feiern? Bist du alleine?“, fragt sie misstrauisch.
    „Ja. Ich und eine Flasche Rotwein“, antworte ich fröhlich.
    „Meine Güte, Kind. Manchmal mache ich mir wirklich Sorgen um dich ...“
    „Braucht du nicht“, unterbreche ich sie, „es geht mir absolut super.“
    „Vielleicht ein bisschen zu super. Wie viel hast du denn schon getrunken?“, bohrt meine Mutter mit erhobener Stimme nach.
    „Ach, nur ein paar Gläschen.“
    „Julia, du solltest mehr auf dich aufpassen, schließlich bis du keine zwanzig mehr. In deinem Alter ist zu viel Alkohol Gift für deine Haut.“
    „Danke, dass du mich daran erinnerst, Mama.“ Wenn das Gespräch noch länger dauert, reicht eine Flasche Rotwein nicht aus! Egal, was er mit meiner Haut macht.
    „Jetzt sei doch nicht beleidigt. Ich meine ja nur! Mit dreißig sollte man langsam an seine Zukunft denken.“ Sie macht eine bedeutungsvolle Pause. „Wie geht es eigentlich Benni?“
    Ah, daher weht der Wind! Meine Mutter ist der neugierigste Mensch, den ich kenne, besonders, wenn es um mein Liebesleben geht. Seit Johann und ich nicht mehr zusammen sind, legt sie all ihre Energie in meine Beziehung zu Benni. Vor allem, seit sie weiß, dass Benni der Erbe des Verlages ist, für den ich arbeite. „Benni geht es prima. Wir treffen uns nachher bei ihm zu Hause.“
    „Vielleicht macht er dir ja einen Heiratsantrag. Dein Dreißigster wäre das perfekte Datum dafür“, trällert meine Mutter am anderen Ende.
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