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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
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zu starten. Bennilein, ich kommeeee!

2. Julias Facebook-Status: Freut sich auf den Abend zu zweit ...
     
    Ich steige ins Taxi. Normalerweise vermeide ich es, Taxi zu fahren. Ich habe immer das Gefühl, die Grundvoraussetzungen, um Taxifahrer zu werden, sind, besonders übellaunig zu sein, kombiniert mit einer möglichst geringen Arbeitsmotivation und der Einstellung, dass Kunden prinzipiell lästig sind.
    Als ich das letzte Mal mit dem Taxi vom Bahnhof nach Hause gefahren bin und dem Fahrer meine Adresse nannte, wurde ich mit den Worten „Nein, nein, nein! Immer habe ich Pech!“ begrüßt. Dabei hat mich der Mann wie einen Schwerverbrecher angesehen. Auf meine Frage nach dem Grund bekam ich zur Antwort, dass sich die kurze Strecke nach der langen Wartezeit am Bahnhof für ihn nicht lohne. Ich bin mir daraufhin richtig schuldig vorgekommen und habe ernsthaft überlegt, den Mann eine Extrarunde drehen zu lassen, damit eine höhere Summe als fünfzehn Euro zustande käme.
    Dabei finde ich, die Taxifahrer sehen immer ganz zufrieden aus, wenn sie sich mit den Kollegen die Wartezeit vertreiben und auf der Kühlerhaube eines Taxis Schach spielen.
    „Wo soll´s denn hingehen, junge Frau?“, fragt mich der Fahrer im breiten Hamburger Slang. Junge Frau klingt gut. Der Tag wird so langsam mein Freund. Adrenalin rauscht durch meine Adern. Gleich werde ich wilden, ungezügelten Sex haben!
    „Bitte zum Winterhuder Marktplatz“, nenne ich dem Fahrer Bennis Adresse. Ich lasse mich auf den Rücksitz des Taxis fallen. Der Mann nickt, das Taxi setzt sich in Bewegung.
    „Isch habe heute Geeburtssstag“, verkünde ich laut. Meine Aussprache klingt irgendwie komisch. Ich kann im Rückspiegel sehen, dass der Taxifahrer eine Augenbraue hebt. „Mein Dreißigster“, fahre ich fort. Geht doch!
    „Ja dann ... herzlichen Glückwunsch.“ Er nickt, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    Mehr nicht?! Eigentlich hätte ich erwartet, dass der Mann so etwas sagen würde wie „Das sieht man Ihnen aber nicht an“ ... aber nichts. Na ja, dafür hat er mich vorhin als junge Frau bezeichnet. Da will ich noch mal gnädig sein.
    „Haben Sie sich auch so erschreckt, als es angefangen hat zu wackeln“, nehme ich die Unterhaltung wieder auf. Warum sieht mich dieser schreckliche Taxifahrer so komisch an?
    „Welches Wackeln meinen Sie denn, junge Frau?“ Wahrscheinlich hat er mich wegen seiner dichten Ohrbehaarung nicht richtig verstanden.
    „Na, das Erdbeben von vorhin. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten.“ Ich kichere hysterisch. „Gott sei Dank ist nichts passiert!“
    Der Typ glotzt mich durch den Rückspiegel mit weit aufgerissenen Augen an und schüttelt den Kopf. In der Tasche pupst mein Handy. Letzte Woche fand ich den Klingelton unheimlich witzig. Jetzt ist er mir eher ein bisschen peinlich. Ich schaue aufs Display. Es ist Katja. Ich nehme ab.
    „Hallo“, rufe ich fröhlich ins Telefon.
    „Pumbi, wo steckst du gerade?“ Nur Katja darf mich bei meinem alten Spitznamen aus Kinderzeiten nennen.
    „AufdemWegzuBenni.“ In meinem Kopf klang der Satz irgendwie flüssiger.
    „Sag mal, hast du was getrunken?“ Katja ist immer so misstrauisch!
    „Nur ein klitzekleines Schlückchen mit Harald und anschließend habe ich noch einen deiner tollen Weine probiert, die du letzte Woche so günstig bei der Metro erworben hast.“
    „Aha, dachte ich es mir doch!“ Sie klingt wie ein Richter, der sein endgültiges Urteil fällt.
    „Was?“ Ich kratze mich unauffällig am Oberschenkel.
    „Du bist betrunken.“
    „Nein, bin ich nicht“, nuschele ich entrüstet. „Na ja, vielleicht ein bisschen.“
    „Ach Pumbi“, seufzt Katja. „Dich darf man wirklich nicht alleine lassen.“
    „Aber heute ist doch mein Geburtstag, da werde ich doch ein wenig feiern dürfen.“ Ich mache einen Schmollmund, bis mir einfällt, dass Katja ihn ja gar nicht sehen kann. „Hättest du Zeit gehabt, hätten wir zusammen feiern können.“
    „Schon gut. Ich rufe auch nur an, weil ich wissen wollte, wo du steckst.“
    „Im Taxi.“
    „Und wo genau?“ Katja ist immer so schrecklich pingelig.
    Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Warte mal.“ Ich tippe dem Fahrer mit dem Finger auf die Schulter. „´tschuldigung, können Sie mir bitte sagen, wo wir gerade sind?“
    „Sierichstraße!“, brummt der Mann. Seine Augen fallen fast in meinen Ausschnitt.
    Ich lasse mich zurück auf die Rückbank fallen. „Hast du gehört?“ Ich zupfe mein
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