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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
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Schwankungen. Wie sagte meine Oma Trude schon immer: „Gegensätze ziehen sich an!“ Und da bin ich ganz ihrer Meinung.
    „Ich hätte Angst, irgendeinem Lüstling in die Arme zu laufen“, sage ich. Harald hört abrupt auf, meine Haare zu föhnen.
    „Aber, Liebelein, genau das hoffe ich ja.“
    „Wie heißt dein Date überhaupt?“
    Harald tippelt unruhig hin und her. „ Hotshot69 “
    „Dein Date heißt Hotshot69 ?“, frage ich ungläubig.
    Harald nickt begeistert.
    „Und wie nennst du dich?“ Ich ahne Schreckliches!
    „ Schwarzer Hengst6 “, lautet die prompte Antwort.
    „Ach du meine Güte!“ Ich nehme einen Schluck aus meinem Glas.
    „Toller Name, nicht?“ Harald strahlt wie ein Honigkuchenpferd.
    „Äh ... Na ja ... findest du den Namen nicht etwas ... gewagt?“, frage ich zaghaft nach.
    „Will sie etwa meine Qualitäten im Bett infrage stellen“, entrüstet sich Harald alias Schwarzer Hengst6 . „Bisher hat sich noch niemand hinterher beschwert.“
    „Nein, so war das nicht gemeint“, versuche ich, ihn zu beschwichtigen. „Aber mit dem Namen erweckst du eine gewisse Erwartungshaltung! Wenn du verstehst, was ich meine.“
    „Und genau das ist der Sinn, Liebelein“, erklärt mir Harald. „Stell dir vor, was sich für Männer bei mir melden würden, wenn ich mich Friseur34 oder Kuschel78 genannt hätte. Nomen est omen. Außerdem gibt es schlimmere Schicksale als wilden, ungezügelten Sex mit einem Mann zu haben“, fügt er hinzu.
    „Da hast du auch wieder recht“, seufze ich. Seit Benni zusammen mit seiner Schwester Arianne die Leitung des Holiday Dream Verlages übernommen hat, liegen wir in unserer Beziehung unter den bundesdeutsch üblichen 2,5 Prozent Geschlechtsverkehr pro Woche. Selbst am Wochenende ist Benni beruflich so eingespannt, dass er oft erst spät und total erschöpft nach Hause kommt.
    Nicht, dass ich einen ruhigen, gemütlichen Abend bei einer Flasche Rotwein und einem guten Film nicht zu schätzen weiß. Aber manchmal sehne ich mich schon nach den wilden Nächten zurück, als ich Benni noch nicht so gut kannte. Heißer Sex bei jeder Gelegenheit. Herzklopfen schon beim Klang seiner Stimme. Stundenlanges Stylen vor dem Spiegel für das perfekte Aussehen, um nach zehn Minuten wieder nackt und völlig außer Atem auf dem Bett zu liegen.
    Heute verzichte ich meist auf Make-up. Inzwischen trage ich bequeme Klamotten, damit der Bauch nach dem Essen nicht so drückt und es kann schon mal vorkommen, dass ich in Bennis Gegenwart eine Gesichtsmaske auflege. Als ich Benni darauf angesprochen habe, hat er mir geantwortet, dass es ihn nicht stören würde. Gelegentlich erwische ich mich sogar dabei, wie ich Bennis Augenbrauen mit etwas Spucke glattstreiche. Das ist so eine Art Reflex, der mir in Fleisch und Blut übergegangen ist. Das machen normalerweise nur Mütter bei ihren Kindern: Sie spucken in ein Taschentuch und wischen ihnen damit die Dreckspitzer aus dem Gesicht. Aber in einer Beziehung wird man sich eben auf seltsame Art und Weise vertraut.
    Dabei ist es wichtig, sich in einer Partnerschaft ein paar Geheimnisse und die eigene Privatsphäre zu bewahren. Ich meine, wer möchte schon wissen, wie der Freund aussieht, wenn er auf dem Klo sitzt und sein Geschäftchen erledigt?! Oder ihm dabei zusehen, wie er sich die Nasenhaare rasiert? Nein, zu viel Vertrautheit kann sich auch kontraproduktiv auf eine Beziehung auswirken. Deswegen aufgepasst Mädels. Sonst räumt ihr den Geschirrspüler aus und er macht euch dabei einen Heiratsantrag. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung.
    „Hast du eine Ahnung, wie ... äh ... Hotshot69 aussieht, oder ist das Teil eures Blind Dates?“, frage ich neugierig weiter. Schließlich ist Harald der Erste in meinem Bekanntenkreis, der zugibt, sich auf einer Singleplattform zu tummeln.
    „Kein Bild“, entgegnet mir Harald fröhlich. „Da verlasse ich mich ganz auf seine ehrliche Beschreibung und mein Gefühl.“
    „Du hast keine Ahnung, wie der Typ aussieht?“, frage ich ungläubig. Mit Haralds Gefühlen ist das so eine Sache.
    „Doch“, erwidert Harald. „Groß, schlank. Mitte dreißig. Blond, blauäugig.“
    „Das war´s?“
    Harald nickt begeistert. „Was braucht sie noch mehr? Fantasie, Liebelein, Fantasie ist die Würze im Leben!“
    „Findest du die Beschreibung nicht ein bisschen ungenau?“, frage ich vorsichtig nach.
    „Das ist nicht ungenau, das ist Abenteuer.“ Harald verdreht schwärmerisch die Augen. „Das Leben ist
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