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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen
Autoren: Martina Gercke
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hinten nahen laut lachend Ulli und seine Mannen.
    „Wenn Sie noch Fragen haben, Frau Löhmer, können Sie jederzeit eine meiner Kolleginnen ansprechen“, schiebt sie noch lächelnd hinterher.
    „Dankeschön“, hauche ich. „Ich habe nämlich schreckliche Flugangst!“
    „Sie haben Flugangst?“, wiederholt sie aufmerksam.
    Ich nicke. Mein Mund fühlt sich trocken an wie die Wüste Gobi. Argwöhnisch schiele ich in Richtung Cockpit. Die Tür zu den Piloten steht leicht offen und gibt den Blick auf unzählige Knöpfe, Sicherungen und elektronische Anzeigen frei. Wow! So viel Technik. Das kann ja nicht gut gehen! Ich habe ein leicht gestörtes Verhältnis zu elektronischen Geräten, seit ich die gesamte IT-Abteilung eines Freundes mit einem einzigen Knopfdruck lahmgelegt habe.
    All die vielen Knöpfe ...
    Aber wo ist ...
    Das kann nicht sein!
    Das gibt es doch nicht!
    Aber das muss der Pilot doch merken!
    Mein Gott, die haben vergessen ...
    „Das Flugzeug hat ja keinen Steuerknüppel“, kreische ich.
    „Was?“ Die Stewardess sieht mich verwirrt an.
    „Na ...“ Ich deute mit dem Zeigefinger in Richtung Cockpit. „Die haben ja keinen Steuerknüppel.“
    Der Stewardess klappt die Kinnlade herunter, und für einen Moment ist das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden.
    „Schauen Sie doch mal “, fordere ich die verwirrte Flugbegleiterin auf. „In diesem Flugzeug gibt es keinen Steuerknüppel.“
    „Ähm ...“ Sie lächelt, diesmal mitleidig. „Wir befinden uns auf einem modernen Airbus. Der Pilot steuert das Flugzeug mit einem Sidestick “, belehrt sie mich.
    „Waaas?“ Ich sehe die Flugbegleiterin entsetzt an. „Aber das sind doch die Dinger, mit denen man Computerspiele spielt.“
    Ich bin zwar nicht sonderlich bewandert in Sachen Computerspiele, aber dank meines Exfreundes Achim, der seine gesamte Freizeit mit dem Computer anstatt mit mir verbrachte, kenne ich mich zumindest in der Bedienung ganz gut aus.
    „Kein Joystick , sondern ein Sidestick . Sie können ganz beruhigt sein. Unser Kapitän, Herr Schönherr, ist wirklich ein sehr erfahrener Pilot, der schon unzählige Flüge mit diesem Flugzeugtyp absolviert hat.“
    Sie schenkt mir ein gütiges Lächeln. Ich komme mir ziemlich dämlich vor. „Haben Sie sonst noch Fragen, Frau ...“ Sie schielt erneut auf meine Bordkarte. „... Löhmer?“
    „Nein danke“, verabschiede ich mich hastig mit rotem Kopf.
    „Gern geschehen“, nickt die Flugbegleiterin und wendet sich Ulli und seinen Freunden zu. „Herzlich willkommen an Bord ...“
    Mit gesenktem Kopf schleiche ich durch den Gang. Meine Hände sind mittlerweile nass, und mein Herz rast im Schweinsgalopp. Die Sache mit dem Joystick hat nicht gerade zu meiner Beruhigung beigetragen.
    Ich meine, früher ... das waren wenigstens noch richtige Flugzeuge mit Steuerknüppel, Kopilot und Flugingenieur. Heutzutage hat man als Passagier das Gefühl, sein Leben einem Computer anzuvertrauen, der von einem Piloten überwacht wird. Mist! Vielleicht hätte ich Miriam doch lieber eine Schiffsreise vorschlagen sollen, anstatt diesen doofen Klub in Soma Bay. Ich meine, wer will schon nach Ägypten?! Ich jedenfalls nicht.
    Ich lasse meinen Blick über die Ablagefächer über den Köpfen der Passagiere gleiten. Können die die Zahlen nicht größer machen! Um die Sitzplatznummern zu erkennen, braucht man ja eine Brille!
    9  C ...
    10  D ...
    Ah! 12  F. Ich habe meinen Sitzplatz erspäht. Bisher sind die beiden Plätze daneben noch unbesetzt. Ich lasse mich mit klopfendem Herzen auf meinen Sitz fallen.
    Warum sitzt hier sonst keiner hier außer mir?
    Hat das vielleicht einen Grund?
    Wissen die anderen Passagiere vielleicht etwas, das ich nicht weiß?
    Hastig sehe ich mich um, kann aber nichts Auffälliges entdecken. Anschließend taste ich mit der Hand nach der Schwimmweste unter dem Sitz. Als ich wieder auftauche, blicke ich in Ullis fragendes Gesicht!
    „Was für ein Zufall!“, freut Ulli sich. „Wie es aussieht, werden wir wohl den ganzen Flug miteinander verbringen.“ Er zwinkert mir zu, was bei ihm offensichtlich einer Aufforderung zum Sex gleichkommt.
    „Ja, toll“, entgegne ich schwach. Na suuuper! Jetzt habe ich nicht nur mit meiner Flugangst zu kämpfen, sondern muss mich auch noch mit einem nervigen Sitznachbarn auseinandersetzen.
    Ulli und sein Freund lassen sich lautstark in ihren Sitzplatz fallen. Sehnsüchtig werfe ich einen Blick nach vorne, wo bisher nur einige wenige Gäste Platz
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