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Reizimpuls Todesschläfer

Reizimpuls Todesschläfer

Titel: Reizimpuls Todesschläfer
Autoren: K. H. Scheer
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1.
     
    »Wenn Zeit nicht mehr Zeit ist, wenn Zeit nicht ein­mal mehr ein Be­griff, son­dern nur ein will­kür­lich er­fun­de­nes Wort für ei­ne qua­dril­lio­nen­fach dif­fe­ren­zie­ren­de Form des Da­seins ist, dann streikt das mensch­li­che Ge­hirn. Wann kom­men wir an? Wo – das ist gar nicht so wich­tig; aber wann …?«
    Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan, selt­sams­ter Ein­satz­schat­ten der Ge­hei­men Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr, hat­te wei­se, wenn auch ver­wor­ren klin­gen­de Wor­te ge­spro­chen. Durch sie of­fen­bar­te er sei­ne wah­re Na­tur. In sei­nem tiefs­ten In­nern war er nicht der klein­wüch­si­ge Pos­sen­rei­ßer, den zu sein er bei je­der pas­sen­den oder un­pas­sen­den Ge­le­gen­heit vor­gab.
    Da­vid Gold­stein dach­te nicht dar­an, die für uns im­mer rät­sel­haf­ter wer­den­den Kon­trol­len des mar­sia­ni­schen Zeit­de­for­ma­tors au­ßer acht zu las­sen, ob­wohl Han­ni­bals Er­klä­run­gen in die­ser Um­ge­bung an­ge­bracht wa­ren. Un­ter nor­ma­len Um­stän­den hät­ten sie al­ler­dings Ver­wun­de­rung oder gar psych­ia­trisch prü­fen­de Bli­cke her­vor­ge­ru­fen.
    Wis­sen Sie – wenn man als nor­mal­emp­fin­den­der Mensch ein Ge­rät be­tritt, das von wis­sen­schaft­lich weit über­ge­ord­ne­ten In­tel­li­gen­zen kon­stru­iert und er­baut wur­de, dann fühlt man sich nicht son­der­lich wohl.
    Wird man dar­über hin­aus ge­zwun­gen, mit ei­nem der­art ab­strak­ten Tech­no-Ge­bil­de zu ar­bei­ten, be­ginnt das Herz schnel­ler zu schla­gen. Man fragt sich, ob es sinn­voll ist; ob das Ri­si­ko den Ein­satz lohnt und tau­send an­de­re Din­ge.
    Tat­säch­lich aber denkt der Mensch an sei­ne Selbs­t­er­hal­tung und dar­an, daß er bei der prak­ti­schen Nutz­bar­ma­chung ei­ner art­frem­den Kon­struk­ti­on zwangs­läu­fig in Ge­fahr ge­rät, aus den Rei­hen der Le­ben­den ge­ris­sen zu wer­den.
    Man stirbt nicht ger­ne; be­son­ders dann nicht, wenn man sei­ne Chan­cen nicht kal­ku­lie­ren kann.
    Nun kal­ku­lie­ren Sie aber ein­mal Ih­re Über­le­benschan­cen, wenn Sie ge­zwun­gen wer­den, sich ei­nem tech­ni­schen Mon­s­trum an­zu­ver­trau­en. In die­ser Si­tua­ti­on bricht auch hart­ge­sot­te­nen Män­nern der Schweiß aus.
    Von mir konn­te ich je­den­falls nicht be­haup­ten, mich an­nä­hernd si­cher zu füh­len.
    Un­ser Rück­sturz durch die zahl­lo­sen Par­al­le­le­be­nen des fünf di­men­sio­na­len Be­grif­fes »Zeit« war ei­ne ex­tre­me Be­las­tungs­pro be für den Ver­stand, der er­staun­li­cher­wei­se im­mer wie­der ver­such­te, die Si­tua­ti­on zu klä­ren und sie in all­ge­mein­ver­ständ­li­che Form zu brin­gen. Wie un­mög­lich das bei ei­ner Rei­se in die fer­ne Ver­gan­gen­heit war, wuß­ten wir längst. Den­noch ga­ben wir die Ver­su­che nicht auf.
    »An­kunft in ei­ner Mi­nu­te Tat­säch­lich­keits­be­wer­tung«, er­klär te Pro­fes­sor Gold­stein in ei­ner Art, die uns er­neut be­las­te­te.
    Na­tür­lich wuß­te je­der­mann an Bord des rie­si­gen Stahl­wür­fels, was un­ter ei­ner »Tat­säch­lich­keits­be­wer­tung« zu ver­ste­hen war. Ei­ne Tat­sa­che ist eben ei­ne Tat­sa­che – dach­ten wir!
    In ei­nem mar­sia­ni­schen Ti­me-Trans­mit­ter gal­ten je­doch an­de re Ge­set­ze. Da­nach zu ur­tei­len, wa­ren die für uns gül­ti­gen Tat­sa­chen nur ein Frag­ment des Be­griffs, denn das Ge­rät durch­eil­te die Par­al­le­le­be­nen in Wirk­lich­keit oh­ne je­den Zeit­ver­lust. Da das für un­se­re Ge­hir­ne aber ein Fak­tor der 5-D-Theo­rie war, spra­chen wir in ge­wohn­ten Meß­wer­ten.
    Es kommt im­mer auf den Be­zugs­punkt an, nicht aber dar­auf, was »ei­gent­lich« zu sein hät­te.
    Aus die­ser Sicht muß­ten wir noch ei­ne Mi­nu­te rei­sen, ob­wohl in Wirk­lich­keit ver­lust­frei ge­stürzt wur­de.
    Je­mand stieß ei­ne kräf­ti­ge Ver­wün­schung aus. Erst als Han­ni­bal zu grin­sen be­gann und an­züg­lich zu mir auf­schau­te, be­merk­te ich, daß ich der Übel­tä­ter ge­we­sen war.
    »Ver­zei­hung«, bat ich. »Es war nicht so ge­meint.«
    »Nicht nur dein Blind­darm zuckt«, be­kräf­tig­te der Zwerg. Er woll­te mir
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