Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
Vom Netzwerk:
Kalkstadt waren wir bis auf 2000 Meter herunter.«
    »Kalkstadt
interessierte sie am meisten«, sagte Taylor voll Anerkennung. »Das ist
erstklassige Arbeit, Lansen, erstklassig. Mit welcher Geschwindigkeit?«
    »Dreihundert.
dreihundertsechzig. So ungefähr. Es gab nichts zu sehen, sage ich Ihnen,
nichts.« Lansen zündete sich eine Zigarette an. »Jetzt ist Schluß damit«,
wiederholte er. »Wie wichtig das Ziel auch immer sein mag.« Er stand auf.
Taylor erhob sich gleichfalls.
    Er steckte
die rechte Hand in die Außentasche seines Mantels. Plötzlich wurde seine Kehle
trocken: das Geld - wo war das Geld?
    »Sehen Sie
in der anderen Tasche nach«, schlug Lansen vor.
    Taylor
reichte ihm den Umschlag. »Wird es deswegen Schwierigkeiten geben? Wegen der
MIGs, meine ich?«
    Lansen
zuckte die Schultern. »Ich bezweifle es, es ist mir noch nie passiert. Dieses
Mal werden sie mir schon glauben. Sie werden glauben, es sei das Wetter
gewesen. Ich kam ungefähr auf halber Strecke vom Kurs ab. Es könnte auch die
Schuld des Bodendienstes gewesen sein. Beim Übergang von einer Leitstelle zur
anderen.«
    »Was ist
mit dem Navigator? Was ist mit der übrigen Besatzung? Was denken die?«
    »Das ist
meine Sache«, sagte Lansen mürrisch. »Sie können in London bestellen, daß es
das letzte Mal war.«
    Taylor sah
ihn beunruhigt an. »Sie sind nur durcheinander«, sagte er. »Nach dieser
Nervenanspannung.«
    »Hol Sie
der Teufel«, sagte Lansen leise, »hol Sie der Teufel, verdammt noch mal.« Er
drehte sich um, legte eine Münze auf die Theke und ging aus der Bar, wobei er
den langen gelben Briefumschlag mit dem Geld achtlos in die Tasche seines
Regenmantels stopfte. Taylor folgte ihm kurz darauf. Der Barkeeper sah ihm zu,
wie er durch die Tür ging und die Treppe hinunter verschwand. Ein äußerst
widerlicher Mann, dachte er. Aber Engländer hatte er noch nie leiden können.
Taylor wollte zuerst kein Taxi zum Hotel nehmen. Er könnte den Weg in zehn
Minuten zurücklegen und etwas vom Tagegeld sparen. Die Bodenhosteß nickte ihm
zu, als er auf seinem Weg zum Haupteingang an ihr vorbeiging. In der
Empfangshalle war alles aus Teakholz, vom Boden strömte warme Luft herauf. Taylor
trat ins Freie. Die Kälte schnitt wie ein Schwert durch seine Kleider; und ihre
lähmende Wirkung breitete sich wie vordringendes Gift schnell über sein unbedecktes
Gesicht aus, tastete sich zu seinem Nacken und zu den Schultern. Er änderte
seinen Plan und sah sich hastig nach einem Taxi um. Er war betrunken.
Plötzlich kam es ihm zu Bewußtsein: die frische Luft hatte ihn betrunken
gemacht. Der Taxistandplatz war leer. Ein alter Citroen parkte fünfzig Meter
weiter auf der Straße; der Motor lief. Er hat die Heizung an, der glückliche
Kerl, dachte Taylor und eilte durch die Flügeltür zurück.
    »Ich
möchte ein Taxi«, sagte er zu dem Mädchen. »Wissen Sie, wo ich eines bekommen
kann?« Er hoffte inbrünstig, daß er nüchtern aussah. Verrückt, so viel zu
trinken. Er hätte diesen Drink von Lansen nicht annehmen sollen.
    Sie
schüttelte den Kopf. »Sie haben die Kinder weggebracht«, sagte sie. »Sechs in
jedem Wagen. Das war heute die letzte Maschine. Im Winter haben wir hier nicht
viele Taxis.« Sie lächelte. »Es ist ein sehr kleiner Flughafen.«
    »Was ist
das dort oben auf der Straße, dieser alte Wagen? Kein Taxi, oder?« Seine Stimme
war undeutlich.
    Sie ging zur Tür und sah hinaus.
Ihr Gang war behutsam schwingend, ungekünstelt und herausfordernd. »Ich sehe
keinen Wagen«, sagte sie. Taylor sah an ihr vorbei. »Es stand ein alter Citroen
dort. Beleuchtet. Muß weggefahren sein. Es wäre ja möglich gewesen.« Mein Gott,
er war an ihm vorbeigefahren, ohne daß er es auch nur gehört hätte. »Die Taxis
sind alle Volvos«, bemerkte das Mädchen. »Vielleicht wird eines zurückkommen,
nachdem es die Kinder abgesetzt hat. Warum gehen Sie nicht auf einen Drink?«
    »Die Bar
ist zu«, antwortete Taylor bissig. »Der Barmann ist fort.«
    »Wohnen
Sie im Flughafen-Hotel?«
    »Im
>Regina<, ja. Ich bin in Eile, müssen Sie wissen.«
    Es fiel
ihm jetzt leichter. »Ich erwarte einen Anruf aus London.«
    Sie
betrachtete unschlüssig seinen Wettermantel aus grobem Gewebe.
    »Sie
könnten zu Fuß gehen«, schlug sie vor. »Zehn Minuten, immer die Straße
hinunter. Das Gepäck kann Ihnen später nachgebracht werden.« Taylor sah mit der
gewohnten weit ausholenden Handbewegung auf seine Uhr. »Gepäck ist schon dort.
Kam heute morgen an.« Er hatte das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher