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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Krieg im Spiegel (Smiley Bd 4)
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ob er auch den Steinhäger wegräumen sollte.
    »Natürlich
war es ganz ungefährlich«, brauste Taylor auf. »Wer hat was von Gefahr gesagt?«
    »Noch
einen Drink?« fragte der Barkeeper.
    »Nein,
aber nehmen Sie sich einen. Nur zu, gießen Sie sich einen ein.«
    Der
Barkeeper füllte sich widerstrebend ein Glas und sperrte die Flasche weg.
    »Trotzdem,
wie machen sie das?« fragte Taylor. Er hatte einen versöhnlichen Ton
angeschlagen, um mit dem Barkeeper wieder Frieden zu schließen. »Bei einem
solchen Wetter können sie doch nicht die Hand vor den Augen sehen.« Er zeigte
das Lächeln des Kenners. »Du sitzt in der Führerkanzel und könntest deine Augen
genausogut zumachen - so viel helfen sie dir. Ich hab's erlebt«, sagte Taylor,
wobei er seine Hände locker vor sich hielt, als lägen sie um den Steuerknüppel.
»Ich kenn' mich da aus. In der Kanzel ist man der erste, der's abbekommt, wenn mal
wirklich was schiefgeht.« Er schüttelte den Kopf. »Die Jungs sind nicht zu
beneiden«, erklärte er. »Ich gönn' ihnen jeden Pfennig, den sie verdienen.
Besonders in einem derartigen Drachen: Diese Dinger sind ja mit Draht
zusammengebunden. Mit Draht.« Der Barkeeper nickte zerstreut, leerte sein Glas,
wusch es aus, trocknete es ab und stellte es in das Regal unter der Theke. Er
knöpfte seine weiße Jacke auf.
    Taylor
rührte sich nicht.
    »Tja«, sagte der Barkeeper mit
freudlosem Lächeln, »jetzt müssen wir nach Hause gehen.« Taylor riß die Augen
auf und warf den Kopf zurück. »Wieso wir? Was soll
das heißen?« Jetzt hätte er es mit jedem aufgenommen: Lansen war gelandet. »Ich
muß schließen.«
    »Nach
Hause ist gut. Gießen Sie uns noch einen ein, kommen Sie. Sie können
nach Hause, wenn Sie wollen. Aber ich lebe in London.« Seine Stimme klang
jetzt streitlustig, halb im Scherz, halb ärgerlich, mit steigender Lautstärke.
»Und solange Ihre Gesellschaften nicht in der Lage sind, mich vor morgen früh
nach London oder zu irgendeinem anderen verdammten Ort zu bringen, ist Ihr
Vorschlag, dorthin zu gehen, ziemlich dumm. Oder nicht, alter Junge?« Er
lächelte noch, aber es war das dünne, ärgerliche Lächeln eines nervösen
Mannes, der im Begriff war, seine Beherrschung zu verlieren. »Und wenn Sie
sich das nächstemal einen Drink von mir bezahlen lassen, Freundchen, werde
ich von Ihnen soviel Höflichkeit...«
    Die Tür
öffnete sich und Lansen kam herein. So war es nicht geplant gewesen. Dies war
alles andere als der Vorgang, den man ihm beschrieben hatte. Leclerc hatte ihm
gesagt: Bleibe in der Bar an einem Ecktisch sitzen, bestell einen Drink, lege
Hut und Mantel auf den anderen Stuhl, als würdest du auf jemanden warten.
Lansen geht immer noch auf ein Bier, wenn er Feierabend hat. Er ist gern unter
Leuten; so ist er eben. Die Bar wird sehr voll sein. Es ist zwar ein kleiner
Ort, aber auf diesen Flugplätzen ist immer was los. Er wird sich nach einem
Platz umsehen - ganz offen und unverhohlen -, dann wird er zu dir kommen und dich
fragen, ob der Stuhl besetzt ist. Du antwortest, daß du einen Freund
erwartest, der noch nicht erschienen sei. Lansen wird fragen, ob er Platz nehmen
darf. Er wird ein Bier bestellen und dann fragen: >Freund - oder
Freundin?< Du wirst darauf sagen, er sollte nicht so indiskret sein. Ihr
werdet beide lachen und ins Gespräch kommen. Frage ihn nach zwei Dingen: Höhe
und Fluggeschwindigkeit. Die Jungs von der Auswertung müssen Höhe und
Fluggeschwindigkeit wissen. Steck das Geld in die Außentasche deines Mantels.
Er wird deinen Mantel aufheben, den seinen daneben legen und ganz ruhig, ohne
das geringste Aufsehen zu erregen, hineinfassen, den Umschlag herausnehmen
und den Film in deine Manteltasche gleiten lassen. Du trinkst dann aus, gibst
ihm die Hand - die Geschichte ist erledigt. Am Morgen fliegst du nach Hause. So
einfach hatte es Leclerc dargestellt.
    Lansen
schlenderte quer durch den leeren Raum auf sie zu - eine hochgewachsene,
kräftige Gestalt in einem blauen Regenmantel und einer Kappe. Er sah Taylor
kurz an und sagte an ihm vorbei zum Barkeeper: »Jens, gib mir ein Bier.« Zu
Taylor gewandt, fragte er: »Was nehmen Sie?«
    Taylor lächelte dünn. »Das hiesige
Gesöff.«
    »Gib ihm, was er haben will. Einen
Doppelten.«
    Der Barkeeper knöpfte seine Jacke
wieder zu, schloß das Regal auf und goß einen doppelten Steinhäger ein. Lansen
gab er ein Bier aus dem Kühlschrank.
    »Kommen Sie von Leclerc?«
erkundigte sich Lansen kurz. Jeder hätte es hören
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