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Carpe Somnium (German Edition)

Carpe Somnium (German Edition)

Titel: Carpe Somnium (German Edition)
Autoren: Andy Marino
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Verwirrt? »Durstig.«
    Das Viereck schloss sich. Eine Sekunde später schwang die Tür auf.
    Es war Tante Dita. Ihre Gesichtszüge waren spitzer, wirkten beinahe wie die der Chmura Dité, und doch war es unverkennbar Tante Dita. Sie trug sogar ihren gelben Schal. Mistletoe musste sich auf die Innenseite ihrer Lippe beißen, um sich davon abzuhalten, sich ihr in die Arme zu werfen.
    Mit einem raschen Blick musterte Dita die Oberstadt-Fremde vor ihrer Tür. »Du bist weit weg von zu Hause«, sagte sie ausdruckslos, und in ihren Worten klang nur ein Hauch ihres vertrauten Akzents. Sie trat nicht zur Seite, bat Mistletoe nicht herein.
    »Und ich hab mich verirrt.«
    Dita lachte. »Wie bist du denn den weiten Weg hier runtergekommen?«
    »Ist kompliziert.« Mistletoes Herz klopfte heftig.
Ich rede mit Tante Dita
, dachte sie.
Und sie hat keine Ahnung, wer ich bin.
Es schien nicht real zu sein.
    Dita blickte kurz über die Schulter. »Jiri! Bring mal ’n bisschen Wasser.«
    Mistletoe hörte ein Murren aus den Tiefen der Hütte, gefolgt von lautem Geklapper und erstickten Flüchen. Dita warf ihr ein träges Lächeln zu.
    »Also … brauchst du irgendwelche Hilfe, um nach Hause zu kommen?«
    »Nein«, sagte Mistletoe, und fast hätte sie hinzugefügt:
Ich bin zu Hause.
    Dann eine lange Pause. Jiri erschien mit einem Glas milchig trüber Flüssigkeit. »Wasser«, sagte er und reichte Mistletoe ohne jedes Zögern das Glas, als gehörten durstige Fremde hier unten ganz einfach zum Leben dazu.
    »Das ist … Mistletoe, richtig?«, sagte Dita.
    Mistletoe nickte, trank gierig ihr Wasser. Es schmeckte schweflig und ein bisschen sandig, und es war das beste, das sie je getrunken hatte.
    »Mistletoe«, sagte Jiri. »Hmpph.«
    Sie legte den Kopf in den Nacken und schüttelte den letzten Tropfen aus dem Glas. Sie war wirklich durstig gewesen. Dann standen sie da und schwiegen, bis Jiri sich dröhnend räusperte und sich mit einer flüchtigen Geste seines erhobenen Fingers entschuldigte. Mistletoe lauschte auf das metallische Platschen, als sein zäher Auswurf im Spülbecken landete.
    Dita seufzte. »
Maj buhe.
Der Mann hat vielleicht Manieren.«
    »Ich weiß«, sagte Mistletoe. »Und danke für das Wasser.« Sie hatte noch immer das leere Glas in der Hand. Dita betrachtete ihr Gesicht.
    »Magst du Tee? Wir wollten uns grad welchen machen.«
    ***
    Später, als sie den letzten Rest Tee vor dem körnigen Bodensatz aus ihren Tassen nippten, klopfte es erneut völlig unerwartet an der Tür. Jiri und Dita wechselten einen kurzen Blick.
    »Hier geht’s ja zu wie am Bahnhof Achter Quadrant, New York«, raunzte Jiri und stand auf.
    »Muss tatsächlich ’ne Art neuer Rekord sein«, stimmte Dita ihm zu.
    »Moment!«, rief Mistletoe und sprang derart unvermittelt auf die Beine, dass sogar sie selbst sich erschreckte. »Ich geh schon.«
    Dita musterte sie grimmig. »Erwartest wohl jemanden?«
    »Weiß nicht genau«, sagte Mistletoe. »So ungefähr.«
    Noch ehe Jiri sich ihr in den Weg stellen konnte, stürmte Mistletoe zur Vordertür. Sie legte ihre Hand auf die Klinke und hielt kurz inne, wappnete sich. Was, wenn er es nicht war?
    Poch, poch, poch.
    Sie öffnete.
    »Hab doch gesagt, dass ich dich finde«, sagte Ambrose. »Schicker Haarschnitt.«
    »Schicke Wangenknochen.«
    »Wer ist’s denn?«, grummelte Jiri aus der Küche.
    »’n alter Freund«, sagte Mistletoe und griff nach Ambroses Hand.

Danksagung
    Danke an meine Eltern, deren grenzenlose Liebe und Unterstützung allen Menschen und hybriden Geschöpfen, wo immer sie sein mögen, eine Inspiration sein sollten. Ein besonderes Dankeschön an meinen Bruder, dessen Freundschaft und Nähe mir noch weitaus mehr bedeuten, als er ahnt.
    Verloren wäre ich ohne meine Agentin Elana Roth, deren sachkundige Anleitung stets mit Klugheit und Witz daherkommt und deren Tweets höchst unterhaltsam sind.
    Dank auch an meine brillante Lektorin Noa Wheeler, die mir bei gegrilltem Käse und gebratenen Essiggurken geholfen hat, die Geschichte zu finden, die ich wirklich erzählen wollte. Ohne dich würde diesem Buch sein Herz fehlen.
    Ehre gebührt Matt Lambert dafür, dass ich das Wort
Podcast
in seinem Sinn verwenden durfte. Danke für all deine Hilfe in den vergangenen Jahren.
    Mein spezieller Dank gilt all jenen, die so geduldig und großzügig waren, mir ihr detailliertes, erhellendes und ehrliches Feedback zu den vielen, in Qualität und Stimmigkeit heftig schwankenden Rohfassungen und verworfenen
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