Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
übernahm die ballistischen Korrekturen und hätte es ihr erlaubt, ein Ziel von der Größe eines Fußballs zu treffen, das sich mit Überschallgeschwindigkeit bewegte. Jede Kugel traf.
    Eine Wirkung war nicht zu erkennen.
    Die Geschosse schlugen einfach durch und wurden anscheinend nicht einmal merklich langsamer, ehe sie wieder austraten. Aus den Austrittswunden platzte nicht etwa Blut, sondern ein schwarzes Geflecht heraus, das im Schnee landete. Es war, als hätte sie auf Wasser geschossen. Die Wunden schlossen sich fast schneller, als sie entstanden; als einziger Hinweis darauf, dass dieses Wesen überhaupt getroffen wurde, blieb eine Spur schwarzer Fasern liegen.
    Dann erwischte es den zweiten UN-Marinesoldaten. Statt ihn in Stücke zu reißen wie den letzten, wirbelte es den voll gerüsteten Erder – der mit seiner Rüstung wahrscheinlich mehr als fünfhundert Kilo Masse hatte – herum und schleuderte ihn auf Bobbie. Ihr Helmdisplay verfolgte die Flugbahn des Soldaten und informierte sie freundlicherweise, dass das Ungeheuer den Soldaten nicht nur allgemein in ihre Richtung, sondern gut gezielt direkt nach ihr geworfen hatte. Außerdem war die Flugbahn flach, also flog der Soldat sehr schnell.
    So rasch es ihr unförmiger Anzug erlaubte, wich sie zur Seite aus. Der arme UN-Marinesoldat fegte Hillman, der neben ihr gestanden hatte, von den Beinen. Zusammen kugelten die beiden mit tödlicher Geschwindigkeit über das Eis.
    Als sie den Blick wieder auf das Monster richtete, hatte es bereits zwei weitere UN-Soldaten getötet.
    Jetzt eröffnete die ganze Abwehrlinie der Marsianer einschließlich des Yojimbo mit seiner großen Kanone das Feuer auf das Wesen. Die beiden noch lebenden irdischen Soldaten wichen aus und rannten schräg von dem Ding weg, damit die Marsianer freies Schussfeld hatten. Das Wesen wurde Hunderte, wenn nicht Tausende Male getroffen. Es flickte sich selbst, während es mit voller Geschwindigkeit weiterlief, und wurde höchstens etwas langsamer, wenn Yojimbos Granaten in der Nähe explodierten.
    Bobbie stand wieder auf und schoss wie alle anderen, doch es nützte nichts. Das Wesen stürmte in die marsianischen Linien hinein und tötete schneller, als das Auge folgen konnte, zwei Soldaten. Viel gewandter, als man es einer Maschine dieser Größe zutrauen mochte, wich der Yojimbo aus. Bobbie nahm an, dass Sa’id am Steuer saß. Er gab immer damit an, dass er den großen Mech Tango tanzen lassen konnte. Auch das nützte nichts. Noch bevor Sa’id die Kanone des Mech herumziehen und aus nächster Nähe schießen konnte, sprang das Wesen an der Seite empor, griff nach der Pilotenkanzel und riss die Tür aus dem Scharnier. Dann zerrte es Sa’id aus den Gurten und warf ihn sechzig Meter hoch in die Luft.
    Die anderen Marinesoldaten zogen sich zurück und schossen dabei weiter. Ohne Funk war jedoch kein geordneter Rückzug möglich. Bobbie rannte mit den anderen in Richtung Kuppel. Ein kleiner Bereich im Hinterkopf, der noch nicht in Panik geraten war, sagte ihr, dass die Glasplatten und Metallverstrebungen keinen Schutz gegen ein Wesen boten, das einen Mann mitsamt seiner Rüstung zerfetzen oder einen neun Tonnen schweren Mech zerlegen konnte. Dieser Teil ihres Verstandes erkannte natürlich auch, dass es ihr unmöglich war, das Entsetzen zu überwinden.
    Als sie die Außentür der Kuppel entdeckte, war nur noch ein Marinesoldat bei ihr. Gourab. Aus der Nähe konnte sie durch das Panzerglas des Helms sein Gesicht erkennen. Er schrie etwas, das sie nicht hören konnte. Sie wollte sich vorbeugen, um die Helme aneinanderzulegen, doch er stieß sie auf das Eis zurück und hämmerte mit einer Metallfaust auf die Steuerung der Luftschleuse. Er war immer noch dabei, sich mehr oder weniger gewaltsam einen Weg nach drinnen zu bahnen, als das Wesen ihn erreichte und ihm mit einer lässigen Bewegung den Helm vom Kopf fegte. Gourab stand noch einen Moment da, dem Vakuum ausgesetzt, blinzelte heftig und mit offenem Mund und stieß einen stummen Schrei aus. Dann riss ihm das Wesen den Kopf ebenso mühelos ab wie den Helm.
    Anschließend drehte es sich um und betrachtete Bobbie, die flach auf dem Rücken lag.
    Aus der Nähe konnte sie erkennen, dass es hellblaue Augen hatte. Es war ein elektrisch glühendes Blau. Die Augen waren schön. Sie hob die Waffe und drückte eine halbe Sekunde lang auf den Auslöser, bis sie sich erinnerte, dass ihr schon lange vorher die Munition ausgegangen war. Sie hätte schwören
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher