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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg
Autoren: James S. A. Corey
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zuzutreffen«, antwortete Holden.
    »Jetzt können sie nicht mehr abhauen.«
    Ursprünglich hatten Chinesen sowie Einwanderer aus Südostasien und Texas das Mariner Valley besiedelt. Alex hatte die dunkle Hautfarbe und das pechschwarze Haar eines Asiaten. Holden, der von der Erde stammte, fand es immer seltsam, wenn ein Mensch, der dem Äußeren nach aus dem Punjab stammte, mit einem übertriebenen texanischen Singsang sprach.
    »Was uns die Sache sehr erleichtert«, erwiderte Holden, während er die Gefechtskonsole hochfuhr. »Halte zehntausend Kilometer entfernt relativ zu ihnen an. Ich erfasse sie mit dem Ziellaser und schalte die Nahkampfkanonen ein, außerdem öffne ich die Raketenschächte, damit wir möglichst gefährlich aussehen.«
    »Alles klar, Boss«, bestätigte Alex.
    Naomi drehte ihren Stuhl herum und grinste Holden an. »Gegen Raumpiraten kämpfen. Wie romantisch.«
    Holden erwiderte das Lächeln. Auch in dem Overall eines marsianischen Marineoffiziers, der für ihren langen und schmalen Gürtlerkörper drei Nummern zu klein und fünf Nummern zu weit war, fand er sie schön. Das gelockte lange Haar hatte sie sich hinter dem Kopf zu einem störrischen Pferdeschwanz gebunden. Ihr Gesicht war eine hinreißende Mischung aus asiatischen, südamerikanischen und afrikanischen Zutaten, die selbst im Schmelztiegel des Gürtels ungewöhnlich war. Wenn er sich selbst in den spiegelnden Anzeigen betrachtete und den braunhaarigen Bauernjungen aus Montana sah, fand er sich vergleichsweise langweilig.
    »Du weißt, wie sehr ich alles mag, was dich das Wort ›romantisch‹ benutzen lässt. Aber ich fürchte, ich kann deine Begeisterung nicht teilen. Früher haben wir mal das Sonnensystem vor einer schrecklichen außerirdischen Bedrohung gerettet. Und jetzt das hier?«
    Holden hatte nur einen einzigen Cop näher kennengelernt, und auch den nur für kurze Zeit. Während der heftigen, höchst unangenehmen und chaotischen Ereignisse, die inzwischen als »Eros-Zwischenfall« bezeichnet wurden, hatte Holden vorübergehend mit einem schmalen, grauen und gebrochenen Mann namens Miller zusammengearbeitet. Als sie sich begegnet waren, hatte Miller bereits den Dienst quittiert und ermittelte besessen und auf eigene Faust in einem Vermisstenfall.
    Freunde waren sie nicht geworden, aber sie hatten immerhin dafür gesorgt, dass die Menschheit nicht durch die Soziopathen einer Firma vernichtet wurde, die sich eine außerirdische Waffe angeeignet hatte. Eine Waffe, die man bislang für einen gewöhnlichen Saturnmond gehalten hatte. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, war ihre Partnerschaft ein Erfolg gewesen.
    Holden hatte sechs Jahre als Marineoffizier gedient. Er hatte Menschen sterben sehen, wenngleich nur indirekt auf dem Radarschirm. Auf Eros hatte er aus nächster Nähe Tausende Menschen beobachtet, die auf entsetzliche Weise zugrunde gegangen waren. Ein paar hatte er sogar selbst getötet. Die Strahlendosis, die er dort abbekommen hatte, zwang ihn, ständig Medikamente zu nehmen, damit der Krebs in seinem Gewebe nicht aufblühen konnte. Damit war er sogar noch glimpflicher davongekommen als Miller.
    Denn Miller hatte dafür gesorgt, dass der außerirdische Infektionsherd auf die Venus statt auf die Erde gestürzt war. Das hatte ihn allerdings nicht vernichtet. Worauf die geheimnisvolle Programmierung der Aliens auch abzielte, sie arbeitete unter der dichten Wolkendecke des Planeten weiter, und bislang hatte noch niemand eine wissenschaftliche Einschätzung veröffentlicht, die über ein »Hm, verrückt« hinausgegangen wäre.
    Jedenfalls hatte der alte und müde Detective aus dem Gürtel das Leben verloren, als er die Menschheit gerettet hatte.
    Holden war seitdem ein Angestellter der Allianz der äußeren Planeten und jagte Piraten. Selbst an schlechten Tagen war er der Ansicht, deutlich besser abgeschnitten zu haben als Miller.
    »Dreißig Sekunden bis zum Rendezvous«, meldete Alex.
    Holden konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart und nahm noch einmal mit dem Maschinendeck Kontakt auf. »Amos, bist du angeschnallt?«
    »Roger, Käpt’n. Hier ist alles klar. Pass nur auf, dass mein Mädchen keine Löcher bekommt.«
    »Heute wird niemand schießen«, erwiderte Holden und trennte die Verbindung. Naomi hatte es gehört und zog fragend eine Augenbraue hoch. »Naomi, gib mir den Com. Ich will unsere Freunde da draußen rufen.«
    Gleich darauf erschien die Kommunikationssteuerung auf seinem Pult. Er setzte einen Richtstrahl
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