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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff
Autoren: Rexanne Becnel
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PROLOG
    »Ein zärtlicher Kuss, und dann trennen wir uns«
    Robert Burns
     
    London, Oktober 1133
    Randulf Fitz Hugh lag nackt auf dem Bett, neben ihm Maria n ne, die Frau des betagten Grafen von Carland. Sie war genauso nackt wie er, hatte sich aber in eine dicke Biberdecke gehüllt, während er an der kalten Luft fröstelte, die den Schweiß auf seiner Haut troc k nete, und während Marianne selig wie ein Kleinkind schlummerte, starrte er mürrisch an die dunkle Ba l kendecke.
    Er hatte sie vorhin ziemlich rau behandelt, doch das war nicht der Grund für seine schlechte Laune. Er war wütend auf den König und hatte diesen Ärger an se i ner Geliebten ausgelassen, was natürlich nicht ritte r lich war.
    Nicht dass sein schlechtes Benehmen Marianne et was ausg e macht hätte. Sie war im Bett unersättlich. In dieser Hinsicht pas s ten sie gut zusammen, doch heute Nacht hatte er wenig Interesse an den Genüssen ge zeigt, die ihr prächtiger Körper zu schenken ve r mochte. Randulf hatte jetzt wichtigere Dinge im Kopf.
    Eine dicke Kerze brannte auf dem dreibeinigen Tisch neben der Tür. Die flackernde Flamme tauchte das Schlafzimmer in schwaches Licht und warf ta n zende Schatten an die Wände.
    Verdammt! Hatte er nicht jede Schlacht gewo n nen, hatte er nicht jeden Feind besiegt, der Heinrichs absoluten Machtanspr ü chen im Wege stand? Hatte er sich eine Belohnung nicht redlich verdient? Aber der K ö nig war ein gerissener alter Fuchs. Heute hatte Rands trunksüchtiger älterer Bruder John dem Herrscher bei Hofe erneut seine Lehnstreue geschworen, und da raufhin war ihm als Erben seines Vaters der off i zielle Titel >Earl of Asdin< zugesprochen worden. Erst danach hatte der König seinen scharfen Blick auf Rand gerichtet und dessen Belo h nung verkündet: im Na men der Krone wurden dem tapferen Krieger riesige Ländereien in Nordwales übereignet.
    Randulf Fitz Hugh war wie vom Donner gerührt gewesen. Nordwales lag zwar noch innerhalb der Grenzen Britanniens, war aber unendlich weit vom Londoner Machtzentrum en t fernt. Dort solle er – so fuhr Heinrich fort – an der Mündung des Flusses Gyf fin eine mächtige Festung errichten, eine unei n nehm bare Burg auf halbem Wege zwischen ehester und Anglesey, und er solle jegliche walisische Opposition gege n über der britischen Autorität im Keime er sticken. Mit dieser ehrenvollen Aufgabe könne nur ein besonders starker und ve r trauenswürdiger Mann betraut werden, betonte der König.
    Vielleicht war etwas Wahres daran, aber Rand wusste auch, dass der Monarch treue Gefolgsle u te, die seiner Ansicht nach zu mächtig wurden, gern in Grenzgebiete seines Reichs schic k te, wo sie keine Be drohung mehr darstellten. Gewiss, Rand war jetzt ein Großgrundbesitzer, fast so etwas wie ein kle i ner König. Allerdings reizte es ihn überhaupt nicht, in der Wildnis von Wales zu herrschen. Er wurde das Gefühl nicht los, in die Verbannung geschickt zu werden.
    Vielleicht sollte er sich geschmeichelt fühlen, dass sein zunehmender Einfluss und Reichtum dem Mon archen Unbeh a gen bereitete, doch das war ein schwa cher Trost. Es nahm viele Jahre in Anspruch, eine Burg zu bauen. Er würde ein alter Mann sein, bevor er nach London zurückkehren konnte.
    »Allmächtiger!«, schnaubte Rand und sprang aus dem ze r wühlten Bett, viel zu nervös, um still liegen zu können. Er zündete eine zweite Kerze an und goss Wasser aus dem Krug in eine flache Schüssel. Marian nes Mann war ve r reist, und Rand könnte deshalb die ganze Nacht mit ihr verbri n gen, wenn er wollte, aber er hatte kein Interesse daran.
    Es kann lange dauern, bis du wieder eine so reiz volle G e liebte findest, flüsterte ihm eine innere Stim me zu, während er sich wusch. Du solltest dich mit ihr amüsieren, solang du noch Gelegenheit dazu hast.
    Aber er ignorierte diese Stimme. Auch in Wales gab es Frauen, und er hatte gehört, dass sie ihre Körper bereitwilliger zur Ve r fügung stellten als Engländerin nen. Wieder schnaubte er vor sich hin. Sollten diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen, müssten die Wa liserinnen eigentlich mit g e schürzten Röcken und weit gespreizten Beinen auf den Straßen herumliegen, denn seinen bisherigen Erfahrungen nach schliefen die Frauen an Hei n richs Hof mit jedem Mann, der ihnen Münzen oder Schmuck in Aussicht stellte.
    Ihn hatte diese Liederlichkeit freilich nie gestört, ganz im Gegenteil. Er hatte viele adlige Damen mit seinen Liebeskün s ten beglückt und auch nie mit
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