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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg
Autoren: James S. A. Corey
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auf das Piratenschiff und wartete, bis der Link grünes Licht zeigte. Dann sagte er: »Frachter ohne Kennung, hier ist Kapitän James Holden von der Raketenfregatte Rosinante der Äußeren Planeten. Bitte antworten Sie.«
    Im Kopfhörer war außer leisem statischem Rauschen nichts zu hören.
    »Hört mal, Leute, wir wollen hier keine Spielchen spielen. Ich weiß, wer ihr seid. Ich weiß auch, dass ihr vor fünf Tagen den Lebensmitteltransporter Somnambulist angegriffen, die Maschinen lahmgelegt und sechstausend Kilo Protein und die gesamte Luft gestohlen habt. Mehr als das muss ich gar nicht über euch wissen.«
    Wieder antwortete ihm nur Schweigen.
    »Es sieht folgendermaßen aus. Ich bin es leid, euch zu verfolgen, und ich lasse mich nicht beliebig lange hinhalten, während ihr euer kaputtes Schiff repariert und die Flucht fortsetzt. Wenn ihr nicht in den nächsten sechzig Sekunden uneingeschränkt kapituliert, schieße ich zwei Torpedos mit fetten Gefechtssprengköpfen ab und zerschmelze euer Schiff zu glühender Schlacke. Dann fliege ich nach Hause und schlafe mich aus.«
    Endlich meldete sich jemand. Es war ein Junge, dessen Stimme viel zu jung für jemanden klang, der sich für das Leben eines Piraten entschieden hatte.
    »Das können Sie nicht machen. Die AAP ist gar keine richtige Regierung. Sie können mir überhaupt nichts tun, also lassen Sie mich in Ruhe.« Die Stimme kippte beinahe wie bei einem pubertierenden Jugendlichen.
    »Ehrlich? Mehr haben Sie mir nicht zu sagen?«, antwortete Holden. »Vergessen Sie mal die Frage nach Regierungen und Regierungsmacht. Betrachten Sie einfach nur die Ladar-Peilungen, die Sie von meinem Schiff erhalten. Sie hocken auf einem zusammengeschusterten leichten Frachter, auf den jemand in Handarbeit ein paar Gausskanonen geschweißt hat, und ich habe einen modernen marsianischen Raketenbomber mit genügend Feuerkraft, um einen kleinen Mond in die Luft zu jagen.«
    Die Stimme antwortete nicht mehr.
    »Leute, selbst wenn ihr mich nicht als rechtmäßige Autorität anerkennt, sollten wir uns darauf einigen, dass ich euch jederzeit in die Luft jagen kann.«
    Der Com blieb stumm.
    Holden rieb sich seufzend den Nasenrücken. Trotz des Koffeins wollten die Kopfschmerzen nicht verfliegen. Er ließ die Verbindung zum Piratenschiff stehen und öffnete einen zweiten Kanal ins Cockpit.
    »Alex, jage eine kurze Garbe der vorderen Abwehrkanonen mittschiffs durch den Frachter.«
    »Warten Sie!«, rief der Junge auf dem anderen Schiff. »Wir ergeben uns! In Gottes Namen!«
    Holden streckte sich in der Schwerelosigkeit, die er nach der tagelangen Beschleunigung genoss, und grinste in sich hinein. Heute wird niemand erschossen.
    »Naomi, sage unseren neuen Freunden, sie sollen dir die Fernsteuerung ihres Schiffs übertragen, und dann fliegen wir zur Tycho-Station zurück, damit das AAP-Gericht über sie befinden kann. Alex, sobald die Maschinen da drüben wieder laufen, berechnest du den Rückflug mit einem komfortablen halben G. Ich bin unten in der Krankenstation und suche mir ein Aspirin.«
    Holden löste die Gurte der Druckliege und stieß sich in Richtung der Leiter ab. In diesem Moment piepste sein Handterminal. Es war Fred Johnson, der Anführer der AAP und ihr persönlicher Patron auf der Fabrikstation Tycho, die der OPA zugleich als Hauptquartier diente.
    »Hallo, Fred, wir haben die frechen Piraten erwischt. Ich bringe sie zurück, damit sie angeklagt werden können.«
    Fred verzog das große Gesicht zu einem Grinsen. »Das ist neu. Keine Lust mehr, sie in die Luft zu jagen?«
    »Das nicht, aber hier ist endlich jemand, der es mir glaubt, wenn ich damit drohe.«
    Jetzt runzelte Fred die Stirn. »Hören Sie, Jim, deshalb rufe ich Sie nicht. Ich brauche Sie sofort auf Tycho. Auf Ganymed ist irgendetwas passiert …«

3 Prax
    Praxidike Meng stand in der Scheunentür, blickte zu den Feldern mit den sachte nickenden Blättern hinaus, die so saftig grün waren, dass sie beinahe schwarz erschienen, und geriet in Panik. Dunkler, als sie es hätte sein sollen, spannte sich die Kuppel über ihm. Die Stromversorgung der Pflanzenlampen war unterbrochen, und die Spiegel … er kam nicht mehr dazu, weiter über die Spiegel nachzudenken.
    Das Flackern zwischen den kämpfenden Schiffen erinnerte an ein billiges, fehlerhaftes Display. Lauter Farben und Bewegungen, die dort nicht hätten sein dürfen. Auf jeden Fall zeigte ihm dies, dass etwas nicht stimmte. Er leckte sich über die Lippen. Es
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