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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg
Autoren: James S. A. Corey
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können, dass das Wesen die Waffe neugierig betrachtete, ehe es ihr in die Augen sah und den Kopf auf die Seite legte.
    Das war’s dann, dachte sie. So geht es also mit mir zu Ende, und ich weiß nicht einmal, was dafür verantwortlich ist und warum es geschehen ist. Mit dem Tod konnte sie sich abfinden. Ohne Antworten zu sterben, fand sie unermesslich grausam.
    Das Wesen machte einen Schritt auf sie zu, hielt inne und schauderte. Aus dem Rumpf brach ein Paar neuer Gliedmaßen hervor und zuckte wie Tentakel. Der ohnehin schon groteske Kopf schien anzuschwellen. Die blauen Augen strahlten hell wie die Lichter in den Kuppeln.
    Dann explodierte es und ging in Flammen auf. Die Druckwelle schleuderte sie über das Eis. Sie rutschte, bis sie so fest gegen eine kleine Erhebung prallte, dass das schockabsorbierende Gel im Anzug erstarrte und sie unerbittlich festhielt.
    Sie lag auf dem Rücken und kämpfte mit der Ohnmacht. Über ihr zuckten Blitze am dunklen Himmel. Die Schiffe in der Umlaufbahn schossen aufeinander.
    Feuer einstellen, dachte sie, auch wenn sie niemand hören konnte. Die Soldaten sind doch nur geflohen. Feuer einstellen. Der Funk ging immer noch nicht, der Anzug war tot. Sie konnte niemandem erklären, dass die UN-Marinesoldaten gar nicht angegriffen hatten.
    Dass etwas ganz anderes angegriffen hatte.

2 Holden
    Die Kaffeemaschine war schon wieder kaputt.
    Schon wieder.
    Jim Holden konnte nicht anders, er drückte noch einige Male auf den roten Knopf, der sie eigentlich einschalten sollte, obwohl er längst wusste, dass dabei nichts herauskommen würde. Die große, glänzende Kaffeemaschine, die dazu gebaut war, eine ganze marsianische Schiffsbesatzung zu versorgen, gönnte ihm nicht eine Tasse und gab nicht das leiseste Geräusch von sich. Sie weigerte sich einfach, Kaffee zu produzieren, und versuchte es nicht einmal. Holden schloss die Augen und unterdrückte die in den Schläfen aufblühenden Kopfschmerzen, die vom Koffeinentzug herrührten. Er drückte auf den Knopf des nächsten Schiffscoms.
    »Amos«, rief er.
    Der Com funktionierte nicht.
    Obwohl er sich lächerlich vorkam, drückte er noch mehrmals auf den Knopf, der einen Kanal zu dem Schiffsmechaniker öffnen sollte. Nichts. Erst als er die Augen wieder öffnete, sah er, dass auf dem Com kein einziges Licht brannte. Er drehte sich um. Auch die Lampen des Kühlschranks und der Herde waren erloschen. Es war nicht nur die Kaffeemaschine. Die ganze Kombüse probte den Aufstand. Holden betrachtete den Namen des Schiffs, der erst vor Kurzem in die Wand der Messe eingraviert worden war. » Rosinante, Baby, warum tust du mir weh, obwohl ich dich so liebe?«
    Schließlich zückte er das Handterminal und rief Naomi.
    Es dauerte eine kleine Weile, bis sie sich endlich meldete. »Äh, hallo?«
    »Die Kombüse funktioniert nicht. Wo steckt Amos?«
    Es gab eine Pause. »Du rufst mich von der Kombüse aus mit dem Handterminal an? Während wir auf demselben Schiff sind? Ist der Com in der Wand zu weit weg?«
    »Der Com ist ebenfalls ausgefallen. Als ich sagte, dass die Kombüse nicht funktioniert, war das keine Übertreibung. Hier sind sämtliche Geräte kaputt. Ich habe dich gerufen, weil du im Gegensatz zu Amos dein Terminal immer dabeihast. Außerdem verrät er mir nie, woran er gerade arbeitet, während du meistens darüber informiert bist. Also, wo steckt Amos?«
    Naomi lachte. Es war ein hübsches Geräusch, das Holden unweigerlich ein Lächeln entlockte. »Er sagte, er wollte ein paar Kabel neu verlegen.«
    »Hast du da oben Strom? Treiben wir ohne Kontrolle durch das All, und ihr seid noch nicht sicher, wie ihr mir das beibringen sollt?«
    Er hörte, wie Naomi auf irgendetwas tippte, dabei summte sie leise.
    »Nein«, antwortete sie. »Anscheinend ist die Messe der einzige Bereich, der keinen Strom hat. Alex sagt, wir müssen uns in weniger als einer Stunde mit Raumpiraten herumschlagen. Willst du nicht in die Operationszentrale kommen und gegen Piraten kämpfen?«
    »Ohne Kaffee kann ich nicht kämpfen. Ich muss Amos finden.« Holden trennte die Verbindung und schob das Terminal in die Hosentasche.
    Dann ging er zu der Leiter, die im ganzen Kiel des Schiffs entlanglief, und rief den Aufzug. Das flüchtende Piratenschiff konnte langfristig nur mit einem G beschleunigen. Deshalb hatte Alex Kamal, Holdens Pilot, ihre eigene Beschleunigung auf 1,3 G gesetzt, um das Schiff abzufangen. Bei höheren Beschleunigungen war es jedoch gefährlich, die Leiter zu
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