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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg
Autoren: James S. A. Corey
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Hydrauliköl dabei?«
    »Ja«, bestätigte Hillman und holte es sofort heraus.
    »Könntest du meinem linken Knie einen Spritzer verpassen?«
    Als Hillman vor ihr kniete und an dem Anzug hantierte, stritten Gourab und Travis sich über irgendeine Sportart. Bobbie hörte nicht zu.
    »Der Anzug ist alt«, erklärte Hillman. »Du solltest dir einen neuen besorgen. So was wird mit der Zeit immer öfter passieren.«
    »Ja, das sollte ich wohl machen«, stimmte Bobbie zu. In Wirklichkeit war das leichter gesagt als getan. Bobbie hatte nicht die richtige Figur für die normalen Anzüge. Jedes Mal, wenn sie eine neue Spezialanfertigung bestellte, musste sie einen wahren Spießrutenlauf über sich ergehen lassen. Sie war etwas über zwei Meter groß und lag damit nur knapp über der durchschnittlichen Größe marsianischer Männer, wog aber nicht zuletzt dank ihrer polynesischen Vorfahren bei einem G mehr als einhundert Kilogramm. Dabei hatte sie kein Gramm Fett am Leib. Ihre Muskeln schienen vielmehr bereits zu wachsen, wenn sie nur durch einen Trainingsraum spazierte. Als Marinesoldatin musste sie natürlich ständig trainieren.
    Der Anzug, den sie jetzt trug, war nach zwölf Jahren aktivem Dienst der erste, der tatsächlich gut passte. Inzwischen zeigte er zwar Verschleißspuren, aber es war einfacher, ihn zu reparieren, als um einen neuen betteln zu müssen.
    Hillman steckte gerade das Werkzeug wieder ein, als es in Bobbies Funkgerät knackte.
    »Vorposten vier für Strichmännchen. Melden Sie sich, Strichmännchen.«
    »Vorposten vier«, antwortete Bobbie. »Hier ist Strichmännchen eins. Sprechen Sie.«
    »Strichmännchen eins, wo steckt ihr? Ihr seid eine halbe Stunde zu spät dran, und hier unten ist der Teufel los.«
    »Entschuldigung, Posten vier, wir hatten Schwierigkeiten mit der Ausrüstung.« Bobbie fragte sich, was die Gegenstelle von ihnen wollte, hütete sich aber, über einen nicht abhörsicheren Kanal nachzufragen.
    »Kehren Sie sofort zum Vorposten zurück. Auf dem UN-Außenposten wurden Schüsse abgefeuert. Wir machen die Station dicht.«
    Bobbie brauchte einen Moment, um die Meldung zu verdauen. Ihre Männer starrten sie unterdessen verwirrt und ängstlich an.
    »Äh, schießen die Leute von der Erde auf euch?«, fragte sie schließlich.
    »Noch nicht, aber sie schießen. Macht, dass ihr schleunigst herkommt.«
    Hillman stand sofort auf. Bobbie beugte das Knie, und die Diagnoselampe sprang auf Grün um. Mit einem Nicken bedankte sie sich bei Hilly, dann sagte sie: »Abmarsch zum Vorposten. Los.«
    Als Bobbie und ihre Leute noch einen halben Kilometer vom Stützpunkt entfernt waren, schlug der allgemeine Alarm an. Das Helmdisplay aktivierte sich automatisch und wechselte in den Gefechtsmodus. Die Sensoren machten sich ans Werk, suchten nach feindlichen Einheiten und klinkten sich in einen Satelliten ein, um Luftbilder zu empfangen. Es klickte, als sich die in den rechten Arm des Anzugs eingebaute Waffe selbsttätig entsicherte.
    Im Falle eines Beschusses aus dem Orbit wären tausend Alarmsignale zu hören gewesen. Trotzdem musste sie einfach nach oben zum Himmel blicken. Keine Blitze, keine Raketenschweife. Nichts außer dem riesigen Jupiter.
    Bobbie machte sich mit weiten, federnden Sprüngen auf zum Vorposten. Ihre Leute folgten kommentarlos. Wer dazu ausgebildet war, konnte mit motorverstärkten Anzügen bei niedriger Schwerkraft sehr schnell weite Strecken zurücklegen. Schon nach wenigen Sekunden tauchte der Stützpunkt hinter der Kuppel auf, und kurz darauf erkannte sie den Grund für den Alarm.
    UN-Marinesoldaten griffen den marsianischen Vorposten an. Der jahrelange kalte Krieg wurde plötzlich heiß. Trotz ihrer professionellen Gelassenheit und Disziplin war sie überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Tag wirklich kommen würde.
    Die anderen Angehörigen ihres Zuges hatten den Stützpunkt verlassen und ihre Positionen eingenommen, um den Vorstoß der UN abzufangen. Irgendjemand hatte den Yojimbo nach draußen gefahren. Der vier Meter hohe Kampfmech überragte die Marinesoldaten. Er sah aus wie ein kopfloser Riese in einer verstärkten Rüstung. Die mächtige Kanone schwenkte langsam hin und her und zielte auf die anrückenden Truppen der Erde. Die UN-Soldaten legten die 2500 Meter zwischen den Stellungen in vollem Lauf zurück.
    Warum redet niemand?, fragte sie sich. Es war gespenstisch, dass sie alle so hartnäckig schwiegen.
    Als ihre eigenen Leute gerade die
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