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Bye Bye, Crazy Chick

Bye Bye, Crazy Chick

Titel: Bye Bye, Crazy Chick
Autoren: Joe Schreiber
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Chancen wahrzunehmen‹, also nach einem neuen Job Ausschau zu halten. Er meinte, er fühle sich unglaublich erleichtert.
    Die vorläufigen Untersuchungen hatten ergeben, dass in der Anwaltskanzlei niemand, auch nicht mein Dad, etwas von der Sache gewusst hatte, in die Valerie verwickelt gewesen war. Doch Harriet, Statham und Fripp war inzwischen zum ENRON der Juristen und zum Witz jeder Talkshow mutiert. Ihre Klientenkartei hatte sich schneller geleert als die Erste-Klasse-Kabinenauf der
Titanic
. Währenddessen blieb Dad sonderbar gelassen. »Bloß kein Mitleid mit einem Anwalt, der fast einen Autorenvertrag hat«, sagte er. Als Mom sich erkundigte, ob er wirklich ein Buch schreiben wollte, zwinkerte er nur und erklärte, er ›verhandele‹ noch mit einem Verlag.
    Es war ein bisschen ungewohnt, dass er auf einmal so viel da war, aber auf eine eher angenehme Art, so als hätte man drei Monate Ferien bei sich zu Hause. Wir spielten Tennis, sprachen mehr miteinander, stritten weniger und verbrachten zehn Tage am Strand oben in Maine. Meine Mutter lachte öfter. Sie und Dad fingen an, Händchen zu halten. Annie wurde zum ersten Mal von einem Jungen eingeladen – nichts Großes, bloß ein paar Freunde, die zusammen ins Kino gingen. Doch der Junge, der sie gefragt hatte, kam persönlich an die Tür, um sie abzuholen, während seine Mutter draußen im Auto wartete. Ich kann mich noch genau an sein Gesicht erinnern, als er mit großen Augen völlig baff durch die Tür der Hotelsuite guckte und »Oh Mann,
wohnt
ihr wirklich hier?«, sagte.
    Ich traf mich mit Norrie und den anderen Jungs von Inchworm und wir machten ab und zu ein bisschen Musik. Aber Interscope Records hat sich nie gemeldet. Im Juli hat Sasha uns verlassen, um seine eigene Band zu gründen.
    Ich beobachtete die Narbe an meinem Knie. Egal, wie braun ich auch wurde, sie blieb immer weiß.
    Mit der Zeit hörten auch die Träume auf.
    Ende Juli verschickte ich, ohne großen Wirbel darum zu machen, meine Bewerbungen fürs College. Am Ende habe ich mich bloß an zwei Universitäten beworben: Connecticut und Columbia University.
    Ein paar Wochen später klingelte das Telefon.

Sechsunddreißig
    Wenn Geld und familiäre Verpflichtungen keine Rolle spielten, wie würden Sie dann den letzten Sommer verbringen, bevor Sie aufs College gehen?
    Rutgers University
     
    Die Frau im Flur stellte sich als Leanne Couzens vor, Leiterin der Studienzulassung an der Columbia University. Sie war eine attraktive Brünette in den Mittvierzigern, deren lässiges Selbstvertrauen wahrscheinlich daher rührte, dass sie das Schicksal Tausender panischer Highschool-Abgänger in ihren Händen hatte.
    Mir war sofort klar, dass Dad sie toll fand – so wie er seine Hand an Mom vorbeistreckte, um ihre zu schütteln, bevor Leanne überhaupt Gelegenheit hatte, uns in ihr Büro zu bitten.
    »Bitte«, sagte sie, »nehmen Sie doch Platz. Kann ich jemandem etwas anbieten, Wasser oder eine Tasse Kaffee?«
    »Ich glaube, wir sind vollauf zufrieden, danke«, antwortete Dad.
    Leanne setzte sich uns gegenüber an einen Schreibtisch mit Granitplatte, deren hochglanzpolierte Oberfläche in ihrer Eleganz durch nichts als einen Laptop, ein Telefon und ein silbergerahmtes Foto (auf dem vermutlich entweder ihre Familie oder ihr Hund zu sehen war) gestört wurde. Mit dem verchromten Bücherregal und dem Ausblick auf die Straße war der Rest desBüros ebenso stromlinienförmig durchgestylt. Wären nicht die Pflanzen gewesen, die wie lange grüne Spinnen am Fenster herunterbaumelten, hätte der Raum völlig steril gewirkt.
    »Also«, begann sie. »Wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe, ist das hier absolut außergewöhnlich. Normalerweise wird alles, was die Zulassungen betrifft, online abgewickelt. Um ehrlich zu sein, ist es, na ja … sehr lange her, dass ich ein persönliches Zulassungsgespräch mit einem zukünftigen Studenten geführt habe.« Sie lächelte mich an, und ich merkte, dass ich beinahe unwillentlich zurücklächelte. »Perry ist jedoch ein ganz besonderer Fall. Ehrlich gesagt, war es meine Idee, Sie hierher einzuladen.«
    »Nun ja«, sagte Mom. »Wir freuen uns natürlich sehr, dass Columbia an Perry interessiert ist.«
    Leanne schmunzelte. »Ich glaube kaum, dass ich die Einzige bin, die Interesse an Perry hat. Was man in den letzten zwei Monaten so in den Nachrichten gehört hat … Na ja, Sie haben sicher ziemlich im Mittelpunkt des Interesses gestanden, oder?«
    »Ja, das stimmt«,
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